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Tagebuch Grundwehrdienst - Kapitel III - Stammeinheit in Schortens beim Objektschutz

Woche 18 | Stammeinheit II: Schortens

Tag 120 - Montag, 31-10-2005 Wiedersehen macht Freude.
Und so sehen wir das Kompaniegebäude nun zum zweiten male von innen. Wir melden uns beim Spieß und so passieren im Laufe des Tages wieder ein Haufen Formalitäten. Uns wird dies und jenes erzählt, wir müssen ein paar Wische ausfüllen, unterschreiben. Schließlich bekommen wir auch eine vorläufige Stube zugeteilt. Wir werden nicht lange dort bleiben, denn das Gebäude ist eigentlich etwas höheren Dienstgraden im Stile von Unteroffizieren vorbehalten und entsprechend schöner ist die Stube ausgestattet als jene, in der wir später wohnen werden. Möbel und Betten gehören der neuen, aktuellen Generation an. Angenehme Sache. Wir haben sogar ein Waschbecken und einen großen Spiegel. Hätten sie noch eine Dusche eingebaut, hätten wir direkt Miete zahlen können.

Zur allgemeinen Info: R. und ich gehören jetzt der 1. Staffel des Objektschutzbataillons, kurz 1./ObjSBtlLw, an. Befinden uns, wie in der AGA, im III. Zug. Was nicht so gut läuft: Ich bin in der ersten Gruppe, R. in der Zweiten. Insgesamt gibt es drei Gruppen. Schade. Aber immerhin haben wir, auch jetzt noch, eine eigene Stube nur für uns.
Wir erfahren im Laufe des Tages, dass unsere übrigen zugangehörigen Kameraden (inzwischen mag ich dieses Wort nicht mehr so gern, würde lieber Kollegen schreiben, aber das wäre sachlich falsch) bereits seit heute Vormittag draußen auf einem Truppenübungsplatz sind und wir, sobald wir mit allem Notwendigen hier fertig sind, nachgeliefert werden sollen.
Nachdem wir unser Gepäck grob in der Stube verteilt haben, werden wir angehalten zügig unsere Kampfrucksäcke nach altbekanntem Schema zu packen, den Schlafsack aufzuschnallen und uns zu melden. Also tun wir dies. Werden dann direkt von einem Stabsgefreiten mit einem Wolf (Die olle Mercedes G-Klasse) auf den Übungsplatz gefahren. Er sagt noch, es sei nicht weit. Ich denke wir sind in fünf Minuten da. 15 Minuten später bin ich eingedöst, nachdem ich eine geraucht habe. Und das in einem Kfz der Bundeswehr. Ist das legitim?
Der Übungsplatz ist im Endeffekt gute 30 Kilometer entfernt, aber wir erreichen ihn wohl irgendwann und werden dann in der Nähe unseres Zuges aus dem Fahrzeug entlassen.
Hier treffen wir dann auf den Leutnant, unseren Zugführer. Er sagt, er freue sich, dass wir jetzt da sind und erklärt uns direkt ein paar Sachen. Z.B. warum wir hier statt der Feldbluse eigentlich immer die Feldjacke tragen und warum die Splitterschutzweste unter der Jacke getragen wird. Er teilt uns dann auch unseren Gruppen zu. Eine Andeutung von Unmut über unsere verschiedenen Gruppenzugehörigkeiten hilft da auch nichts.
Wir werden zu unseren Gruppenführern geschickt. Meiner ist Oberfeldwebel B., welcher auch gleich einen bleibenden Eindruckt von Wahnsinn hinterlässt. Durch sein Auftreten und das was er so sagt. Aber halb so wild, eher lustig. Ich erfahre, dass wir uns die nächste Zeit hier draußen (Es ist übrigens inzwischen etwa 16h) mit dem Thema Stellungssysteme, Alarmposten usw. befassen werden. Ich erhalte auch direkt ein G36 mit ein paar Platzpatronen vom Oberfeld, weil ich in der Kaserne noch keine Eigenes empfangen konnte. Außerdem bekomme ich, wie es hier üblich ist, einen Buddy zugeteilt. Ein Buddy ist so etwas, wie es das auch beim Tauchen gibt. Ein Partner halt, mit dem man ziemlich vieles gemeinsam tut. Pissen gehen z.B. Dient der gegenseitigen Sicherung in allen Lebenslagen.
Wir befinden uns in einem Waldstück, dessen Größe ich noch nicht einschätzen kann, in der Nähe eines Waldrandes, welcher Ausblick auf eine größere Wiese mit zwei weiteren Waldgrenzen gewährt. In unserem Wald, etwa 40 Meter vom Rand entfernt, erstreckt sich ein Stellungssystem mit 5-6 Einzelstellungen wenn ich mich recht entsinne. Stellungen sind einfach gesagt befestigte Erdlöcher zum Verstecken und zum Gefecht.
Ich beziehe mit meinem Buddy Stellung No. 2 und versuche ein paar allgemeine Informationen aus ihm herauszubekommen. Er ist aber kein sonderlich informativer Kerl wie sich bald herausstellt. Außerdem richten wir uns etwas in der Stellung ein, d.h. Rucksack platzieren, eine Art Halterung für das G36 basteln und halt gucken ob alles passt.

Eindrücke unserer Stellung:

stellungskampfsystem bundeswehr

stellungskampfsystem bundeswehr

Was auch erwähnt werden muss, ist, dass die Stellungen nicht auf dem Wege des Erdgeschosses, sondern durch Tunnel erreicht werden. Diese sind ziemlich eng, niedrig, dunkel und auch sonst nicht sonderlich anziehend. Außerdem haben komische große Käfer und ein paar Frösche wohl die Eigenschaft, gern in Stellungssysteme zu fallen und nicht wieder herauszufinden. Nun, man gewöhnt sich an alles. Inzwischen kündigt sich die Dämmerung an und zwei Kameraden sind damit beschäftigt an jedem Kampfstand ein FFOBZB (Das waren die komischen verdrahteten Telefone) zu installieren und eine Verbindung zum Platz des Gruppenführers herzustellen.
Klappt irgendwann auch, als es bereits ziemlich dunkel ist.
Irgendwann frage ich meinen Buddy, wie lange wir in den Stellungen bleiben werden. "Hmm, zwei Tage vielleicht."
[Denkblase auf] Ogott [Denkblase zu]
Ich soll also zwei Tage lang in einem Loch stehen bleiben, dass nach vorn und hinten vielleicht einen Spielraum von einem Meter, nach links und rechts Einen von vielleicht 1,70 Metern hat, und das auch noch mit einem anderen Typen? Prost Mahlzeit.
Naja kann man nichts machen. Ich frage ihn, wie's aussieht wenn man mal pinkeln muss. "Nimmste Deinen Pick-Pott." "Meinen Was??" "Pick-Pott. Das Essgeschirr Mensch!" "Ah".
[Denkblase auf] Will er mich verarschen?? [Denkblase zu]
Ich werde garantiert nicht in mein Essgeschirr pissen. Keine Sorge, tue ich im Endeffekt auch nicht. Es geht nur darum, die Stellungen nicht zu verlassen wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Ich gehe später des Nachts einfach durch die Tunnel zum Ausgang und schiffe dort irgendwo an einen Baum. Im Wald ist man ja relativ geborgen vor feindlichen Einblicken von außen. Als es bereits dunkel ist gibt es Abendessen, in Form von etwas Brot, etwas Aufschnitt und etwas pekiger Limonade. (Wie viel bleibt von einem Getränk über, wenn es jemand in einem offenen flachen Behältnis in völliger Dunkelheit durch einen engen Tunnel transportiert? Nicht so viel.) Es sind ungefähr die schäbigsten Essbedingungen, die ich jemals wahrgenommen habe. Geht aber nicht anders, man ist hungrig. Im Laufe der nächsten Stunden kommt das Oberfeld vorbeigepirscht und sagt was zu tun ist. Jede Viertelstunde wird eine Meldung an den Gruppenführer gegeben, für uns lautet diese etwa "Adler, hier Kondor, melde Kilo Viktor!" 'Kilo Viktor' steht dabei für KV, KV für Keine (besonderen) Vorkommnisse. (Hallo Nato-Alphabet)
Wie wir unsere Schichten handhaben, wann also wer schläft, dürfen wir uns selbst einteilen. Mein Buddy schlägt Schichten von einer Stunde vor. Ich akzeptiere dies, zumal ich mich als Neuling hier nicht gleich querstellen will. Eine Stunde ist allerdings völliger Schwachsinn, denn es dauert ein paar Minuten bis man sich einen Schlafsitz eingerichtet hat und bis man einschläft. Dann vielleicht 40-45 Min. dösen bringt es nicht wirklich. Aber gut, Schlaf ist eh was für Weicheier. So vergeht dann meine erste Nacht bei den Objektschützern. In einem elenden Erdloch. Morgens gegen vier beginnt es leicht zu regnen, was nicht unbedingt stimmungszuträglich ist. Im Laufe der Nacht passiert nicht sonderlich viel. Gelegentlich fährt ein Fahrzeug der BW auf dem Weg vor dem Waldrand vorbei. Wohl damit wir etwas zu melden haben und das Melden ein wenig üben können. Denn die Meldung muss möglichst präzise ausfallen, was viele scheinbar noch nicht begriffen haben. Also nicht nur "Melde nen Fahrzeug" sondern so detailreich wie es halt geht. Personen im Wagen? Wie schnell? Wo kam er her, wo ist er hin? Bewaffnung erkennbar? Jemand ausgestiegen? Usw.
Gegen halb sieben, in der Morgendämmerung ist dann Frühstückszeit. Ebenfalls in dem Kampfstand versteht sich. Ich glaube zu meiner Freude gibt es sogar Kaffee. Während der Nacht habe ich mich bereiterklärt, meinen Schlafsack zu entpacken, damit wir uns in den Ruhephasen damit einhüllen konnten, weil es doch arg kalt war. Später am diesem Tag sollte ich einen dicken Käfer daraus hervorschütteln. Mit der aufkommenden Helligkeit verschwindet auch die Müdigkeit, welche sich im Laufe der Nacht mit einiger Penetranz breit machte.
Für mich eine weitere neue Entdeckung ist der Einsatz von Nachtsichtgeräten. Wir haben zum einen ein NSA-80 zur Verfügung, zum anderen ein BIV-DF. Das NSA wird auf das G36 gebastelt und verhilft dem optischen Visier zu ungeahnten Fähigkeiten. Sieht man hindurch, ist alles grün und man erkennt noch in tiefer Nacht deutlich mehr als mit bloßem Auge. Nachteil: Es ist ziemlich schwer, knappe 2 Kg schätze ich. Mit Ablage aber kein Problem. Das BIV-DF (Bildverstärker-Doppelfernglas) ist qualitativ noch ein gutes Stück weit besser, aber auch größer. Wenn man ein derartiges Gerät noch nie vorher genutzt hat, kann man gut ein paar Minuten damit verbringen, sich die Landschaft einmal bei Nacht anzusehen und am Schärferegler zu spielen. Strengt irgendwann aber die Augen an und so lässt man es erst einmal bleiben. In den frühen Morgenstunden kommen mir leichte Zweifel an meiner Entscheidung hierher zu gehen, auf. Hocken wir die nächsten paar Monate nur in Erdlöchern? Ist das die Vorbereitung auf den Auslandseinsatz? Indem ich mir grade in einem Zustand den ich für Übermüdung halte, den Arsch abfriere, ziemlich schmutzig und grade am nass regnen bin, freue ich mich doch, meinen FWDL-23 Antrag noch nicht unterzeichnet zu haben. So bleibt mir noch die Möglichkeit zum 31.03.2006 feierlich wieder hinausgeworfen zu werden.
Was auch noch erwähnt werden kann, ist, dass wir ab jetzt und in den kommenden Monaten an der so genannten CR-Ausbildung teilnehmen. CR bedeutet 'Combat Ready'. Sie dient dazu, infantristische Grundlagen zu erlernen. Ein Auslandsbezug ist hier noch nicht wirklich erkennbar und wahrscheinlich gibt es auch keinen Nennenswerten, außer dass man abgehärtet und an schlechte Umstände gewöhnt wird. Von den Teilnehmern wird ein gewisser Einsatz gefordert, grundsätzlich gibt es am Ende dieser Ausbildung einige Soldaten, welche sie nicht bestehen. Zu oft neukrank gewesen, sportlich zu schwach oder sonst irgendwas. Zu meisternde Situationen sind hier im Allgemeinen das Verhalten unter Stress, Verhalten unter Angst, unter Schlafentzug, unter Nahrungsentzug. Man darf also gespannt sein, wie es weitergeht!

Tag 121 - Dienstag, 01-11-2005 Um mir weitere Ausführungen über Erdlöcher zu sparen: wir bleiben noch bis zum Nachmittag, etwa 15:30h in unseren Stellungen sitzen, bis die Ablösung eintrifft. Keine besonderen Vorkommnisse. Es ist nicht ganz einfach mit einem Rucksack und einem Gewehr Tunnelsysteme zu durchschreiten. Unsere Gruppe sammelt sich und darf auch endlich wieder rauchen. Eigentlich hätte ich seit ich die Stellung gestern betreten habe nicht rauchen dürfen. Zumal ich nicht weiß, wie straffreudig die Ausbilder hier sind, habe ich mich auch im Laufe der ganzen Nacht auf zwei klammheimliche Zigaretten im Tunnel beschränkt.
Bald nehmen wir unser Gepäck auf und begeben uns etwa 400m weiter zu unserem neuen Platz der Gruppe. Ein Platz im Wald halt. Wir errichten Unterkünfte für die Nacht. Nicht etwa die klassische Dackelgarage aus zwei Zeltplanen, sondern es wird lediglich eine Bahn schräg auf die Erde zwischen zwei Bäumen gespannt. Über diese wird dann, quasi als Ersatz für die zweite Bahn, der Poncho gehängt. Ich habe grade wieder eine neue Art gelernt, eine Unterkunft zu errichten.

Kann so aussehen:

schraegdach bund

Die dem Zelt beiliegenden Zeltstangen und Heringe dürfen wir nicht nutzen. Sie sind silbern, reflektieren also. Zu große Gefahr vom imaginären Feind entdeckt zu werden. Wir basteln uns Heringe aus Holzstöcken. Nachdem alles fertig aufgebaut ist, sammeln wir noch Holz, zumal ein Feuerchen gemacht werden soll. Juhu, das erste Feuer in meiner BW-Zeit.
Danach steht der Ausbildungsabschnitt 'Spähtrupp' auf dem Programm. Wir erhalten eine kurze mündliche Einweisung in das was wir gleich tun werden, richten die befohlenen Sachen her (Trinkflasche füllen, Waffe geräuschtarnen, ABC-Tasche vom Gerödel lösen etc.) und eiern zum ersten Versuch los. Meinen Erinnerungen nach müsste es noch hell sein.
Unterwegs lernen bzw. wiederholen wir ein paar Basics, so z.B. dass sich der Trupp abhockt bzw. hinlegt wenn der Gruppenführer anhält, dass strikt die Fresse gehalten wird, dass man sich leise bewegt, dass man seinen Bereich sichert. Unser erster Ausflug dauert etwa zwei Stunden und führt uns durch drei Waldstücke und über zwei Wiesen. Wiesen werden eher gemieden, zumal man auf diesen leicht entdeckt wird.
Der Trip endet an einem Hochsitz. Hier Raucherpause, noch etwas humorvolle Theorie anhören und dann zurück zum Platz der Gruppe. Zurückgelegte Distanz Luftlinie vielleicht 1000m. Im Ernstfall würde man noch viel langsamer vorwärts kommen. Liege ich mit meinen Erinnerungen richtig, gibt es nun Abendessen. Es ist bereits dunkel. Nach dem Essen haben wir Ruhephase bis etwa 22h, sodenn soll das nächste Briefing für den nächsten Spähtrupp anstehen.
Ich sammle nach dem Essen erste Erfahrungen im Bereich Schlafen in voller Ausrüstung. Ich bin zu faul mich aus meinen Klamotten und besonders aus der Splitterschutzweste zu pellen. Es ist dunkel und würde zu lange dauern und wäre zu kalt. Also versuche ich mich so unter die voluminal gesehen knapp bemessene Zeltbahn in meinen Schlafsack zu quetschen. Klappt dann irgendwann auch. Aber bequem hinlegen? Keine Chance. Schlafe doch noch ein und werde eine gute Stunde später wieder geweckt.
Schon 22h? Wohl ja.
Also aufstehen (ist grad kuschelig geworden), Klamotten überprüfen, Waffe schultern, rauchen.
Es folgt das Briefing für den zwoten Spähtrupp. Unterschied zu vorhin: Es ist dunkel. Also schon mal nichts mehr mit Handzeichen. Macht aber nix, Befehle werden leise von Mann zu Mann weitergegeben. Stille Post quasi. Außerdem ist mehr Konzentration erforderlich. Es ist zu dunkel um überhaupt erkennen zu können, wohin genau man seinen nächsten Tritt setzt. Die Route, die wir ablaufen, ist zunächst gleich der von heute Nachmittag. Doch am Wendepunkt Hochsitz wird die Strecke fortgesetzt. Mehr als eine Stunde später landen wir bei einer alten Bunker-Ruine im nordwestlichen Teil des Übungsplatzes. Auf dem Weg verläuft sich selbst unser Gruppenführer einmal. Es geht die letzten 300m durch ziemlich dichtes Gestrüpp und ich habe grundsätzlich eine Hand vor dem Gesicht um nicht plötzlich einen spitzen Ast zu Gast in meinem Kopf zu haben.
Nun, schließlich erreichen wir die Ruine und verweilen dort gute 45 min. während denen es von Minute zu Minute kälter wird, weil wir uns nicht bewegen, nur beobachten. BIV-DF und NSA-80 sind mit auf der Reise.
Zwischendurch schlafe ich fast ein, schwanke zwischen Wachen und Schlafen. Komisches Gefühl. Nachdem unser lieber Gruppenführer noch die Ruine erklettert hat, machen wir uns auf den Rückweg. Laut Befehl von oben hätten wir den gleichen Weg zurück nehmen sollen, den wir gekommen sind. Tun wir aber nicht, statt dessen laufen wir auf befestigten Wegen, was die Sache wesentlich einfacher gestaltet. Zumal wir etwa 500m vor unserem Lager zu früh dran sind und niemand mitbekommen soll, dass wir nicht durch den Wald zurückgesickert sind, hocken wir uns etwas abseits der Straße in den Wald und verweilen hier noch eine gute halbe Stunde.
Wird wieder böse kalt. Dann aber endlich zurück zum Lager und ab in die halbe Dackelgarage.
So lande ich gegen 03h wieder in meinem Schlafsack. Lege diesmal einige Klamotten ab und begebe mich endlich ins Reich der Träume. Hat auch lange genug gedauert.

Kleines Fazit: Ich hatte seit Sonntag früh bisher vielleicht drei Stunden reinen Schlaf. Inzwischen ist es Mittwochmorgen 03h. Für meine bisherigen Gewohnheiten als Murmeltier ist das verdammt wenig.

Tag 122 - Mittwoch, 02-11-2005 Nun, erstaunlicherweise lassen uns unsere lieben Ausbilder bis fast 07h schlafen. Verhältnismäßig lange!
Als ich aufstehe, komme ich mir direkt erholt vor. Außerdem befindet sich am Platz der Gruppe grade kein Ausbilder, unser Gruppenführer schläft selbst noch in seinem Zelt einige Meter abseits. Also in Ruhe rauchen und Frühstücken.
Im Laufe des Vormittags brechen wir unser Lager wieder ab und gehen etwa 200m zurück in Richtung des Stellungssystems. Dort finden wir ein weiteres Loch vor, das wohl jemand dort vergessen hat. Es ist bedeutend größer als eine Stellung. Vielleicht 1,60m tief, rundlich geformt mit einem Durchmesser von etwa 5m. Eine Art Dachgerüst ist vorhanden. Baumstamm quer rüber, viele kleinere Stämme draufgelegt usw. In diesem Loch sollen wir unser nächstes Lager aufschlagen. Zeitansatz beläuft sich auf eine Stunde. Da das Wetter immer noch unbeständig ist, beschließen wir, das Dach abzudecken. Mit Zeltplanen und Ponchos.
Später taufen wir das Loch Titanic weil unsere Dachkonstruktion gewisse Mängel aufweist.

Das ist das Loch:

loch shelter bundeswehr

Bald erhalten wir dann eine Zeitvorgabe für das nächste Briefing. Das müsste etwa gegen 16h gewesen sein. Keine wesentlichen neuen Erkenntnisse, außer dass ich im Tagesverlauf etwas vergessen haben muss, was mir auch nicht wieder einfällt. Kann sein dass wir uns den Bunker von vergangener Nacht noch einmal bei Licht angesehen haben. Jedenfalls haben wir jetzt noch etwas Zeit, um zu dösen oder das Dach weiter zu verfeinern.
Als es nach dem Abendessen bereits dunkel ist, erfolgt unser Briefing für den anstehenden Nachtspaziergang. Ich bin als Funker eingeteilt und eigentlich auch ganz glücklich damit.
Wir bekommen erklärt, dass die Route gleich der von letzter Nacht sein wird. Zu dem alten Luftschutzbunker also. Außerdem neue verschlüsselte Namen, Meldepunkte usw. Nun aber der markante Unterschied zu gestern: Wir gehen ohne Gruppenführer, auf uns selbst gestellt also. Sollen alles machen wie gestern, wir würden beobachtet. Eine Herausforderung. Aus unseren Reihen wird ein Gruppenführer auserkoren und ich bin noch glücklicher, dass ich nur Funker bin. Es ist voraussehbar dass unser Spaziergang ins Auge gehen wird. Und ich bin dann nicht schuld.

Es muss jetzt etwa 20-21h sein und wir brechen auf. Anfangs läuft eigentlich alles sehr gut, außer dass wir, wie ich finde, zu laut sind. Bei Nacht werden Geräusche eher wahrgenommen. Wir kommen irgendwann bei dem Hochsitz an, haben also die halbe Strecke zurückgelegt. Dauer vielleicht knappe zwei Stunden. Der Hochsitz ist auch gleichzeitig Meldepunkt. Ich drücke die Sprechtaste, setzte meine Meldung ab. Warte. Keine Antwort. Noch mal. Gleiches Spiel wie grade. Das lichtarme Außendisplay vom Handy angeschmissen und mal auf das Display vom Funkgerät geguckt: Aus. Toll. Akku leer. Ersatzakku rausfriemeln, Akku wechseln. Meldung absetzen, Antwort erhalten und nach einer vom Gruppenführer, auf den wir am Hochsitz treffen angeordneten Raucherpause weitersickern. Die folgenden 500m laufen auch sehr gut. Bis wir auf besagten dichten Wald treffen, welcher die Ruine umgibt. Es regnet, die Sicht ist schlecht. Wir wählen eine Eintrittsstelle in den Wald. Niemand weiß mehr genau, wo wir gestern und heute langgelaufen sind. Wie auch, es ist zappenduster hier! Das Ende vom Lied ist, dass wir wenigstens eine geschlagene Stunde durch den verdammten Wald schleichen und einmal, wie wir später sehen, nur 30m an der Ruine vorbeilaufen. Mit etwas Hilfe seitens des Gruppenführers, Oberfeldwebel seines Zeichens, finden wir dann zur Ruine.
Hier erneute Raucherpause und eine gute halbe Stunde Aufenthalt.
Inzwischen sind wir alle recht nass und es regnet weiter. Nun schließen wir mit dem Oberfeld einen Deal ab: Wenn wir es schaffen, unentdeckt wieder zum Hochsitz zu sickern, dürfen wir die restliche Strecke unachtsam zurücklegen und uns dann direkt in den Schlafsack hauen.
Das Oberfeld nimmt sich fünf Minuten Vorsprung, indessen wir einen neuen Gruppenführer bestimmen, zumal der Alte keine Ambitionen mehr hat, weiterzumachen :-). Dann setzen auch wir uns in Marsch uns sickern vorbildlich zum Hochsitz zurück. Dort angekommen kauern wir uns in ein nahes Gebüsch und warten. Nichts passiert. Schließlich beschließen Gruppenführer und ich, unseren eigentlichen Gruppenführer mal anzufunken. Jemand von uns hustet kurz, gar nicht mal laut. Funken.

"Große Rose, hier Rose, kommen!" "Große Rose hört, kommen!" "Haben unseren Zielort erreicht, kommen!" "Na da sagen Sie mir nichts Neues wenn sie hier den ganzen Wald zusammenhusten!"

Dann kommt er aus dem Hochsitz geklettert und wir sickern durch die Wälder zurück zu unserem Platz der Gruppe. Irgendwann zurück im Lager und in die Titanic. Unsere gesamte Gruppe ist eigentlich platschnass. Von innen her verschwitzt, von außen nass geregnet oder voll gesogen vom ständigen Abhocken und Hinlegen. Gelobt sei der Nässeschutz, welcher eigentlich fast alles von der Haut und der Unterwäsche abhält. Leider müssen wir ihn unter Hose und Feldjacke tragen, weil er sonst zu viele Geräusche verursacht. Der Knistert nämlich etwas bei Bewegungen.
In unser Loch tropft es hinein, besonders als es doller anfängt zu regnen. Die aktuelle Uhrzeit ist etwa 04h.
Als wir jedenfalls wieder da sind, legen sich die meisten Mitkämpfer einfach hin wie sie sind. Ich habe den dringenden Bedarf mir frische trockene Klamotten anzuziehen und mich dann nur mit langer Unterwäsche in meinen Schlafsack zu begeben. Ist eine sehr gute Idee, wie sich herausstellt. Als ich am nächsten Morgen erwache, ich weiß die Uhrzeit nicht mehr, muss zwischen sieben und acht Uhr sein, ist mir wohlig warm. Um mich herum sehe ich hingegen zitternde Gestalten in nassen Klamotten. Ich freue mich über meinen Entschluss und stehe langsam auf.

Fazit des nächtlichen Spähtrupps: Ist auf jeden Fall eine Erfahrung wert und die Aktion bleibt mir grundsätzlich in guten Erinnerungen, auch wenn nicht alles perfekt gelaufen ist.

Tag 123 - Donnerstag, 03-11-2005 Der heutige Tagesverlauf ist etwas entspannter als der der Vorigen. Wir verpacken unser Dach und begeben uns vormittags auf eine Wiese um dort noch das Verhalten vom Spähtrupp bei Feindkontakt zu üben. Hier wird endlich etwas Munition verbraten. Ich stelle fest, dass die Platzpatronen mit Kupferhülse deutlich besser funktionieren als jene mit Plastikmantel aus der AGA. Dann Mittagessen und bis 15h etwas rumeiern bis der Bus kommt, welcher uns zurück zur Kaserne führt. Außerdem Vollzähligkeitsappell - gucken ob noch die gesamte Ausrüstung da ist.

In der Kaserne dann Entspannung? Fehlanzeige. Antreten, Waffen im Waffenreinigungsraum ablegen, bald Abendessen, dann Einfinden im Waffenreinigungsraum. Ich stelle fest, dass das Waffenreinigen hier etwas ernster genommen wird, als in der Grundausbildung. Es dauert etwa bis 23:30h!
Dann dürfen wir uns endlich zu Bett begeben. Bzw. R. und ich zunächst zu Dusche. Ich hoffe der Rest unserer Einheit auch.

Tag 124 - Freitag, 04-11-2005 Antreten um 05:15h im Sportanzug.
Habe mir letztes WE ein paar Laufschuhe gekauft, was eine sehr gute Sache ist. Wir gehen nämlich im Rahmen des Frühsportes mit dem Herrn Leutnant laufen. Einmal zum anderen Ende des Kasernengeländes (etwa 1,5 Km) dort dann fleißig Liegestützen und Strecksprünge und dann zurück zum Kompaniegebäude. Fetzt ganz ordentlich um die Uhrzeit.
Den Rest des Tages bis etwa 11:30h verbringen wir dann noch mit der Waffen- und Materialabgabe und einigen Formalitäten.
Außerdem mit 120 von 240 Liegestützen die sich der Zug im Laufe der Woche wegen irgendwelcher Schandtaten eingehandelt hat.
Dann ab ins Auto und Richtung Hause.

Das war also meine erste Woche bei den Objektschützern. War etwas anders als ich erwartet hatte, jedoch nicht minder anstrengend aber auch interessant.
Den heutigen Abend verbringe ich im Bett, habe eine Menge Schlaf nachzuholen!

Tag 125 - Samstag, 05-11-2005 WE

Tag 126 - Sonntag, 06-11-2005 WE und abends wieder nach Schortens. Immerhin nicht wie letzte Woche mitten in der Nacht.


Woche 19 | Stammeinheit II: Schortens

Tag 127 - Montag, 07-11-2005 Heute früh, kurz vor fünf beginnt unsere zweite Woche bei den Objektschützern. Mit Frühsport, das heißt einige Kilometer laufen und Faxen wie Liegestütz machen.
Es ist immer furchtbar, sich um die Zeit aus dem Bett in den Sportanzug zu werfen. Der Körper ist ohnehin noch etwas kälter vom Schlaf und wird dann direkt raus an die frische Luft getrieben, wo zu dieser Jahreszeit für den gewöhnlichen Mitteleuropäer bereits arktische Temperaturen herrschen. Nach dem Sport sieht die Welt bereits ganz anders aus. Man fühlt sich nämlich meist ziemlich gut.

Wir haben nun eine gute Stunde Zeit zum Duschen und um unsere Stuben und Reviere zu reinigen. Das mit dem Revier fällt für uns flach weil wir keines haben. So verbringen wir die Zeit damit, im Chaos unserer Stube die Kampfrucksäcke für die Woche fertig zu packen. Chaos deshalb, weil diese Stube ja nur übergangsweise ist und wir keine Ambitionen haben alles ordentlich zu verstauen. Diese und die kommende Woche werden wir wieder bis Donnerstag draußen im Wald verbringen.

Gegen 06:30 gehen wir dann frühstücken. Das Frühstück und die Kantine an sich sind hier ganz ausgezeichnet. So gibt es zu den üblichen Leckereien z.B. noch Cappuccino und verschiedene Pulver zum Auflösen in Milch mit Geschmack Erdbeere, Banane etc. zur Auswahl. Tolle Sache das.

Vormittags werden dann Kleinigkeiten und Formalitäten erledigt und der Waffen- und Materialempfang findet statt. Ob wir dann vor oder nach dem Mittagessen raus auf den Übungsplatz fahren weiß ich nicht mehr, ist ja auch egal.

Thema dieser Woche sind Häuserkampf und wieder Spähtrupp.
Wir kommen an und rücken alsbald in ein Haus ein, in dem wir unsere erste und die dritte Nacht verbringen werden. Dieses Haus wird später auch Gegenstand des Häuserkampfes werden. Es ist im Prinzip ein Gebäude von einfach normaler Größe (DIN-A Haus), nur nicht wirklich ausgebaut und eingerichtet. Rohbau quasi. Wir lassen uns im ersten Geschoss, welches gleichzeitig der Dachboden ist, nieder. Holzfußboden und im Schrägdach einige Fenster. Kein Strom versteht sich. Also Fenster auf wegen Licht.

Ein paar Bilder von Haus und Dachboden:

dachboden bundeswehr

übungshaus bundeswehr

übungshaus bundeswehr


Eigentlich können wir unser Glück noch gar nicht fassen; wir haben ein wasserdichtes Dach über dem Kopf! Wo ist da bloß der Haken?
Jedenfalls kriegen wir nun eine Einweisung in den Häuserkampf. Phasen der Annäherung und eben alles was für Amateure dazu gehört.
Interessant zu wissen ist vielleicht, dass bei derartigen Gefechten wohl etwa 80% der stürmenden Truppe sterben. Gute Aussichten also! Nach den theoretischen Ausführungen wird Übungsmunition verteilt. Nicht etwa ein halbes Magazin. jeder bekommt pauschal erstmal 90 Patronen in die Hand gedrückt. Yay! Magazine voll machen. Dann draußen vor dem einen Eingang des Hauses sammeln. Hier folgen noch etwas Theorie und eine praktische Darstellung, wie das ganze vor sich zu gehen hat. Dann folgen unsere ersten Versuche. Waffe fertigladen. Drei Soldaten (die sich im Ernstfall schon mal für tot erklären können) stellen sich links und rechts neben die Eingangstür, den Rücken an der Wand. Der Rest der Gruppe (eigentlich wird so etwas nicht im Gruppenrahmen sondern mit einem ganzen Zug, also ~50 Mann durchgeführt) bezieht einige Meter entfernt Stellung, beobachtet und sichert.
Nun soll ein kurzes Gespräch des ersten Trupps an der Tür folgen, damit auch wirklich jeder weiß was hier grade vor sich geht. Der Truppführer brabbelt also zu seinen Kameraden etwas im Stile von "Wir stürmen Haus. Dazu ich eins, Du zwei, Du drei (zu den beiden Anderen). Ich trete Tür ein (geht bei diesem Haus ganz einfach - wenn mal nicht: Rammbock), gebe Feuerstoß in den Raum. Auf mein Zeichen folgt ihr!
Nun tritt der Gruppenführer die Tür ein, bleibt aber so weit es geht hinter der Mauer um nicht gleich umgeschossen zu werden. Sodenn zielt er mit seiner auf F gestellten Waffe grob in das Haus und verballert seine ersten zehn Schuss im Dauerfeuer. Soll den Effekt haben, dass alles was dort drin steht in Deckung geht oder am besten gleich tot umfällt. Dann geht der Truppführer in das Haus und muss sich so schnell wie möglich ein Lagebild verschaffen.
Wie sieht es aus, wie viele Räume, was für Räume, Öffnungen nach oben, Treppen etc. Dieser Zustand wird nach draußen gebrüllt und das Kommando zum Nachrücken gegeben.
Die zwei draußen verbliebenen Soldaten stürmen auch in das Haus und pusten im Zweifelsfalle um was sich bewegt. Draußen rücken die nächsten Drei aus der Sicherung an die Hauswand nach und warten auf Befehl zum Nachrücken. Wenn nun Trupp eins im Flur steht und es gibt weitere Räume, ist es die Aufgabe von Trupp zwei, den nächsten Raum zu erobern. Dies passiert nach dem selben Prinzip wie das Betreten des Hauses. Kurze Ansprache, Feuerstoß rein, Soldaten rein, alles umnieten und dann eventuelle Fenster öffnen um den Kameraden draußen zu signalisieren, dass der Raum frei ist (und von außen nicht mehr beschossen werden sollte). So geht es durch das ganze Haus durch, bis jeder Winkel frei ist.
Üblicherweise würde das Haus vor dem Eintreten der eigenen Kräfte noch kräftig mit MG-Feuer und Ähnlichem eingedeckt werden. Vielleicht erwischt man ja wen. Wenn nicht haben die Bewohner auf jeden Fall Respekt vor dem was gleich kommt.

Nach den ersten Versuchen wird die Situation etwas verschärft: Uns kullert beim Arbeiten plötzlich eine Übungsgranate vor die Füße. Von nun an etwa eine Sekunde Zeit um zu schnallen was das ist, eine weitere Sekunde um "RAAAAUS!!" zu brüllen und sich in Bewegung zu setzen, dann vielleicht noch 2-3 Sekunden bis es rummst.
Im Ernstfall wieder viele Tote unter uns, bei der Übung nur ein paar verschreckte Soldaten. Ein weiterer Punkt ist, dass ein solcher Einsatz nach der Detonation der dritten Granate in einem Haus auf jeden Fall abgebrochen wird, weil die Bude dann als einsturzgefährdet gilt.
In einem noch späteren Stadium des Übens bringt unser lieber Gruppenführer noch versteckte Ladungen im Haus an, ein einfacher Draht etwas über dem Boden zu einer Granate, festgetaped hinter einer Mauer reicht schon. Während man als Anfünger durch so ein Haus stolpert, ist man meisst so überfordert, dass man einen Draht leicht übersieht. Also wieder "RAUS!!111!!einself!11!!!" brüllen sobald man gemerkt hat, was man da eigentlich grade losgetreten hat.

Später am Tag gestalten wir die Situation noch spannender: Einer der stellvertretenden Gruppenfüherer wird irgendwo als Feind im Haus platziert und soll uns ein wenig einheizen. Die Dunkelheit im Haus bietet ihm perfekten Schutz und er hätte ohne Mühe ziemlich viele von uns umgeschossen. Zumindest bei den bescheidenen Mitteln, welche wir zur Verfügung haben.
Am späten Nachmittag üben wir noch die Annäherung, dass heißt wir beginnen nicht direkt vor dem Haus, sondern 60m entfernt. Außerdem betreten wir das Haus nicht durch die Tür, sondern einmal durch eine Art Dachtür welche wir erst mit einem Seil erreichen müssen, dann durch ein recht enges Fenster. Soviel dann erstmal dazu.

Wir haben eine Menge Munition verbraten, sind wetter- und schweißbedingt recht nass, haben aber auch eine Menge Spaß gehabt.
Das Wetter ist vergleichbar mit der vergangenen Woche, etwas kälter vielleicht.

Wir schreiten zum Abendessen. Schmeckt wie immer.
Dann eine kurze Ruhephase, eine halbe Stunde vielleicht.
Folgend werden wir eingewiesen, was während der Nacht abgehen soll.
Das Haus was wir uns nun am Tage erkämpft haben, soll über die Nacht gesichert werden, zumal Feindkontakt erwartet wird.
An einem Fenster in der Richtung, aus der der Feind erwartet wird, wird ein Alarmposten mit FFOBZB, NSA-80 und BIV-DF, sowie einem Funkgerät eingerichtet. Dieser ist über die Nacht immer besetzt, gewechselt wird im Stundentakt. Ein Schichtplan wurde bereits erstellt. Außerdem gibt es einen Torposten, welcher durch zwei Soldaten gestellt wird. Für die Tür wird ein Klopfzeichen vereinbart. Der Torposten beantwortet eigentlich nur die Klopfzeichen und öffnet und schließt die Tür.
Letztendlich gibt es eine Streife, welche den Bereich um das Haus bestreifen soll. Also sind von unseren 15 Soldaten schon mal sechs kontinuierlich im Einsatz, von Beginn bis Ende der drei Schichten, welche immer direkt aufeinander folgen, vergehen gute 3:15 Stunden.
Wenn ich mich recht entsinne, beginnt meine erste Schicht im Alarmposten um 22h. Bis dahin habe ich nach dem Abendessen Ruhephase. Ich komme allerdings nicht zum Schlafen, weil es irgendwie recht rege zugeht, unterm Dach. Die Leitung für das FFOBZB muss z.B. erst noch verlegt werden, was etwas Zeit in Anspruch nimmt. Vielleicht ist es interessant zu wissen, wohin die Leitung geht. Diese geht in ein Nachbarhaus unseres Gebäudes, in dem sich eine andere Gruppe unseres Zuges befindet. So auch der Zuggefechtsstand, welcher alle Aktionen koordinieren soll.
Was genau die Kameraden in dem anderen Haus heute nun aber so getrieben haben und noch treiben, wissen wir nicht.

Irgendwie werden wir so wie so dumm gehalten. Es erfolgen nie Ansprachen was im Tagesverlauf noch geschehen soll. Es wird einfach gemacht.
Jedenfalls eiere ich bis zehn in und um meinen Schlafsack rum, döse oder rauche. Ganz angenehm so weit.
Bis man dann aus der Wärme der Daunen in die nächtliche Kälte gerissen wird. Gegen 21:45h nämlich. Also Ausrüstung anlegen und in den Alarmposten eiern. Hier möglichst leise sein. Eigentlich so wie so immer möglichst leise sein. Platz am Fenster suchen, gucken wie es überhaupt alles aussieht, NSA-80 auf die Wumme schrauben und eine Stunde totschlagen.

Pic von einem Kameraden mit einem G36 mit aufgesetztem NSA-80:

nsa 80 nachtsicht

Mir wird wegen Bewegungsmangel einmal mehr ziemlich kalt und der Ausblick aus dem Fenster könnte besser sein. Gelegentlich durch das BIV-DF die nächtliche Umgebung beobachten. Nichts passiert. Es zieht wie Hechtsuppe.
Zur vollen Stunde muss an den Zuggefechtsstand gemeldet werden, dass nichts passiert ist.
Gegen 23h dann kommt die Ablösung. Also BIV-DF und NSA übergeben und die Treppe runter zum Torposten tapern. Hier Stellung beziehen. Ist stinklangweilig und es passiert nichts Großes. Eine weitere Stunde später wieder Geräte für die Streife aufnehmen. Ein weiteres BIV-DF, ein NSA, ein Funkgerät. Und raus. Draußen ist es noch kälter. Dann eher ziellos etwas um das Haus herumlaufen, die Umgebung mit dem BIV-DF beobachten. Alles schön grün durch das Teil.

Etwa 00:45h ich stehe mit meinem Streifenkameraden in einer Baumgruppe nahe dem Haus, überlege wie lange wir noch draußen bleiben müssen und setze einmal mehr das Nachtsehgerät an. Beobachte eine an das Haus angrenzende Wiese. Ohne die geringste Erwartung dort etwas zu sehen, sehe ich eine reihe schwarzer Gestalten über die Wiese hasten. Nein was ist denn hier los, passiert etwa was? Ich kann es kaum glauben. Wir gehen zunächst einmal direkt an die Hausmauer um nicht gesehen zu werden, dann setze ich einen Funkspruch an den Zuggefechtsstand ab, melde was ich glaube beobachtet zu haben. Ok, weiter beobachten.
Ich überlege, ob ich die Störenfriede, welche erstaunlich schnell vorankommen, pauschal mit einem Feuerstoß begrüßen sollte, entscheide mich aber dagegen. Nichtmal eine Minute später zündet dann klein Silvester mit Feuergefecht. Personen sehen tue ich jedoch keine. Statt dessen werden hinter dem anderen Haus wohl einige Leuchtfeuer abgebrannt und aus der Signalpistole Leuchtmunition verschossen. Das Zeug fetzt ziemlich doll, macht eine Menge Licht. Außerdem verbraten diverse Soldaten die ich nicht sehen kann grade eine Menge Munition. Dann wird es wieder ruhig. Meine Streifenbegleitung und ich tun einfach gar nichts, sehen zu. Was sollten wir auch schon machen, ohne Befehl? Wir beobachten noch ein wenig, sehen die Angreifer noch schemenhaft wieder verschwinden und gehen dann bald zurück ins Haus, legen die Ausrüstung ab und begeben uns in unsere Ruhephase. Welche bis 04h andauern soll.
Knappe drei Stunden schlafen - netter Gedanke. Denkste. In unserer Ruhephase gibt es zweimal Alarm. Das heißt raus aus dem Schlafsack und die Ausrüstung anlegen und sich bereithalten. Gebraucht werden wir natürlich nicht. Entweder war es Fehlalarm oder jemand anders hat die Sache geschaukelt.

Um vier Uhr morgens beginnt die Dreistundenschicht für mich und meinen Buddy wieder von vorn. Und wieder ist es kalt. In der letzten Phase Streife wird das Frühstück mit eingeschoben.

Tag 128 - Dienstag, 08-11-2005 Ich bin mir nicht mehr sicher ob vor oder nach dem Mittagessen –- jedenfalls verlagern wir unser Lager im Laufe des Tages in das zweite Haus.
Dieses ist etwas kleiner und wir halten uns ausschließlich im Erdgeschoss auf.
Den Tag bringen wir damit zu, das Haus weiter auszubauen. Es ist nämlich beispielhaft zur Verteidigung hergerichtet. Es gibt zwei Alarmposten, welche dick mit Sandsäcken gesichert vor zwei Fenstern innerhalb des Hauses aufgebaut wurden. Außerdem gibt es gegenüber der Eingangstür eine ebenfalls dick mir Sandsäcken gesicherte Stellung, welche den Sinn hat alles was durch die Eingangstür kommt, jedoch eigentlich nicht durchkommen sollte, auszuschalten.
Wir befüllen noch mehr Sandsäcke und machen einfach alles noch besser. Gegen 16h wird der Schichtbetrieb wieder aufgenommen. Ich werde für die Aufgaben Zuggefechtsstand, Türposten und Türsicherung eingeteilt. Ruhiger Job also. Meine erste Phase beginnt um 22h. Das Haus hat des Weiteren die Eigenschaft, bedeutend wärmer zu sein, als das Andere. Gut so. Von warm im eigentlichen Sinne kann jedoch nicht die Rede sein.
Ich verbringe die Zeit bis zu meinem ersten Einsatz im Zuggefechtsstand im „Ruheraum“. Döse etwas, vielleicht schlafe ich auch eine Stunde. Allgemein ist es aber auch hier recht unruhig weil ständig Soldaten kommen und gehen oder sich einfach unterhalten müssen.
Dann Zuggefechtsstand. Werde kurz in die Zehnerringvermittlung eingewiesen. Muss nur ab und zu melden dass nichts passiert ist. Ansonsten sitze ich an einem improvisierten Schreibtisch, trinke einen Tee aus meiner Feldflasche, reinige mir die Fingernägel mit dem Taschenmesser oder zeichne ein paar Bilder.
Nichts Interessantes passiert.
Danach Türposten. Wie gestern. Soldaten ein- und auslassen.
Nichts Interessantes passiert.
Dann Türsicherung. Hinter den Sandsäcken in einer dunklen Ecke verkriechen, gemütlich hinsetzen und in leichtes Dösen verfallen. Eigentlich sollte niemand so wahnsinnig sein, hier hereinzukommen.
Außerdem ist das Vorfeld in der Richtung aus der der Feind erwartet wird großzügig mit versteckten Ladungen versehen worden.
Schicht zu Ende. Wieder in den Ruheraum. Nächste Schicht um Drei oder Vier.
Weil aber einige Sachen nicht so gut geklappt haben (Rauchen im Alarmposten oder zu lange brauchen um hochzukommen) hat die Führung beschlossen, uns zu ärgern und löst kontinuierlich Alarm aus, etwa jede halbe Stunde. Nerv. Kein Schlaf. Dann wieder Schichtbetrieb. Nichts Besonderes passiert. Zwischendurch kommt irgendwann tatsächlich eine feindliche Gruppe bei uns vorbei. Wird gönnerhaft beschossen und bald ist wieder Ruhe.
Es ereignet sich folgende Situation: Ich sitze im Ruheraum, direkt neben demselben befindet sich Alarmposten 2 (AP2). Einer der dort stationierten Soldaten krallt sich plötzlich den Hörer vom FFOB und fängt an zu sprechen: "Adler (oder irgend nen Codename, weiss nicht mehr genau), hier AP2, kommen!!"

[kurze Pause]

"Hier AP2, melde 36 Scharfschützen im Vorfeld!!"

[pause]

"Adler, hier AP2!! Melde einen Black Hawk im Vorfeld!!"

[pause]

"Hier AP2!! Melde Karlson vom Dach im Anflug!!!"

Ich und alle Anderen in der Nähe liegen inzwischen vor Lachen auf dem Boden. Keine Ahnung ob jener Kamerad wirklich die Sprechtaste gedrückt hatte.

Irgendwann ist auch wieder Frühstück angesagt und die Nerven einiger Kameraden die psychisch etwas zarter besaitet sind liegen doch etwas blank. Ich bin zwar auch nicht mehr sonderlich motiviert, geht aber alles noch.

Tag 129 - Mittwoch, 09-11-2005 Nach dem Frühstück werden kollektiv alle Zigaretten unserer Gruppe eingesackt. Kleine erzieherische Maßnahme, weil irgendwem wohl der Kragen geplatzt ist, zumal halt einiges nicht gut lief.
Das heißt also auf unbestimmte Zeit nicht rauchen. Warum nicht, mal schauen wie abhängig ich schon bin...

Während dem Tagesverlauf passiert weiter nichts Spannendes. Das Verteidigungsministerium.. ääh Haus meine ich wird noch einige Stunden weiter betrieben, um dann an die nächste Gruppe weitergegeben zu werden.
Wir krallen unsere Sachen und gehen wieder in das erste Haus hinüber. Diesmal ins Erdgeschoss. Hier ist zwar Betonfußboden und es gibt mehrere kleinere Räume, trotzdem ist es aber recht windstill und vor allem trocken. Gut so also.
Des Nachmittags erhalten wir eine Unterrichtseinheit zum Thema Sperren. Müssen sogar zwei Stück dieser widerlichen Dinger errichten. Ich schneide mir am Nato-Draht in den Finger. Macht aber nichts.
Der Unterricht ist jedenfalls langweilig und wir werden sicherlich nie so ein Scheißding bauen. Wir erfahren, dass wir heute Nacht die Feinddarstellung sind. Uns wird das allerdings als Spähtrupp verkauft, denn wir haben noch den Auftrag, die beiden Häuser auszuspähen.

Unsere Tour beginnt gegen 22h. Bis dahin haben wir eine recht ruhige Zeit, ein bis zwei Stunden Schlaf inklusive. Dann geht es los. Wieder ist es kalt, regnet aber bisher noch nicht. Wir schleichen etwa 20 min. durch die Nacht und kommen dann irgendwo an. Ich habe keine Ahnung wo wir uns genau befinden. Jedenfalls werden wir vom Gruppenführer Oberfeld in einem Umkreis von 50 Metern verteilt, sollen unsere Bereiche beobachten. Der Gruppenführer und seine Stellvertreter verschwinden. Wir verweilen an diesem Ort für etwas länger als eine Stunde.

Ich habe mir einen Baum gesucht um mich darauf niederzulassen und ich muss sagen ich habe noch nie so bequem in einem Baum gelegen. War falls ich das richtig erkannt habe eine Weide. So eine wie sie an Tümpeln gern wachsen, viel Stamm auf dem Boden rumliegend. Ich habe mich mit meinem Buddy (inzwischen ein Neuer aus organisationstechnischen Gründen) auf Schichten von einer halben Stunde geeinigt, damit man abwechselnd schlafen kann.
Ich übernehme die erste Schicht, es passiert wie üblich nichts. Dann Ruhephase mit einigen Minuten Schlaf. Es wird wegen Bewegungsmangel wieder richtig kalt.
Ich habe allerdings während ich so in meinem Baum liege einen göttlichen Ausblick in den Himmel. Der ist inzwischen einfach nur klar. Super schön. Nehme mir sogar vor, mir das privat öfter anzusehen. Sehe auch eine Sternschnuppe und übergebe einen Wunsch der mich beschäftigt dem Himmel. Bin gespannt ob er sich erfüllt.

Was auch ganz schön ist, ist dieses Bild von einem G36, was eher zufällig entstanden ist:

g36 langzeitbelichtung

Bald werden wir dann auch angewiesen uns zu sammeln. Rein physisch auf einem Fleck meine ich. Und dann geht es weiter. Wildes Gelaufe über den Übungsplatz.
Zwischendurch verlieren wir zweimal Teile der Gruppe, zumal die irgendwie den Anschluss verpasst haben und die Spitze in der Dunkelheit nicht wieder finden. Auf dem Weg wird dann die Gruppe geteilt. Es ist geplant von zwei Seiten aus näher an das Haus zu rücken. Wir müssen zeitplantechnisch noch etwas warten und näheren uns dann zur vereinbarten Zeit den Häusern an. Als wir noch gute 150 Meter entfernt sind wird bereits das Feuer eröffnet. Allerdings nicht auf uns, sondern auf die andere Hälfte unserer Gruppe, welche wohl aufgeflogen ist. Wir geben ein paar Schüsse in Richtung Haus ab um den Feind zu verwirren und weichen aus. Es folgt ein schneller Fußmarsch zum Sammelpunkt. Hier warten wir wieder einige Minuten während die Gruppenführer sich beraten.
Scheinbar ist beschlossen worden, einen zweiten Anlauf zu wagen. Wieder werden Zeiten ausgemacht und unlängs später setzten wir uns wieder in Bewegung. Wir landen auf einer betonierten Parallelstraße zu unserem Zielobjekt. Hier pirschen wir uns leise entlang und verharren schließlich. Unser Splittergruppenführer, ein Stabsgefreiter, beobachtet das Haus mit dem BIV-DF, wagt ein paar Schritte in den an die Straße grenzenden Wald, stellt fest dass das zu laut ist, kommt zurück, beobachtet weiter. Dies zieht sich mindestens 25 Minuten lang hin. Dann kommt unser eigentlicher Gruppenführer aus Richtung Haus zurück und wir erfahren bald was grob passiert ist. Anstatt das Haus nur auszuspähen haben das Oberfeld und ein weiterer stellvertretender Gruppenführer scheinbar die Streife überwältigt, ebenso wie den Torposten welcher auch auf falsches Klopfzeichen die Tür öffnete und dann in jedem Raum des Hauses einmal gesagt "Bang, ihr seid alle tot."
:o)
Ich erwähnte ja bereits, dass unser lieber Gruppenführer einen am Sender hat.

Wir machen uns nun jedenfalls in einem großen Bogen zurück zu unserem Nachtlager in Haus 1 auf. Dies erreichen wir ohne Zwischenfälle. Ich kuschele mich in meinen Schlafsack und döse bald ein. Gegen 05h erwache ich wieder. Geweckt von leisen Gesprächen, dem Klicken von Feuerzeugen und einer Menge Rauch.
Wir haben soeben unsere Fluppen wiederbekommen. Knappe 24 Stunden wurden wir auf Entzug gehalten.
Ich muss sagen es hat mich nicht wirklich gestört. Überlege ob ich mich aufraffe um meine Glimmstengel auch aus dem großen Müllsack zu graben... tute ich dann schließlich auch. Genüsslich Kippchen rauchen und dann etwas benebelt weiterschlafen.

Tag 130 - Donnerstag, 10-11-2005 Ich weiß weder noch, wie lange wir heute schlafen dürfen, noch was wir Vormittags so alles machen.
Auf jeden Fall gibt es morgens Chappi (Chappi ist das Wort, das bei uns über Funk für "Essen" steht) und im Laufe des Vormittags bereinigen wir die Umgebung von Müll den wir produziert haben, außerdem sammeln wir alle verballerten Patronenhülsen auf und sortieren diese.
Kamerad R. und ich haben dann kurz vor dem Mittagessen das Glück, schon mit einem Wolf zur Kaserne zurück zu fahren. Warum? Na wir müssen doch noch umziehen in unsere eigentliche Stube. Und das steht für heute auf dem Programm. Sehr schön. Nicht mehr sinnlos draußen rumsitzen und die Waffen putzen oder so.
Wir kommen dann an und denken uns es ist ein guter Zeitpunkt erstmal essen zu gehen. Also Gesicht grob reinigen, genau wie die Stiefel, dann ab in die Kantine und gepflegt Mittag essen.

Nach dem Essen schön duschen, dann unsere Sachen im Schnellverfahren zusammenpacken und warten, dass die neuen Bewohner unseres Zimmers mit ihrem Kram ankommen. Das dauert schon ein wenig und so liege ich bald auf meinem Bett und döse vor mich hin.
Irgendwann erscheinen die Bewohner und wir verladen unser Zeug in meinen Wagen, um es einen Häuserblock weiter zu fahren und in der neuen Stube abzustellen. Diese ist zwar bedeutend schäbiger, ich finde sie aber trotzdem gemütlich. Besonders weil eine Wand zu sagen wir 40% mit FHM-Postern bekleidet ist.

Ich denke das ist ein Foto wert. Hier ist es:

stube bundeswehr

Der Rest des Tages vergeht wie gewöhnlich. Der übrige Zug trifft irgendwann ein, dann Waffenreinigen und gegen 23:30h ab in die Falle.

R. hat inzwischen die Biege nach Hannover gemacht, zumal er morgen einen Termin bei einem Facharzt hat. Leider hat er versehentlich einen Mündungsfeuerdämpfer mitgenommen, was am Abend noch zu einigen Komplikationen führt, zumal er ja nicht einfach waffenkammerpflichtiges Material in der Gegend rumfahren kann.

Tja das war's für heute.

Tag 131 - Freitag, 11-11-2005 Im Groben siehe letzten Freitag, keine besonderen Vorkommnisse.

Tag 132 - Samstag, 12-11-2005 WE.

Tag 133 - Sonntag, 13-11-2005 WE. Abends wie üblich zurück nach Schortens.


Woche 20 | Stammeinheit II: Schortens

Tag 134 - Montag, 14-11-2005 Die Woche beginnt mit demselben Procedere wie auch die Vergangene.
Aufstehen gegen 05h, Sportanzug, Frühsport. Wir laufen ein Weilchen scheinbar ziellos über das Kasernengelände, machen zwischendurch Liegestütz. Zurückgelegte Distanz vielleicht 6 Km. Zwar nicht so viel wie die Flight (die mussten wir letztens mal laufen, d.h. einmal um ein Flugfeld rum, etwas über 10 Km) aber für die Uhrzeit doch recht anständig.

Danach (viel zu wenig) Zeit zum Duschen, Umziehen und Frühstücken. Nach dem Frühstück ist bald Waffenempfang und Verladen der Ausrüstung auf die Lkws.

Zwischen 10h und 11h entern wir die Busse und eiern einmal mehr zum Truppenübungsplatz. Die Fahrt verschlafe ich wie üblich, erwache irgendwo auf den holprigen Wegen des Geländes.
Die Themen der Woche sind „Jagdgruppe“ und „Navigation“.

Wir begeben uns zunächst zum vorläufigen Platz der Gruppe, will sagen zu dem Ort, an dem wir unser Lager aufschlagen. Hier müssen wir eine Fläche von ca. 10m² von Ästen und kleineren Gewächsen befreien und einebnen. Folgend lernen wir eine bestimmte Art Zelte zu errichten, sie nennt sich Shanty. Besteht aus fünf Zeltplanen und bietet Platz für fünf Soldaten. Es soll im Abbau besonders schnell sein, falls die Gruppe entdeckt wird und spontan „abreisen“ muss.

So sah es aus:

shanty zelt bundeswehr

Gegen 15h haben wir es geschafft, drei dieser Zelte zu errichten.
Das Wetter hält sich die ganze Zeit über bedeckt, gelegentlich regnet es leicht. Temperaturen unter zehn Grad.
Um nun zur Navigation überzugehen, versammeln wir uns an einer betonierten Straße und gehen auf dieser eine Strecke von 100 Metern ab, um unsere Schrittzahl zu ermitteln. Dies wird später erforderlich, um zurückgelegte Entfernungen bestimmen zu können.

Ca. 16:30h: Wir brechen zu einem kleinen Spaziergang von etwa 2,5 Km über den Truppenübungsplatz auf, welcher uns in den nördlichen Bereich desselben führt. Hier erhalten wir eine kleine Einweisung in die Fortbewegung nach Marsch-Kompass-Zahl und üben dies truppweise gleich praktisch, indem wir pro Trupp einen Kompass erhalten und einige Punke im Gelände erreichen müssen. Bei fortgeschrittener Dämmerung ist dieses Spielchen abgeschlossen und wir marschieren zurück zum Platz der Gruppe, um unser Abendessen einzunehmen.

Nach dem Essen werden wir afaicr gute 1 ½ Stunden in Frieden gelassen, um dann gegen 21:30h mit 12 Marsch-Kompass-Zahlen pro Trupp ausgerüstet zu werden, welche es abzulaufen gilt. Der kleine Nachtmarsch von geschlagenen drei Stunden führt mich und meinen Truppkameraden kreuz und quer über den Übungsplatz, jeweils zu markanten Geländepunkten wie Schranken, Hochsitzen oder Ruinen. Irgendwann haben wir jeden Punkt erreicht und der Letzte führt uns zurück zum Platz der Gruppe. Vor uns sind bereits zwei oder drei andere Trupps aus unserer Gruppe eingetroffen, nach uns folgen die Verbliebenen im Laufe von über einer Stunde.
Zurück am Platz der Gruppe erfahren wir, dass die ersten Zurückgekehrten den Auftrag hatten, einen Alarmposten in der Nähe des Platzes der Gruppe einzurichten, was aber wohl bereits geschehen sei.

Ich nutze die Zeit, in der es jetzt scheinbar nichts konkretes für mich zu tun gibt und lege mich zu einigen Kameraden in das Zelt. Habe Glück, erwische eine Stelle an der es nicht durchtropft. Es sollte vielleicht angemerkt werden, dass sowohl die Zeltplanen der Bundeswehr, als auch die Bauweise dieses Zeltes meiner Meinung nach für’n Arsch sind. Wer Zeltplanen aus Baumwolle verwendet ist auch selber Schuld.
Jedenfalls döse ich vielleicht eine gute Stunde vor mich hin. Zum Schlafen in der Ausrüstung bin ich noch nicht müde genug;– für einen ohnehin eher schwer einschlafenden Menschen wird es in voller Montur inklusive Splitterschutzweste nicht unbedingt einfacher.
Jedenfalls werden wir gegen halb drei leise, aber mit äußerstem Nachdruck aus den Zelten gescheucht und uns wird folgende Situation klar gemacht: Unsere Jagdgruppe wurde vom Feind aufgeklärt (entdeckt) und muss sich nun verkrümeln. Und zwar äußerst schnell und ohne etwas zurück zu lassen. Zumal wir dies noch nie geübt haben, dauert es fast 20 Minuten, bis wir den Platz verlassen und uns 300 Meter weiter in einem Waldstück wieder versammeln. Hier wird Bilanz gezogen und wir fahren eine miese Kritik ein: Alles hat viel zu lange gedauert und wichtige Teile der Ausrüstung wurden zurückgelassen. Scheiße also, aber was wollen sie bei einem ungeübten unkoordinierten Haufen schon erwarten? Scheinbar mehr.
Nach der Kritik gehen wir zurück zum Platz der Gruppe und bauen alles wieder auf. Dauert auch recht lange zumal es zappenduster ist und wir kein Licht benutzen dürfen.
Inzwischen ist es zwischen vier und fünf Uhr morgens. Ab jetzt soll auch der Alarmposten ständig besetzt sein. Ein Schichtplan wurde bereits erstellt. Außerdem wird der Posten der Feuerwache eingerichtet. Dieser hat nicht etwa die Funktion ein nicht vorhandenes Feuer zu bewachen, sondern die Funkmeldungen des Alarmpostens zu empfangen, ggf. an den Zugführer weiterzumelden und die Ablösungen, sodenn sie schlafen, zu wecken.

So kann ein Alarmposten aussehen. Dieser ist nicht befestigt und getarnt.

alarmposten bundeswehr


Die weitere Zeit bis halb Sieben vergeht irgendwie, ich weiss nicht mehr ob ich im Alarmposten oder so eingeteilt bin oder noch ein wenig dösen kann. Jedenfalls gibt es dann Chappi, danach wird der Schichtplan bis ca. 13h weiter fortgesetzt. Sollte in dieser Zeit etwas Interessantes passiert sein, so weiß ich es nicht mehr.

Tag 135 - Dienstag, 15-11-2005 Am Nachmittag erhalten wir eine theoretische Einweisung in die Navigation nach Skizze. Heißt so viel wie man bekommt eine Karte vorgelegt und hat ca. 10 min. Zeit, sich eine Skizze von dem Weg, den man nutzen möchte, zu erstellen. Wir üben es einige Male, was sich dann über eine Stunde hinzieht. Danach bekommen wir auf die Skizzen, welche wir fabriziert haben 12 Punkte eingezeichnet, bei welchen es sich ebenfalls um markante Geländepunkte handelt. Schranken, Panzer, Hochsitze. An diesen befände sich je ein Zettel mit verschiedenen Wörtern. Jeder Trupp habe jeden Punkt zu erreichen und das ihm entsprechende Wort zu notieren. Ok, also wieder laufen. Quer über / um den Übungsplatz. Ist aber wesentlich einfacher als nach Kompass und so sind wir bereits nach etwas über zwei Stunden zurück und vernehmen unser Abendessen. Ich bin mir inzwischen nicht mehr sicher, was wir die Nacht über treiben. Denke aber dass der Alarmposten seinen normalen Betrieb fortsetzt und wir unsere Zelte noch einige male abreißen müssen. Klappt inzwischen alles auch schon schneller und besser, auch der Wiederaufbau in der Finsternis.
An Schlaf ist trotzdem nicht viel zu holen, irgendwas ist ja immer.

So kann übrigens eine Geländeskizze aus natürlichen Bestandteilen aussehen. Lässt sich gut spurlos beseitigen.

karte natur


Tag 136 - Mittwoch, 16-11-2005 Im Laufe des Tages marschieren wir wieder wild über den Platz, diesmal in anderer Truppzusammensetzung und mit etwas anderen Aufgaben und Zielen.
Meine Füße sind inzwischen erstaunlicherweise kaputt. Passiert mir eigentlich nicht so schnell und ich weiß auch nicht woran es liegt, auf jeden Fall habe ich zwei Blasen an den Versen, welche bei jedem Schritt ziemlich unangenehm schmerzen.

Am Nachmittag dann einmal mehr das Kommando zum Einreißen des Lagers. Also zügigst alles abbauen, Ausrüstung irgendwie in tragbare Formen zwingen und ab dafür. Erst 200 Meter durch den Wald, dann ein Stop auf einem Schotterweg. Ausrüstung sortieren, besser verpacken und auf Vollständigkeit überprüfen.
Dann folgt eine erneute Überquerung des Platzes mit der gesamten Gruppe, ca. 15 Soldaten und zwei Führern also. Allerdings zunächst nicht auf Wegen sondern quer durch den Wald und sehr langsam, zumal das Fortbewegen unter Gefechtsbedingungen praktiziert werden soll.
Ständig abhocken, den zugeteilten Bereich sichern und so leise wie möglich sein. Dies machen wir über einen guten Kilometer hinweg, dann gehen wir normal auf Wegen weiter. Wieder ganz in den Norden des Platzes.

Es ist inzwischen kurz vor der Dämmerung. Wir verkriechen uns in einen halbwegs dichtes Waldstück, bauen dort – mal wieder – zwei der Shanty-Zelte auf. Ein Kamerad und ich müssen dann direkt den Alarmposten beziehen für fast zwei Stunden, weil die Ablösung nicht rankommt. Meine Hose ist inzwischen vom ständigen ins-nasse-Gras-hocken durchnässt, meine Nässeschutzhose ist mir vergangene Woche abhanden gekommen. Wie sich eine nasse Hose anfühlt weiß sicher jeder.
Es regnet und es herrschen Temperaturen unter fünf Grad. Schönes Wetter um gute zwei Stunden im Wald zu liegen und die Gegend zu beobachten. Als die Ablösung endlich kommt ist meine Laune zwar noch stabil, allerdings sind meine Hände recht taub, weil zu kalt geworden.
Ich eiere mit meinem Gefährten aus dem Alarmposten zurück zum Platz der Gruppe, verkrieche mich in eins der Zelte und verbringe die folgende Stunde damit, in aller Ruhe meine nassen Klamotten komplett zu wechseln (tut verdammt gut!) und zu Abend zu speisen.
Genau als ich fertig mit Umziehen bin, wird das Lager von außen beschossen. Wohl mit Granatpistole und G36. Was sagt uns das? Richtig, alles wieder zügig abbauen und weg hier! Ich könnte’ kotzen aber egal. Bald sind wir verschwunden und sickern durch den Wald, versammeln uns einige hundert Meter weiter auf einer Wiese. Diese wird gesichert und die Übrigen verpacken die Ausrüstung vernünftig. Inzwischen ist es wieder zappenduster und etwa 21h. Laut Befehl von oben sollen wir die komplette Strecke zurück in den Süden des Platzes wie tagsüber geübt durch den Wald sickern. Wir laufen auf befestigten Wegen und geben nur Acht, dass uns die Streife fahrenden Lkw nicht entdecken. Klappt auch gut und so sind wir gegen 22.30h schon wieder im südlichen Bereich angelangt.
Meine Hose ist einmal mehr nass und ich bin durchgeschwitzt, habe nichts mehr zu trinken. Naja bald gibt’s ja wieder was. Wir warten an einer Ruine, nahe der Stelle wo wir vergangene Woche Häuserkampf übten.
Etwa 20 min. später sollen wir uns zum Platz der Gruppe bewegen, den wir heute Nachmittag verließen. Dort, man ahnt es kaum, wieder Zelte aufschlagen und den Betrieb von Alarmposten und Feuerwache fortsetzen.
Ich habe Glück und etwa 3 Stunden „freie“ Zeit. Schlafen? Mein Schlafsack ist nass. Ok trotzdem versuchen etwas zu schlafen. Vorher noch viel trinken und eine rauchen. Inzwischen etwa 01:30h, meine Freizeit schrumpft. Dann lege ich mich hin, komme auch zu guten 1 ½ Stunden Schlaf bevor ich geweckt werde. Alarmposten, dann Feuerwache. 05h. Bald Frühstück.

Tag 137 - Donnerstag, 17-11-2005 Ich komme nicht dazu, mein Frühstück zu beenden, weil unser Lager ein letztes Mal für diese Woche beschossen wird.
Einreißen und weg. Das Übliche halt. Bin nicht mehr sicher wie wir den Rest vom Vormittag verbringen. Auf jeden Fall gibt es um 11:30h Mittagessen, wieder im südlichsten Bereich des Platzes. Danach haben wir etwas Zeit unsere ständige Begleiterin, Fräulein G36 grob zu reinigen.
Etwa 12:45h: Wir haben noch bis 15h Zeit, danach geht’s zurück zur Kaserne.

Der Leutnant gibt einen folgenschweren Befehl: Marschbereitschaft herstellen. Was das eigentlich heißt, erfahren wir erst nach einem äußerst zügigen Marsch in den hohen Norden des Platzes. Nämlich die Kleidung der Witterung anpassen (ich bin wieder platschnassgeschwitzt als wir ankommen) und die Ausrüstung so verstauen, dass sie eng anliegt und nichts herumbaumelt. Nun, meine Füße schmerzen inzwischen ziemlich doll und man ist allgemein erschöpft. Wir marschieren nach 10-minütigem Aufenthalt in die Mitte des Platzes, hier wird der Zug wieder in seine Gruppen gesplittet. Jede Gruppe hat den Auftrag zwei Verletzte zu bergen, welche sich an unterschiedlichen Orten befinden. Wir kommen bald bei unseren Opfern an, welche laut Befehl nicht laufen oder sonst irgendwas können.
Zeltplanen und Klappspaten raus.
Mit Klappspaten ab in den nächsten Wald und vier tragfähige Stämme von ca. 7 cm Durchmesser besorgen, dann mit den Zeltplanen Tragen für die Verletzten bauen.
Ich bin als Träger eingeteilt. Seh ich aus als wär ich dafür geschaffen? Nein. Aber macht ja nüscht. Als die Tragen fertig sind, werden die Verletzten darauf verladen und wir schleppen sie zunächst zu einer Kreuzung, etwa 300m entfernt, wo sich der Zug wieder vereinigt. Jede Gruppe mit ihren Opfern.
Das Tragen ist nicht so leicht wie man vielleicht denken könnte. Der Stamm, der auf der Schulter lastet, ist nicht gepolstert und als Opfer wurden eher gut gebaute Kameraden ausgewählt. Außerdem hat man noch seinen Rucksack mit der gesamten Ausrüstung auf und seine Waffe umgehängt. Also schleppt man die Trage zunächst max. 100m weit, bevor man nicht mehr kann und ausgewechselt wird. Zumindest geht mir das so. Einige mögen es 150m weit schaffen, Andere nur 50m.
Die Hoffnung, dass die Lage an der Kreuzung beendet sein könnte, zerbricht jäh. Wir müssen die Scheintoten wieder in den südlichsten Bereich des Platzes schleppen, knappe 2 Km weit. Juhu. Im Endeffekt wird nach 40-60 Metern ausgewechselt, die Soldaten schleppen sich eher zum Ziel als dass sie anmutig laufen und eine Geräuschkulisse von Schreien des Anfeuerns (…oder Anmaulens) begleitet unseren Haufen.
Natürlich schaffen es alle bis zum Ziel. Es gibt ja auch keine Alternative.
Hier dann erstmal erholen, sitzen, runterkommen.
Beim Antreten kurze Zeit später handeln wir uns etwa 400 Liegestütze ein, zumal einige Leute es einfach nicht auf die Reihe kriegen die Fresse zu halten oder ihr Gepäck in 20 Sekunden abzusetzen und vor sich abzustellen.
Langsam beginnen mir die Kollektivstrafen hier auf den Sack zu gehen. Wobei Liegestütze natürlich eigentlich eine gute Sache sind.

Unlängs später ist es 15h und wir entern die Busse, welche uns zurück in die Kaserne fahren sollen. Ich setze mich auf einen Platz und nach fünf Minuten Fahrt schlafen ich. Wache wieder auf. Leider nicht in der Kaserne sondern etwa 700 Meter vor ihren Toren. Es reicht den Vorgesetzten wohl noch nicht. Also Gepäcke auf und im Dauerlauf den letzten Kilometer bis zu unserem Kasernengebäude. Langsam reicht es echt mit solchen Scherzen.
Nun zunächst Abendessen, jedoch noch keine Zeit um zu duschen oder etwas für sich selbst zu tun.

Nach dem Abendessen steht Waffenreinigen an, und zwar ein äußerst Gründliches, zumal nächste Woche TMP ansteht. Technische Material Prüfung. Gründlich heißt, dass die Waffe wirklich sauber ist, dass man von ihr essen könnte, dass sich kein Staubkrümel mehr an oder in ihr befindet.
Das Reinigen zieht sich bis halb drei (!) Nachts hin. Danach verschwinden die meisten Kameraden noch für zwei Stunden in ihre Betten. Ich nicht weil fünf Andere und ich zur Bewachung von Waffen und Material über die Nacht eingeteilt werden. Waffenkammer hat wohl Nachts zu.
Ich habe nur eine Stunde Schicht, danach gehe ich mich endlich waschen und tue dies und jenes, bis 06h.
Schlafen lohnt nicht mehr.

Tag 138 - Freitag, 18-11-2005 Um 06h treffen sich die Wächter der Waffenkammer um dann in zwei Gruppen zum Frühstück zu gehen.
Den weiteren Tag werden nur kleinere Dinge erledigt und es ist ein wenig Zeit zum Gammeln, zumal das Führungspersonal entweder nicht da oder damit beschäftigt ist, die Waffen noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen.

Ich finde mich etwa ab 12h verbotenerweise auf meinem Bett ein und bin bald in der Tiefschlafphase. Werde auch nicht groß gestört oder ertappt und erst kurz nach 15h erfahre ich, dass es grade Dienstschluss gegeben hat. Also schnell zivilisieren und mit Kamerad R. Richtung Hannover fahren, ihn kurz nach Hause bringen und selbst ins traute Heim.

Essen, Duschen (!) und endlich ausgiebig schlaaafen (!!!).

Die Woche war gut anstrengend; der wenige Schlaf, die Kälte, der hohe Stresspegel und die ewige Unwissenheit was als nächstes passiert machen einen schon etwas fertig. Während man in irgendeinem Erdloch liegt und friert, fragt man sich gelegentlich, warum genau man sich das nochmal antut; vom Wochenende aus betrachtet freut man sich, dass man es überstanden hat und ist ein wenig stolz.

Tag 139 - Samstag, 19-11-2005 WE. Abends Bassbeben in Bielefeld... War guut!

Tag 140 - Sonntag, 20-11-2005 WE. Ich gewinne langsam den Eindruck, dass wir nicht ins Wochenende geschickt werden um etwas Spaß zu haben, sondern um unsere WehWehchen auszukurieren und uns wieder fit für die nächste Woche zu machen.
Jedenfalls abends wieder nach Schortens.


Woche 21 | Stammeinheit II: Schortens

Tag 141 - Montag, 21-11-2005 Moin.
Für diese und die nächste Woche gibt es nicht viel zu schreiben. Wie oben erwähnt ist Technische Materialprüfung der Waffen. Das heisst, es sind keine Waffen verfügbar. Das wiederum heisst, wir können nicht auf Übung fahren, denn ein Soldat im Wald ohne Waffe ist bestenfalls ein halber Soldat und irgendwie nackt.

Wir verbringen die folgenden 14 Tage in der Kaserne. Auf dem Programm steht viel Sport, einiger theoretischer Unterricht und eine Menge sogenanntes Selbststudium. D.h. die Inhalte der Stubenmappe verinnerlichen. Wir schreiben auch einige theoretische Tests.

Militärischer Nahkampf wird auch geschult.

Während der Phasen des Selbststudiums entwickeln R. und ich ausgefeilte Techniken des Schlafens im Dienst, denn die Inhalte der Mappe sind nicht so umfangreich, alsdass wir zwei Wochen bräuchten um sie auf dem Kasten zu haben.

Also:
"R. ?"
"Ja?"
"Zeit für Selbststudium!"
"Ok."

ChrrrrzzzzzzZZzzZzzzz....

Nach einigen solcher Tage hat man dann auch raus wie man im Sitzen schläft ohne mit größeren Nackenschmerzen, verursacht durch seltsamste Schlafpositionen, wieder aufzuwachen. Außerdem muss man so schlafen, dass man die ganze Zeit so aussieht, also würde man lernen. Eine Mappe in der Hand also. Im Großen und Ganzen klappt das recht gut.

Tag 142 - Dienstag, 22-11-2005 ...und so ziehen zwei Wochen in's Land...

Tag 143 - Mittwoch, 23-11-2005 ...und sie sind ganz erholsam...

Tag 144 - Donnerstag, 24-11-2005 ...außer heute. Oder gestern, oder morgen. Weiss ich nicht mehr genau.

Ich erwähnte ja bereits die Flight, das Flugfeld, dass wir gelegentlich zum Frühsport umrunden dürfen.

Irgendwann im Laufe des Tages passiert es, dass sich mal wieder jemand nicht an die Regeln hält, ich weiss nicht mehr was genau es war. In der Formation gequatscht, beim Schlafen im Dienst im Bett (...oder auch unter dem Bett) erwischt. Irgendwas in der Art.

Wir stehen grade angetreten, im normalen Feldanzug vor dem Staffelgebäude und es passiert nicht viel. Außer dass jemand beginnt, an einem Zweitonner, welcher vielleicht 30m hinter uns zwischen vielen anderen Lkws geparkt ist, ein langes Seil anzubringen.
Das ist gar nicht gut.
Der Zweitonner wiegt natürlich keine zwei Tonnen, sondern erheblich mehr.

Erwähnte ich, dass mir die Kollektivstrafen auf den Sack gehen? Tun sie.

Für alle, die noch keine Idee haben was weiter passiert: Wir (~40 angehende Soldaten) stellen uns in einer Doppelreihe vor dem Tonner auf, ergreifen das Seil und ziehen den verdammten Lkw im Dauerlauf um die Flight.

Ich beschwere mich nie wieder über den Frühsport.

Zeitaufwand für die Lkw-Aktion: 1:34h für gute 11 Km und ca. 6000 Kg am Hacken. War kein Vergnügen. Im Gegenteil.

Tag 145 - Freitag, 25-11-2005 ...heut is dann auch nichts Besonderes mehr vorgefallen. Hab von gestern ne kleine Blase an der Verse.

Tag 146 - Samstag, 26-11-2005 Ja, wieder Wochenende. War was? Kein Plan. Wochenende halt.

Tag 147 - Sonntag, 27-11-2005 WE.


Woche 22 | Stammeinheit II: Schortens

Tag 148 - Montag, 28-11-2005 S. vergangene Woche.

Tag 149 - Dienstag, 29-11-2005 S. immer noch vergangene Woche.

Tag 150 - Mittwoch, 30-11-2005 Jaa, genau.

Tag 151 - Donnerstag, 01-12-2005 …die vergangene Woche. Allerdings diesmal ohne Lkw-ziehen

Tag 152 - Freitag, 02-12-2005 Mhm, letzte Woche.

Tag 153 - Samstag, 03-12-2005 WE.

Tag 154 - Sonntag, 04-12-2005 WE.


Woche 22 | Stammeinheit II: Schortens

Tag 155 - Montag, 05-12-2005 Yeah, Waffen-TMP ist fertig, ich hab den Wald fast schon vermisst! R.'s Knie hat leider bei der Tonner-Aktion etwas gelitten, was sich in der folgenden Zeit noch bemerkbar machen wird. Gar nicht gut...

Auf jeden Fall geht es diese Woche wieder raus ins Grüne. Allerdings nicht wie die letzten Wochen nach Varel sondern wie ich unterwegs feststelle ins etwas weiter entfernte Garlstedt. Befindlich in der Nähe von Bremen. Außerdem bleieb wir hier nur bis Mittwoch und nicht wie üblich bis Donnerstag.

Gegen 11h erreichen wir unser Reiseziel. Über die Dimensionen des Platzes kann ich nicht viel herausfinden, weil wir keine großartigen Märsche über den Platz machen. Wir landen in einem kleinen Übungs-Dorf. Hier gibt es vier Rohbauten, in denen wir uns niederlassen. Sogar ein Haus mit zwei Stockwerken und einem begehbaren Flachdach.

Nachdem wir unser Gepäck abgeladen und vielleicht 15 Minuten in einem der Häuser verbracht haben, werden wir wieder herausgescheucht und gute 100 Meter in den angrenzenden Wald geschickt. Rundversteck aufbauen und abtarnen. Ein Rundversteck ist eine Art Soldatenkolonie. Wie oben schon mal beschrieben, wird die Zelplane schräg zwischen zwei Bäume gespannt, unten die Unterlageplane drunter, beim Schlafen kann die offene Seite des 3-Ecks mit dem Poncho grob verschlossen werden. Die einzelnen Unterkünfte werden so kreisförmig wie es das Gelände eben zulässt angeordnet. Jedenfalls war meine Vorfreude über ein trockenes Schlafplätzchen in den Gebäuden unbegründet. Arschlecken.

Also hin da und Zelt aufschlagen und einrichten. Dann Gestrüpp sammeln und um das Rundversteck schichten. Gute 1 1/2 Stunden vergehen. Dann gibt es Mittagessen. Viel zu spät eigentlich, aber egal. Schön im Regen mampfen, da kommt Freude auf. Die Sonne der Infanterie.
Es muss inzwischen etwa 16:30h sein, die Dämmerung ist bereits in fortgeschrittenem Stadium. Befehl alles wieder einzureißen und zu den Häusern zurückzukehren. Ausführung. Wir dürfen unser Gepäck in den Häusern abladen und werden wohl auch hier schlafen. Nun doch. Gute Sache das. Auch wenn die Sache mit dem Rundversteck etwas sinnentleert war.

Weiß nun nicht mehr was genau wir weiter treiben. Gegen 20h erfolgt jedenfalls eine Informationsausgabe an uns (sic!) und irgendwann gibt es noch Abendessen.

Was ich bislang wohl noch nicht erwähnt habe, ist, dass ich mit auf der Kandidatenliste für einen Führerscheinlehrgang stehe. Klassen BCE. D.h. Lkws eigentlich aller größen mit Hänger. Kostenaufwand für den Bund: 12.000 €. Freue mich sehr darüber, weil heut zu Tage nur noch die wenigsten Wehrdienstleistenden diesen Lappen geschenkt bekommen. Ist wohl jemandem aufgefallen, dass einem die Soldaten nichts mehr nützen, wenn sie nach 9 Monaten weg sind :-)
Jedenfalls muss ich heute abend jedoch vom Zugführer erfahren, dass ich erst mitte Februar auf den Lehrgang fahren werde, zumal ich ja noch die Stelle als Zugschreiber inne habe und mein Stellvertreter R. zuerst den Lappen machen soll.
Die Sache mit der Zugschreiberei habe ich bislang auch noch nicht erklärt. Es trug sich also zu, dass die Zugführung den angetretenen Zug fragte, wer gut tippen kann und sich mit Bürosoftware auskennt. Ca. 7 Soldaten versuchten ihr Glück, so auch ich. Man musste ein wenig Diktat schreiben, Text formatieren, Excel Tabellen machen usw. Long story short: Mein geschätzter Stubenkamerad R. und ich machen die ersten Plätze und kriegen die beiden Zugschreiberstellen. Unsere Vorgänger waren länger gediente Soldaten und mussten wohl spontan in den Einsatz.

Dies ist unser Arbeitsplatz.

zugschreiber



Und das das Büro der Zugführung, in dem wir residieren:

büro bundeswehr


Die Stelle beschert uns künftig einige Zeit im Büro der Zugführung, in dem ein Leutnant, ein paar Feldwebel und ein paar Stuffze ihr Unwesen (ja, Unwesen! Was da manchmal abging…) treiben. Wir hatten einfache administrative Aufgaben inne. Etwa führung von (Über)Stundenlisten, Berechnung von Nachtzuschlägen, Verwaltung der Urlaubstage, Krankheitstage, Schreiben von Diktaten wenn mal was anfiel und Ähnliches. Im Übrigen kann noch erwähnt werden, dass wir seit dem kein einziges Waffenreinigen mehr hatten und auch sonst von den ganz undankbaren Aufgaben befreit wurden. Die klassischen Rollenbilder wurden damit irgendwie erfüllt - R. und ich sind, soweit ich weiß, die einzigen beiden Abiturienten im ganzen Zug. Und wo landen sie? Im Büro.

Bin nun etwas enttäuscht über die Führerscheinlehrgangsverzögerung, aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Mir wird noch zugesichert, dass ich von allen übrigen Lappenanwärtern aus unserem Zug ganz oben auf der Liste stehe. Die Lehrgangsplätze wurden nach Gesamtqualifikation und -betragen vergeben.

Back to topic:
Wir werden heute Nacht einen kleinen Orientierungsmarsch machen, in Trupps zu je drei Soldaten.
Meine beiden Anhängsel und ich starten gegen 22:30h. Wir bekommen vorher kurz eine Karte vorgelegt um eine Skizze für uns anzufertigen und erhalten ein Kompass sowie ein Funkgerät.
Unser erstes Ziel ist einen guten Kilometer Luftlinie entfernt. Wir dürfen uns nicht auf Wegen bewegen sondern sollen uns anhand des Geländes orientieren und querfeldein gehen. Ok, warum nicht. Wird sicher lustig. Ist ja auch nicht stockdunkel oder so.

Wir gehen los, grob richtung Süden. Durchqueren eine Art Sumpfgebiet. Hohes Gras und viele Pfützen von unbekannter Tiefe. Hüpfen von Grasbüschel zu Grasbüschel, zwischendurch immer die Richtung mit dem Kompass abgleichen.
Landen dann auf einem Feld. Richtig so. Dann 250m über das Feld zu einem Waldrand. Auch richtig. Dann in den Wald rein. Hier soll es irgendwo eine geographische Erhebung (Berg) geben, welche wir erklimmen sollen. Diese finden wir aber zunächst nicht, landen statt dessen neben einer Straße, der rechten Grenze unseres Gebietes. Jeder logisch denkende Mensch würde nun an dieser Straße entlangehen, weil sie ein sicherer Orientierungspunkt ist.
Ich habe grad gute Laune und fühle mich auch gut. Also beschließe ich den verdammten Berg zu suchen. Der Rest von meinem Trupp findet das nicht so klasse, aber was sollen sie machen, ich bin Truppführer, habe den Kompass, das Funkgerät und die Taschenlampe. Ach ja die Skizze auch noch. Muhahhaaa. Wir peilen gute 25 min. durch den Wald und schließlich finden wir den Berg. Latschen rauf, latschen drauf lang, latschen wieder runter und kommen an unserem Ziel an. Sehr schön.

Wir werden hier nun von einer auf uns wartenden Person angewiesen den zweiten Punkt aufzusuchen. Einfach 800m die Straße runter. Bedingung: Es soll ein Eilmarsch werden, also zügig vor sich gehen. Was Eilmarsch eigentlich bedeutet, lerne ich erst später in Hammelburg.
Wir gehen so zügig es geht den Weg entlang. Ich kann nicht so schnell wie ich möchte, weil einer meiner Kameraden aus dem Trupp irgendwelche körperlichen Leiden hat und nicht mitkommt. Grrfxt. Naja egal.
Auch das zweite Ziel erreichen wir ohne Zwischenfälle. Aus irgendwelchen Gründen wird die Zeit unserer Ankunft aufgeschrieben. Auch egal.
Von hier aus werden wir nun zum dritten und letzten Punkt, dem Startpunkt nämlich, losgeschickt. Diesmal nicht nach Karte sondern nach Marsch-Kompass-Zahl.
Das ist bekackt. Wir warten bis wir los dürfen (der Trupp vor uns brauchte 10 min. Vorsprung) und starten.
Ich entscheide, dass es nicht sinnvoll ist die ganze Zeit auf einen Kompass zu starren und bei Nacht durch dichten Wald zu laufen. Auf den ollen Kompässen erkennt man im Dunkeln ohnehin nichts. Man kann sie aber mit Licht bestrahlen, dann läd sich das Anzeigeblatt fluoreszierend auf. Hält gefühlte 30 Sekunden.
Also drücke ich einem Kameraden mein Handy in die Hand (als Lichtquelle), schicke ihn gute 60 Meter in den Wald, soweit eben, dass ich das Licht noch sehen und ihn anschreien kann und richte ihn in der korrekten Richtung laut Kompass aus. Dann schließen Kamerad zwei und ich zu ihm auf und das Spiel beginnt von vorn. Ätzend. Das geht einige male so, bis wir auf einem Weg landen. Den wir eigentlich nicht nutzen dürfen. Aber is ja egal, auf gehts. Im Endeffekt erreichen wir unseren Startpunkt nach einem Fußmarsch von vielleicht 25 min. auf normalen Wegen, melden uns beim Zugführer zurück und eiern in unsere Schlafgemächer.

Ich rechne eigentlich mit nächtlichen Alarmaktionen… allein schon um uns zu ärgern. Nichts dergleichen geschieht, wir schlafen bis zum nächsten Morgen durch... Ungewohnter Luxus...!

Tag 156 - Dienstag, 06-12-2005 Der Bund hat auch seine niedlichen Seiten. So bekommen wir zum Frühstück neben den üblichen Brötchen jeder einen Schokonikolaus! :)

An dieser Stelle lässt mich dann auch schon mein Gedächtnis im Stich, denn jetzt grade, ich sitze in meinem Bett und wir haben eben erst Dienstschluss bekommen, schreiben wir den 17.01.2006.

Wenn ich mich recht entsinne, vertreieben wir uns den heutigen Tag mit Häuserkampf. Und es ist mal wieder sehr spaßig. Viel ballern, viele Übungsgranaten werfen und auch mal mehr als drei Räume erkämpfen. Unter anderem auch nicht nur mit der eigenen Gruppe, sondern mit dem gesamten Zug.

Das soll dazu reichen. Nachts haben wir "Streife" als Thema. Das bedeutet nicht ganz so viel schlafen, geht aber trotzdem noch.
Streife ist schnarchig. Mit dem Funkgerät und einem Kameraden am Hacken über eine Stunde verteilt zwei größere Kreise laufen, dann quasi wieder für 2-3 Stunden ins Bett. Eher in den Schlafsack.

Tag 157 - Mittwoch, 07-12-2005 Mal schön abgelutscht werden, wer will das nicht? Unsere Abreise vom Übungsplatz ist für 14h angesetzt.

Vorher passiert nichts Großartiges. Außer einem kleinen Verwundetentransport. Natürlich war niemand verwundet. Wir, der ganze Zug, erhält zwei Tragen und zwei Kranke von uns werden darauf abgelegt. Einer ist leider nicht der Leichteste und hat dazu noch ein Gesicht, dass dazu verleiten könnte mal kräftig reinzu... naja lassen wir das.

Die eine Trage ist unschönerweise auch keine Trage sondern eher eine Decke mit Griffen dran. Keine Ahnung, wie das im Fachjargon geschimpft wird. Auf jedenfall tödlich für den Rücken wenn jemand über 60Kg drin liegt.

Wir laufen nun mit den Toten auf den Tragen etwa die Strecke, welche wir vorgestern Nacht beim O-Marsch gelaufen sind. Allerdings auf Wegen und nicht querfeld ein.

Nach einer ganzen Weile kommen wir wieder am Ausgangspunkt an. Denken das war's jetzt. Niemand kann mehr wirklich. Zwischendurch haben sich die Ausbilder noch einige Scherze erlaubt wie etwa uns ein Stück weit (mit Trage und -normal- vollem Gepäck + Waffe) rennen zu lassen. Für Soldaten nichts Ungewöhnliches. Aber hammer anstrengend.
Wir setzten unseren Weg nun allerdings fort, vorbei am Lager, wieder auf der gleichen Strecke. Noch eine Runde? Nein... das können die nicht machen.

Wir laufen gute 300m auf der alten Strecke, kehren dann um, laufen ein Stück weit zurück und biegen dann in einen anderen Feldweg an. Hier versinkt man stellenweise knietief im Matsch. Wir prügeln uns durch bis zum 250m entfernten Waldrand. Hier wird umgedreht, wir laufen den Weg zurück. Dann wieder richtung Lager.

Nach ein paar weiteren Schikanen erreichen wir das Lager schließlich und sollen antreten. Das geschieht auch. Ich habe Mühe noch aufrecht zu stehen. Alles schmerzt, der Mund ist knochentrocken und das Gesicht schweißgebadet. Ein Kamerad aus einer anderen Gruppe bricht erstmal zusammen und steht auch so bald nicht wieder auf. Kreislauf oder so.

Das war jedenfalls bis jetzt definitv der härteste Verwundetentransport, den wir hatten. Nicht nur wegen dem Gewicht der Tragen, sondern auch wegen Leuten, die sich vor dem Auswechseln zu drücken versuchen und wegen der scheinbaren Sinnlosigkeit der Aufgabe an sich. Wenn man um Ablösung schreit aber die nächste Minute keiner kommt, ist das nicht grade motivierend.
Genug geheult. Nach dem Transport ziehen wir uns frische Klamotten an. Sehr schön anzusehen: die freien Oberkörper, die bei den niedrigen Temperaturen in einer Dampfwolke von verdunstendem Schweiß verschwinden.

Bald darauf schwingen wir uns in die Busse und ich schlafe direkt erstmal ein.

Den Rest des Tages bis etwa Mitternacht verbringt der Zug mit Waffenreinigen. R. und ich im (warmen sauberen) Zugführerbüro mit Papierkrams. Gar nicht so übel der Job als Zugschreiber!

Tag 158 - Donnerstag, 08-12-2005 Äääh hab'sch vergessen. Wahrscheinlich irgendwie vorbereitende Maßnahmen auf die nächsten beiden Wochen, die wir in Hammelburg verbringen werden.

Tag 159 - Freitag, 09-12-2005 Ja, siehe gestern und dann ab in den Dienstschluss!! Tschüss!!
Kaufe zur Vorbereitung auf Hammelburg eine schwarze Wollmütze und etwas Thermounterwäsche, weil alle rumjaulen es würde dort ziemlich kalt werden. Der Wetterbericht sagt was anderes, aber vielleicht ist es ja sehr windig dort. o.0
Ach ja, Hammelburg ist auch nen Truppenübungsplatz. In Bayern. Ein Großer.

Tag 160 - Samstag, 10-12-2005 Wochenende. Kann nix großartig tolles oder unschönes passiert sein, weil das im Moment einfach nicht passiert. Laaangweilig.

Tag 161 - Sonntag, 11-12-2005 WE. R. und ich kommen Abends wie üblich zu spät los, was zur Folge hat, dass wir bis mitten in der Nacht (02h?) unsere Sachen für die ab morgen anstehende Übung packen. Naja, wer braucht schon Schlaf? :o)


Woche 23 | Stammeinheit II: Schortens

Tag 162 - Montag, 12-12-2005 Das übliche morgendliche Procedere, bis wir gegen 10h in den beiden Bussen landen. Ich beginne damit, etwas Schlaf nachzuholen. Der Murmeltiermodus wird an einer Tankstelle nahe Hildesheim unterbrochen. Kaufe mir eine Tüte Weingummis. Legga. Dann Lunchtüte plündern, Kopfhörer rein und weiterpennen. Ich erwache eine gute halbe Stunde vor Hammelburg. Unsere Unterkunftskaserne erreichen wir gegen 16h und verbringen den Rest des Tages damit, unsere Stuben zu beziehen. Eigentlich muss noch mehr passiert sein, bis wir in die Nachtruhe entlassen werden, aber das weiss ich jetzt nu nicht mehr.

Das Wetter in Hammelburg... ist milder, als ich erwartet hätte. Eher nass und Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Tag 163 - Dienstag, 13-12-2005 An dieser Stelle beginnen meine Probleme, das Geschehene zu rekonstruieren. Hammelburg waren 2 Wochen Stress. Meinen Laptop habe ich natürlich nicht mitgenommen und auch keine handschriftlichen Aufzeichnungen angefertigt. Allerdings habe ich einige digitle Fotos gemacht. Diese hatten auch schon 2005 einen Timestamp und helfen bei der Rekonstruktion der Ereignisse.
Ich beschreibe jetzt mal allgemein, was wir so gemacht haben. Wenn ich Infos zu den einzelnen Tagen der nächsten 2 Wochen finde, weise ich dort darauf hin.

Also… wir waren an einigen Tagen ausgiebig schießen. Riesige Schießbahnen dort, Stellungssysteme, Klappfallscheiben. Kleine Lagen in den Stellungssystemen. MG Mun alle, durch die Tunnel gehetzt werden mit der Info, irgendwo liegt Mun. Die wurde dort deponiert. Mun finden, zurückbringen damit das MG weiter wirken kann.
Schieße dort das erste mal die 40mm Granatpistole. Lache mich nach dem ersten Schuss kaputt: Die Dinger klingen wirklich so, wie man es aus Filmen oder Spielen kennt. Sie machen: "FUMPF!". Wat n Spaß. Außerdem Panzerfaust schießen. Ohne Explosivgeschosse versteht sich, aber kommt schon was rausgeflogen. Aus einem Raum heraus. Hammer laut.
Handgranaten werfen tun wir auch das erste mal. Dafür gibt es das 'Reifenhaus'. Hohe Wände, gestapelt aus alten Reifen. Diese absorbieren den Druck der Granaten. Ein echtes Haus würde irgendwann wohl einfach marode werden und einstürzen. Die Splitterkörber werden hier abgeschraubt und es wird sehr vorsichtig und aufmerksam vorgegangen damit auch ja keiner zu Schaden kommt. Bei der Geschicklichkeit mancher Soldaten ist das wohl auch gut so. Mit Splitterkörper werfen wir auch an einem dafür vorgesehenen Platz, mit Deckung hinter einer dicken Betonmauer. Im Landebereich der Granaten wächst kreisförmig mit einem Durchmesser von ca. 20m kein einziger Grashalm. :-)

Wir laufen diverse Orientierungsmärsche über den endlosen Platz. Bei Tag, bei Nacht, bei Regen, bei Sonne, bei Schnee. War manchmal nervig, oft anstrengend und manchmal auch schön. Bei einem langen Marsch im Zugrahmen bei Nacht schneit es. Keiner redet. Nur laufen, laufen laufen. Das war irgendwie total hypnotisch und …schön.
Wir machen einige Verwundetentransporte. Schleppen, schwitzen, leiden, brüllen, angebrüllt werden.

Wir üben gruppenweise eine Häusergruppe unter Beschuss bei Nacht einzunehmen. Da muss ich sagen, Respekt! Die Führung hat ein beeindruckendes Feuerwerk organisiert um authentische Atmosphäre zu erzeugen. Überall Explosionen, Vorfeldbeleuchtung, Feuer, MG-Geknatter. Das war schon ein Erlebnis. Die Annäherung erfolgte über ca 400m Wiese mit einzelnen Stellungen, Mulden, Stacheldraht usw. Dann Häuserkampf wie gelernt. Auch hier wurden einem gelegentlich Übungsgranaten vor die Füße geworfen und es gab gasbetriebene Feuerherde, die Brände simulieren sollten. Wirklich gut.

Wir besetzen ein Übungsdorf (Ja, die haben in Hammelburg ein ganzes leeres Dorf zum Training!) für einige Tage und üben dort Verschiedenes. Viel Alarmposten, Alarm, Eilmärsche, Haus befestigen, Haus einnehmen usw. Außerdem korrektes Vorgehen in bewohnten bebauten Gebieten. Spannend.

Wir haben Gelgenheit, Hindernisbahnen zu überwinden. Ein großes Haus ist komplett als solche präpariert. Mit vollem Gepäck über Kanten balancieren, durch Fenster und Tunnel klettern, lernen wie man in der Ausrüstung eine Untiefe mit einem gespannten Seil überwindet, wie man wieder hochkommt wenn man das Gleichgewicht verliert und nur noch am Seil hängt.
Eine erinnerungsvolle Situation war jene: Dachboden, komplett abgedunkelt. Im Boden ein schwarzes Loch, was man wirklich grade soeben noch von der restlichen Dunkelheit unterscheiden konnte. Neben dem Loch der Gruppenführer, der einem nach dem anderen befiehlt, in das Loch zu springen. Ohne dass man wusste, wie tief es ist und was einen unten erwartet. Das war auch ne Erfahrung. Einige haben recht lange gebraucht, bis sie gesprungen sind. Sollte wohl schulen, den Vorgesetzten uneingeschränkt zu vertrauen.
Ging übrigens ca. 2m runter und unten lag eine dicke Matte. Alles gut.

Soweit zu den wesentlichen Tätigkeiten in Hammelburg. Die zwei Wochen schlafen wir vlt. 3-4 Nächste indoor, den Rest draußen. Wenn wir schlafen. Das Wetter wechselt zwischen Regen und Schnee und + und - Graden.
Im Rahmen einer von vielen Kollektivstrafen für irgendwelche Vergehen der Kameraden werden wieder mal die Rauchwaren eingesackt. Ansonsten hagelt es hier und da Eilmärsche und Verwundetentransporte. Zusammenfassend war es anstrengend, lehrreich, kalt, nass, beeindruckend. Man hatte des öfteren Gelegenheit, seine Grenzen kennen zu lernen und neu abzustecken.

Nun die einzelnen Tage, sofern ich etwas dazu sagen kann.

Tag 164 - Mittwoch, 14-12-2005 S. oben.

Tag 165 - Donnerstag, 15-12-2005 Schießen, Abends indoor.

Tag 166 - Freitag, 16-12-2005 Vermutlich auch schießen, dann indoor. Konnte anhand dem Bild einer Klowand rekonstruiert werden.

Tag 167 - Samstag, 17-12-2005 Ortskampf.

Tag 168 - Sonntag, 18-12-2005 S. oben.


Woche 24 | Stammeinheit II: Schortens S. oben.

Tag 191 - Montag, 09-01-2006 S. oben.

Tag 170 - Dienstag, 20-12-2005 S. oben.

Tag 171 - Mittwoch, 21-12-2005 S. oben.

Tag 172 - Donnerstag, 22-12-2005 Ich meine, heute fahren wir zurück nach Schortens.

Tag 173 - Freitag, 23-12-2005 Den heutigen Tag hauen wir uns mit mehr oder minder sinnvollen Tätigkeiten um die Ohren. Beschäftigungstherapie vom Staffelchef quasi. Ich bin die meiste Zeit im Büro.
Gegen 11h gibt es dann vom Hauptmann (Stffchef) das Wort zum Weihnachtsmann ("War ein anstrengendes Jahr blubb bla nächstes Jahr wird dann auch anstrengend sülz benehmt euch im Urlaub vernünftig blabla Frohesfest…WEGTRETEN!")

Danach Dienstschluss und nicht nur Wochenende, sondern bis zum 09.01.2006 Urlaub! Gute Sache das.

Sobald wir dann auch von unserer Zugführung entlassen sind, ab nach Hannover. Am späten Nachmittag der erste Versuch ein paar Weihnachtsgeschenke zu organisieren. Während ich mich durch die Massen gestresster Menschen schiebe, die ihren Mitmenschen auch etwas schenken wollen, stelle ich mir vor, wie schön diese Stadt doch wäre, wäre einfach niemand hier.

Tag 174 - Samstag, 24-12-2005 bis Tag 179 - Donnerstag, 29.12.2005 Weihnachten und Urlaub. D.h. Rumgammeln, Ausschlafen, abends Ausgehen, Gefräßigkeit betreiben, es sich halbwegs gut gehen lassen.

Am Vormittag des 29.12. brechen H. und ich nach Österreich auf. Ein paar Tage Snowboarden. Erreichen unser Ziel am Abend ohne besondere Vorkommnisse.

Tag 180 - Freitag, 30-12-2005 bis Tag 188 - Freitag, 06-01-2006 Frohes Neues!

Wir verbringen einen wie ich finde sehr geilen Urlaub bei den Ösis und ein eher ungewöhnliches aber nicht schlechtes Silvester.
Snowboarden an sich macht auch Laune und ich lerne wieder ein gutes Stück besser fahren.
H. ist angefressen weil es keine vernünftigen Rampen gibt, obwohl Kitzbühel allgemein als eines der Snowboardgebiete schlechthin angepriesen wird.

Am morgen des 06.01. machen wir uns auf den Rückweg. Zumal ich in der Nacht nur gute 2 Std. geschlafen habe muss ich unterwegs eine halbe Stunde Schlafpause machen. Die Streichhölzer zwischen den Augenlidern sind unter der enormen Belastung gebrochen.

Nachmittags kommen wir wieder zu Hause an. Abends wollten wir noch etwas Hannover unsicher machen gehen. In den angestrebten Laden kommen wir wegen unpassender Kleidung nicht rein. Die gewählte Alternative ist dann aber auch lustig. Gut dass ich meinen Wagen zu Hause gelassen hab.

Tag 189 - Samstag, 07-01-2006 Erstmal dran gewöhnen, dass im Datum jetzt ne 6 hinten ist... ansonsten heute nichts besonderes. Mental drauf einstellen, dass es ab Montag wieder "normal" weiter geht.

Tag 190 - Sonntag, 08-01-2006 Alles normal. Guter Dinge fahre ich Abends nach Schortens, halte kurz vor unserem Kompaniegebäude (wohnen tue ich ein Gebäude weiter) um auf dem Dienstplan nachzuschauen was denn so ansteht. Nach dem Studium des Dienstplanes wird meine Laune abrupt schlechter.
Für die kommende Woche ist 'B'undeswehr 'I'm 'W'ald 'A'ußer '\K'ontrolle - kurz Biwak angesagt. Wir fahren zum bis dato unbekannten Übungsplatz Brockzetel, welcher sich eine halbe Autostunde von der Kaserne entfernt befindet.

Gegen Mitternacht, es ist irgendwie alles etwas später geworden, betrete ich meine Stube und muss noch meine Ausrüstung für die kommende Woche packen.

Gegen 01:30h lege ich mich in mein Bett und untersuche die Augenlider auf innere Verletzungen...


Woche 27 | Stammeinheit II: Schortens

Tag 191 - Montag, 09-01-2006 Nach einer viel zu kurzen Nacht aus dem Bett fallen... morgendliches Procedere... Anwesenheitsappell, Körperpflege, Frühstück... irgendwann bis 08h ins Zugführerbüro einsickern um dort Schreibtätigkeiten zu erfüllen. Draußen ist es arschkalt, Minusgrade. Ich bin froh, dass ich im Büro sitzen kann, auf jeden Fall angenehm. Hier bleibe ich bis etwa 13h sitzen und erfülle die Aufgaben des Zugschreibers (ich mache wirklich was!) während der Rest vom Zug bereits seit etwa 09h draußen im Gelände ist. Ich werde dann -nach dem Mittagessen- mit einem Wolf rausgefahren. Wat n Luxus!

Draußen im Gelände zeigt sich der Übungsplatz recht sympathisch. Die Verstecke unserer drei Gruppen sind in einem Tannenwald aufgebaut, mein Schrägdach steht auch bereits. Der Wald wirkt irgendwie aufgeräumt. Die Bäume stehen halbwegs in Reihen und auf dem Boden liegt wenig Gehölz herum. Vorteil bei Nacht.

Falls sich jemand fragt was wir eigentlich die ganze Zeit draußen im Wald treiben, oder eher warum: Wir befinden uns nach wie vor in der Combat-Ready Ausbildung.
Diese Woche wird zum sogenannten "Nachsteuern von Grobzielen" verwendet. Will sagen wir machen nochmal Feldposten, weil einige es wohl immer noch nicht gerafft haben. Außerdem wird Spähtrupp zu Fahrzeug geschult, was für alle neu ist. Mehr dazu später.

In meiner Abwesenheit wurden bereits etwa 400m vom Lager entfernt Stellungen errichtet, sowie weitere 300m entfernt ein Alarmposten.
Um es nochmal zu verdeutlichen, eine Stellung ist eine Art Mulde, in die sich zwei Schützen legen können. Diese werden gern überdacht und mit Grünzeug abgetarnt. Zweck der Übung wäre vor etwa 60 Jahren gewesen, den buckligen Feind herankommen zu lassen (der Alarmposten, welcher auch nur eine vorgezogene Stellung ist meldet "Feind im Vorfeld" und zieht sich dann unauffällig in eine Stellung zurück) um ihn dann gnadenlos umzuholzen oder auch nur weiter zu beobachten, je nach Order.

Im Laufe des Abends basteln wir bis zur Dunkelheit einige Jägerbetten (erklär ich jetzt nicht, ist aber gemütlich) für unsere Gruppenführer, errichten eine Feuerstelle, sammeln Holz und machen schließlich ein Feuerchen. Das mit dem Feuer gestaltet sich zu Anfang schwierig. Das Holz wirkt zwar knochentrocken, will jedoch irgendwie nicht wirklich brennen. Wir kommen zu dem Schluss, dass das Holz eigentlich nass ist und nur trocken wirkt weil das Wasser darin gefrohren ist
:-D
Das Jägerbett für unseren Gruppenführer sieht so aus:

jaegerbett


Wir haben inzwischen deutliche Minusgrade, ich schätze auf -6 -7°C. Ist aber eine verdammt angenehme Kälte, weil es trocken ist. Pervers ist es nur um die 1°C mit Regen. Das kommt aber erst übermorgen :).

Gegen 19h wird ein Schichtplan für Alarmposten und Feuerwache für unsere Gruppe erstellt. Das heisst, zwei Soldaten befinden sich jeweilse eine Stunde im Alarmposten und frieren sich dort den Arsch ab weil dieser am Waldrand vor einer großen freien Ebene gelegen ist und es sehr windig ist. Sie kommen dann zurück, schieben eine weitere Stunde Feuerwache und nehmen Funksprüche entgegen, um sich dann für bestenfalls 2 Stunden hinzuhauen.

Zwischendurch, als ich grade Ruhephase habe versteht sich, gibt es einen Probealarm. Um auch hier den Ablauf zu schildern: Derjenige, der den Befehl zum Alarmgeben erhalten hat kommt zum Platz der Gruppe, in unser Versteck also, gehetzt und weckt möglichst schnell alle ruhenden Soldaten. Diese müssen blitzartig aus den Schlafsäcken, ihre volle Montur anlegen und zu ihren Stellungen rennen. Hier dann Position beziehen und das Vorfeld beobachten bis der Alarm abgebrochen wird.

In dem aktuellen Fall hat der Gruppenführer Alarm gegeben. Er wollte schauen, wie schnell wir heute so sind. Erstaunlicherweise klappt alles gut und der Alarm wird mit "Gut" abgesegnet. Allerdings wird betont, dass es noch nicht sehr gut war.
Schwein gehabt, in nächster Zeit ist also kein Dummfick (Eilmärsche und Verwundetentransporte zur Erziehungszwecken) zu erwarten um uns zum Schneller-machen zu animieren.

Bevor wir am frühen Abend überhaupt unsere Posten bezogen haben, erfolgte noch eine Befehlsausgabe. Ich muss zugeben, dass sich die Führung immerhin ein nettes Szenario ausgedacht hat. Gab es sonst nicht.
Um es kurz zu fassen, man stelle sich vor die BRD ist mit der Republik Moorland in Konflikt geraten und der Krisenzustand wurde ausgerufen. Nicht weiter schlimm, es wird noch auf politischer Ebene verhandelt. Trotzdem wurde unsere Einheit bereits in die Nähe der Grenze verlegt um dort einen Feldposten einzurichten, zumal mit kriegerischen Auseinandersetzungen zu rechnen ist. Vorbeugende Maßnahme quasi.

Heute Nacht also nur gucken, nicht anfassen. Wenn sich im Vorfeld etwas bewegt sollen wir es melden. Wenn es sich um Zivilisten handelt, sind diese aus dem Gebiet zu verweisen. Umgenietet werden darf niemand, außer man wird direkt angegriffen.

So vergeht die Nacht eigentlich ohne großartige Vorkommnisse. Man wird irgendwann geweckt, muss aus dem warmen Schlafsacke in die eisige Kälte hinaus, ab in den Alarmposten. Hier eine Stunde frieren und gucken ob keiner guckt, warten auf die Ablösung.
Wenn diese dann zehn Minuten verspätet eintrifft, zurück zum Versteck und erstmal ab an's Feuer, aufwärmen und eine rauchen.
Hier dann eine Stunde verbringen die schnell vorbei geht. Am Feuer sitzen und versuchen die Füße aufzutauen, etwas essen, das Feuer in Gang halten, vielleicht Zähnchen schrubben oder sonst etwas machen.
Dann wieder für zwei, wenn man ganz viel Glück hat drei Stunden in, auf oder unter den Schlafsack. Jeder wie er's mag. Ich zwinge mich dazu die Schuhe auszuziehen. Ist zwar kälter wenn man sie wieder anziehen muss, dafür hat die Feuchtigkeit aber die Möglichkeit, etwas zu verdunsten (oder einzufrieren). Jedenfalls sind trockene kalte Füße allemal besser, als feuchte etwas Warme, wenn es passieren kann, dass man noch weitere Strecken laufen muss. Es ist stets ungewiss, was weiter geschieht. Bislang dachte ich, dass dies einfach eine Fahrlässigkeit der Führung sei. Inzwischen weiss ich, dass es vollauf gewollt ist, uns ständig im Dunkel tappen zu lassen. Denn Informationsmangel stresst einen Menschen nach Schlaf- und Nahrungsentzug mit am meisten.

Die Nacht nimmt dann so ihren Lauf, vielleicht ein oder zwei Alarmaktionen. Recht harmlos also.

Tag 192 - Dienstag, 10-01-2006 Auch der Dienstag verläuft zunächst wie die Nacht. Alarmposten und Feuerwache werden fortgesetzt. Nachmittags erhalten wir den Auftrag unsere Stellungen so auszubauen, dass man in ihnen stehen kann. Will sagen jedes Buddypärchen gräbt in seiner Stellung ein etwa 140cm tiefes Loch.
Sind wir jetzt bei den Pionieren? Das ist eigentlich deren Job. Egal. Interessant, was so für verschiedene Erdschichten in Friesland herumkreuchen. Zeitansatz für das Buddeln sind zwei Stunden. Kein Thema. Nach Vollzug zurück zum Platz der Gruppe. Inzwischen ist es etwa 15:30h.
Mein Buddy und ich erhalten den Auftrag, von der Stellung unseres Gruppenführers ein Kabel zum Zuggefechtsstand zu legen. Distanz etwa 170m.
Ich bin etwas angefressen, weil ich dazu mit dem Kabel zwei Waldwege überqueren muss. Unter Wegen muss das Kabel eingebuddelt werden, also einen etwa 20cm tiefen Graben über den Weg ziehen. Naja, nach einer halben Stunde ist das Kabel verlegt. Hat den Zweck, ein FFOB zum Kampfstand zu legen. Ein Feldtelefon. Damit der Gruppenführer mit dem Zuggefechtsstand kommunizieren kann.

Nachdem wir jedenfalls fertig sind, kehren wir zum Platz der Gruppe zurück. Hier erhalten mein Buddy und ich nun den Befehl, auch noch die Stellung des Gruppenführers, um welche sich bislang noch niemand gekümmert hat, auf Stehtiefe auszuheben. Nun bin ich endgültig angefressen. Warum wir?! Das Oberfeld B. sagt uns noch, es erkläre uns gleich, warum ausgerechnet wir das machen müssen. Ich wundere mich und bin auf die Erklärung gespannt, zumal ich mir sicher bin, keine Scheiße gebaut zu haben, die irgendwie bestraft werden müsse.

Unser Gruppenführer ist ein eigenartiges lustiges Kerlchen. Schwer zu beschreiben, man müsste ihn kennen gelernt haben. Auf jeden Fall hat er die totale Klatsche. =)

Ich glaube am Abend vorher, am Platz der Gruppe schaute er mich an, ich schaute ihn an.
"X., kommen Sie mal her!"
[hingehen]
"Halten Sie sich mal ein Auge zu!"
"Hmn, warum das denn?!"
"Los, halten Sie sich ein Auge zu!"
[Ich halte mir ein Auge zu, sehe ihn mit dem verbliebenen Auge an...]
[Er zieht eine Taschenlampe und leuchtet mir ins Auge]
"Bischen langsam Ihre Pupillenreaktion!"
[Ich erwidere im Scherz, zumal ich stocknüchtern bin..]
"Das sind die Restbestände vom Urlaub..."
"X., wenn da was rauskommt, schnür ich Ihnen dermaßen den Arsch hoch...!"
"Jaja..."

[rauskommen kann nix weil ich tatsächlich nichts im Urin/Blut haben kann] Das Oberfeld hat ne Klatsche. :o)

Mein Buddy und ich stellen uns nach Empfang des Befehls etwas außerhalb des Versteckes auf. Ich warte auf den Oberfeldwebel, zumal ich zu gespann auf seine Erklärung für die Graberei bin.
Er kommt, guckt uns an. Anzumerken gilt, dass mein Buddy, welcher ebenfalls X. heisst, ein Stück weit schwächer gebaut ist, als ich. Und ich bin ja nun nicht gerade ein Tier.

[Zu meinem Buddy:]
"So, X., sie müssen buddeln, weil sie einfach ein bisschen Kraft in den Armen bekommen müssen!"

[Zu mir:]
"Und Sie, X., sie müssen einfach erstmal klar werden!"

Ich lache mich kaputt, greife mir einen Spaten und wir eiern zu seinem Kampfstand. Graben ihn aus. Eher gesagt grabe ich ihn aus weil mein Buddy körperlich angeschlagen ist. Bekommt zwischendurch Kreislaufprobleme.
Think positive: Mehr Training für mich. Im Verlauf der Grabeaktion wird es stockdunkel und mein Buddy hält die Taschenlampe während ich buddele. Passt schon. Im Endeffekt werden wir irgendwann fertig, überdachen die Stellung und tarnen sie.
Zwischendurch Abendessen.

Ich kürze nun etwas ab, zumal ich nach dem Genuss zweier 0,5er Becks Gold sicher zu Ausschweifungen neige.
Im Laufe der Nacht neue Befehlsausgabe aber im Prinzip das gleiche. Alarmposten, Feuerwache. Keine besonderen Vorkommnisse außer hin und wieder Alarm. Man kommt trotzdem nicht zu sonderlich viel Schlaf.

Tag 193 - Mittwoch, 11-01-2006 Das nächtliche Schema wird den Vormittag über weitergeführt. Im Laufe des Tages genießen wir die Ausbildung "Spähtrupp im Fahrzeug". Die normale Spähtruppausbildung lässt sich irgendwo weiter oben nachlesen, in einer der ersten Wochen in diesem Verein.

Kurzfassung: Wir begeben uns auf einen Lkw, dessen Ladefläche mit Sitzmodulen ausgestattet ist, und fahren in niedrigem Tempo eine Strecke ab. Alles was wir beobachten und was von Bedeutung sein könnte, geben wir an den Gruppenführer weiter. Dies ziehen wir vielleicht eine halbe Stunde durch. Danach hat unser Oberfeld keine Lust mehr und wir erhalten eine Ausbildung in Sachen "durchgeschüttelt werden auf dem Lkw". Will sagen wir holzen mit erhöhter Geschwindigkeit durch das Gelände und werden vom feinsten im Sitzmodul hin und her geschleudert.
Danke, dass sich auf der Ladefläche komfortable Recaro-Sitze mit Anschnallgurten befinden. Sonst wäre mit Sicherheit jemand über Bord geflogen.
Eine weitere halbe Stunde später kehren wir in die eigene Sicherung, das Lager, zurück. Periphere Körperteile sind von der Zugluft her abgestorben, tauen aber bald wieder auf.

Alles in allem eine nette Aktion. Shockt mich aber nicht wirklich. Einige Kameraden sind hellauf begeistert. Wohl noch nie selbst durch etwas schwereres Gelände oder über 290 Km/h gefahren. Solltet Ihr mal versuchen!

Nach dem Abendessen erfolgt eine neue Befehlsausgabe.
"Blafasel, die politischen Verhandlungen mit Moorland sind gescheitert, es ist zu vereinzelten Ausspähversuche gegen die BRD gekommen, unser (ich zitiere wörtlich) "Bundeskanzler, Fr. Merkel, hat den V-Fall ausgerufen". (Verteidigungsfall).
Von nun an herrscht Krieg. Das Feuer wird gelöscht um nicht aufgeklärt zu werden. Unser Gruppenführer gibt uns den Tip, sich nur noch auf den Schlafsack zu legen und die Schuhe gleich an zu lassen, um schneller bereit zu sein. Ich ziehe es vor, mich immer noch mit dem Schlafsack zuzudecken, zumal es alles andere als warm ist. Allerdings ist es im Gegensatz zu Montag etwas wärmer geworden. Gar nicht gut, denn zwischendurch hat es geregnet. Hate it. Schnee wär besser.

Bis etwa 23h läuft alles normal, dann wird Alarm ausgerufen. Alle Gruppen eiern so schnell wie möglich in ihre Stellungen, beobachten das Vorfeld. Es ist ziemlich dunkel. Nun folgt das verplanteste Feuergefecht, welches ich in meiner BW-Zeit bislang erlebt habe. Der Gegnet befindet sich zunächst einige Male im Vorfeld (...wird eifrig beschossen), schwenkt dann irgendwie durch unsere Linie hinter uns, wird weiter beschossen, erobert kurz mal den Zuggefechtsstand, welcher sich auch hinter uns befindet, dann ein Lager einer anderen Gruppe und ist irgendwann wieder vor uns.

Ich verballere immer auf Befehl unseres Gruppenführers gute zwei Magazine in die angegebenen Richtungen, ohne auch nur ein einzges mal jemanden zu sehen. (!)
Kost ja nix.
Diese Aktion zieht sich bis etwa 01:15h hin. Scheinbar war die ganze Aktion etwas unkoordiniert, denn irgendwann sind auch unsere Gruppenführer angepisst, dass die Gegner scheinbar den God-Mode angeschaltet haben, also unverwundbar sind. Bei den Mengen, die alle Gruppen ins Vorfeld geschossen haben, sollte eigentlich nichts mehr leben. Eigentlich.
Als Feinddarstellung hält übrigens der II. Zug her, welcher diese Woche ebenfalls eine Übung auf diesem Platz fährt.
Im Anschluss erfolgt eine Kritik der Aktion (Antreten im Zugrahmen und gesülz vom Stellv. Zugführer...)
Alles in allem zwar verplant aber gar nicht soo scheiße wie üblich.

Über den Rest der Nacht hinweg wird dann der reguläre Betrieb der Posen wieder aufgenommen und es passiert nichts Wildes mehr. Ich bin inzwischen so übermüdet, dass mich der grottige Schichtplan, der latent ungerecht ist, auch nicht mehr stört. Während dem Gefecht habe ich mir manchmal eingebildet, Schatten im Dunkeln zu sehen und alles war recht hypnotisch. Nun, was uns nicht umbringt...

Nach dem Feuerkampf wird dem Schichtplan eine dritte Position hinzugefügt: Eine Wache vor dem Zuggefechtsstand, zumal dieser ja kurzzeitig erobert worden ist. Diese Schicht ist ätzdend weil man nicht sitzen kann und eine Stunde blöd in der Gegend rumstehen muss.

Auch diese Nacht nimmt ihren Lauf.

Tag 194 - Donnerstag, 12-01-2006 So auch der Vormittag. Quasi ereignislos und kalt. Ich erfahre gegen 08h, dass ich, nicht so wie der Rest, bereits um 10h reinverlegen werde, um irgendwelche wichtigen Aufgaben als Zugeschreiber wahrzunehmen. Ist mir nur recht, ist nämlich kalt hier.
So beginne ich kurz nach 09h meinen Unterstand einzureißen und alles zu verpacken. Um 10h dann mit dem Haupt-, dem Oberfeldwebel und einem Kameraden ab in die Kaserne. Hier ein Weilchen Zeit um sich die Tarnschminke aus dem Geischt zu waschen und sich frische Klamotten anzuziehen.

Unlängs vor der Abreise graben mein Gruppenführer und der andere Oberfeldwebel ein Loch in guter Sichtweite vom Gruppenversteck entfernt und entfachen ein Feuer darin. Als es einigermaßen brennt, greifen sie sich einen zylinderförmigen Gegenstand und stellen ihn ins Feuer. Danach gehen sie auf Distanz. Alles klar, wir hatten wohl einen Bodenleuchtkörper über. Feuerwerk. Nach einigen Sekunden geht das Ding in ...naja, Flammen ist untertrieben... es detoniert quasi und brennt ca 20 sek. mega hell. Ich sehe es mir an. Danach habe ich in meinem Sichtfeld orange Flecken, als hätte ich in die Sonne geschaut. Schönes Ding. Die beiden haben auf jeden Fall ne Klatsche, aber das war ja schon vorher klar. So gesehen mag ich den Verein hier.

Dies war besagter Leuchtkörper:

bodenleuchtkörper


Nach dem Brand ist im Wald mit örtlichen Nebelschwaden zu Rechnen. Rauchen gut die Teile.

Den Rest des Tages, zurück in der Kaserne, bis etwa 23:15h verbringe ich im Büro und führe Schreibertätigkeiten aus. Fällt nicht ganz leicht weil ich übel müde bin. Die Zugführung ist mal wieder genervt, weil der Zug zu lange zum Waffenreinigen braucht.
Gegen 22:30h kommt die Führung von einem kleinen Lehrgang in der Unteroffiziersmesse wieder, wo neue Uffze eingewiesen wurden oder so.

Der Oberfeldwebel E., Führer der zweiten Gruppe, entlädt 4 0,5 Ltr Dosen Bier aus seinen Taschen, verschwindet dann in den Waffenreinigungsraum.
Kommt etwas später entnervt wieder, reißt ein Bier auf und schüttet sich die Hälfte in den Rachen. Brabbelt etwas und verschwindet wieder.
10 min. später kommt er wieder. "X., Dienstschluss!!" "Ok!"

Scheinbar hat der Zug das Reinigen inzwischen abgeschlossen. Ich liefere einen Schlüssel ab, begebe mich in die Horizontale und ... schlaaaafe.

Tag 195 - Freitag, 13-01-2006 Uuuuh, Freitag der 13.! Ich rechne bereits fest damit, dass ich mindestens meinen Wagen auf der Autobahn zerschrotte, nachdem wir nach einem recht unbedeutenden Tag in den Dienstschluss entlassen werden. Nichts dergleichen passiert. Statt dessen schleudert ein anderer Wagen auf einer Autobahnausfahrt einige Male um die eigene Achse und bleibt dann stehen. Interessant zu beobachten. Glück gehabt der Kerl, keine anderen Fahzeuge berührt, geschweige denn die Leitplanke. Elegant sah's trotzdem nicht aus.
Also ab nach Hause. Ohne R., denn der ist noch auf Führerscheinlehrgang und kommt erst mitte Februar wieder. Grrfxt ich will auch!!

Ja, zu Hause auch das Übliche. Essen, schlafen. Kurz nach 02h aufwachen und feststellen, dass man um 20h ja eine Verabredung für 20h hatte. Mist! Jedes Wochenende die selbe... naja. Mir fehlte wohl noch etwas Schlaf.

Im Endeffekt wirds eine chillige Nacht und schon gegen 05:30h liege ich endlich wieder in meinem Bett.

Tag 196 - Samstag, 14-01-2006 To put it in a nutshell: WE.

Tag 197 - Sonntag, 15-01-2006 Ja immer noch Wochenende. Ausschlafen bis zum geht-nicht-mehr, essen, chillen. Abends back to Objekt. Zwischendurch Halt bei Burger-King weil ich zu dem Schluss komme, zu dünn zu sein.


Woche 28 | Stammeinheit II: Schortens

Tag 198 - Montag, 16-01-2006 Moin. Diese Woche verweilen wir komplett in der Kaserne. Wat n Luxus. Vonwegen.
Morgens: Mal wieder Frühsport. Hatte ich lange nicht mehr, weil ich in der Zeit meist im Büro saß.
Glück dabei: Mit OFw E., d.h. nur zum Sportplatz joggen, 20 Liegestütz pumpen, eine Runde um den Platz laufen, noch 20 Pumpen, noch eine Runde und zurück zur Kaserne. Easy going.
Dann Körperpflege und Frühstück.

Danach im Laufe des Vormittags Vorbereitung auf die DSA-Abnahme (Deutsches Sport Abzeichen) morgen. Im Wesentlichen nur noch etwas Laufen um warm zu bleiben und theoretischen Tips lauschen, wie wir das DSA am besten meistern. Weitsprung entfällt, weil die Sandgrube tiefgefrohren ist. :)

Mittagessen. Nachmittags theoretischer Unterricht über Verschleiern und Navigation nach Karte. Nix Wildes.

Dann, es bleiben noch etwas über zwei Stunden bis zum Dienstschluss, ein O-Marsch über das Kasernengelände.
An jedem anzulaufenden Punkt finden sich verschleierte Informationen über den nächsten Punkt den es anzulaufen gilt. Mit hilfe des Numeral-Code entschlüsseln und hinlaufen. So joggen wir im normalen grünen Anzug (Flecktarn + Kampfstiefel) bis 16h über das Kasernengelände und laufen unsere Punkte an. Im Trupp zu vier Soldaten. Wir schaffen fünf von 10 Punkten, bevor die Aktion nach 16h abgebrochen wird. Punkt sechs finden wir nicht, weil die Ausbilder bei der Planung was vermurxt haben. Ist auch egal. Sammeln im Staffelgebäude, kurze Nachbesprechung und dann Dienstschluss.

Ich... gehe schlafen. Wollte eigentlich hier noch groß weitertippen, klappt aber nicht weil zu müde und fertig vom Rumgelaufe.
Zweck der O-Marsch-Aktion: Einigen Spezialisten beibringen den Numeral-Code zu nutzen und vernünftig nach Karte zu laufen.

Good nite.

Tag 199 - Dienstag, 17-01-2006 Heute auf dem Programm: Zunächst einmal DSA-Abnahme im Laufe des Vormittags. Für mich läuft's gemischt. Macht auch nicht wirklich Spaß weil es draußen arsch kalt ist.
Zuerst in der Halle Hochsprung. Es gilt 135cm zu meistern. Eigentlich lächerlich. Viele scheinen es jedoch noch nie gemacht zu haben. Im Endeffekt schafft es bequem die Hälfte nicht. Für mich kein Thema. Haben wir glücklicherweise früher in der Schule schon geübt.
Danach geht es raus. Nächste Disziplin: Sprinten. 100m in 13,4 Sekunden. Ich habe von gestern nen netten Muskelkater in den Waden. Das viele Gejogge mit Stiefeln schlaucht mehr als man vielleicht denken mag. Bin beim Sprinten 0,8 Sek. zu langsam. Ist mir dann aber auch egal. Weiter geht's zum Kugelstoßen. Auch keine Disziplin, für dich ich geschaffen bin. Kein Plan was die Kugel wiegt, das Ding muss jedenfalls mindestens 8m fliegen. Ich packe 7,5m. Schade. Muss mehr trainieren, aber dafür hat man hier nicht wirklich Zeit.
Werd mir nach DZE (Dienstzeitende) nen Abo im Fitnessstudio holen.
Als letzte Disziplin dann 3000m laufen. In unter 13min. Ich bin mir noch unsicher ob ich nun wegen dem Scheitern im Sprinten und Kugelstoßen unmotiviert sein soll, oder nicht.
Ich hänge mich dann beim Laufen zunächst an einen Kameraden, der bis jetzt alles geschafft hat und auf den ich eh grad etwas stinkig bin. Aber aus anderen Gründen. Nach guten drei Runden stelle ich fest, dass er mir zu langsam läuft und überhaupt. Überhole ihn aus Protest und hänge mich hinter ein anderes, schnelleres Pärchen. Eine halbe Runde vor Schluss dann nochmal voll die Hacken in den Teer und einen von dem Pärchen noch hinter mir lassen. Meine Zeit war 12:18 min. Bin ganz zufrieden damit. Der Kamerad, den ich zu Anfang überholte, schafft es zwar auch knapp unter 13min., ist jedoch nach Passieren der Ziellinie dem Kotzen nahe.
Soviel zum DSA. Hätte echt besser laufen können.
Danach dann zurück zum Staffelgebäude und dann zum Mittagessen. Der Sportanzug bleibt gleich an, weil es nach dem Middach direkt mit Nahkampf weiter geht.
Nach einem ätzenden langen Warm-Up wird die langweilige Fallschule von letztens mit ein paar weiteren Techniken des zu-Boden-gehens ergänzt und dann damit abgeschlossen. Macht schon mehr Spaß als das erste mal, gut ist aber allemal noch anders.
Nach dem Nahkampf tüdele ich noch zur Ausweisstelle, weil ich nen Parkausweis brauche. Kriege ich irgendwann auch.
Ich entere dann bis zum Dienstschluss noch das Zugführerbüro, erledige etwas Papierkrams und verdrücke mich in den Dienstschluss.
Heute schaffe ich es sogar noch etwas zu schreiben, bevor ich eindöse. Gegen 23:30h wache ich wieder auf und beschließe das Laptop von meinem Schoß zu entfernen, sowie mich auszuziehen. Dann weiterschlafen.

Mittelprächtiger Tag gewesen.

Tag 200 - Mittwoch, 18-01-2006 Heute morgen besuche ich mal wieder die Sanstaffel. Habe mir irgendwie eine Zerrung im linken Oberschenkel geholt. Vielleicht habe ich auch einfach nur keine Lust, aber ich denke es ist wirklich eine Zerrung. Also kein Frühsport mitmachen, statt dessen ein Weilchen bei den Sanis rumeiern.
Ich versuche dann noch beim Zahnarzt eine Routineuntersuchung zu ergattern, weil ich halt schon länger nicht mehr bei den Zahnfeen war, scheitere aber weil sie personell unterbesetzt sind. Soll morgen wiederkommen. Ok, warum nicht.
Den Tag über verbringe ich eigentlich komplett im Büro und werde mit Arbeit überhäuft. Die Schießbücher müssen nachgetragen werden, weil jemand wohl vergessen hat diese nach Hammelburg mitzuführen. Haufen Arbeit. Ansonsten immer viele kleine Aufgaben von der Führung. Mach mal dies, tu mal jenes, ich brauch mal, lauf mal rüber ins Gezi... der Tag geht eigentlich auf angenehme Weise vorbei.

Zwischendurch gibt es wie immer viel zu lachen für mich. So erzählt der Leutnant meinem Gruppenführer (Oberfeldwebel) irgendetwas um ihn zu ärgern. Gruppenführer greift sich den Tacker, klappt ihn auf, richtet ihn gegen den Leutnant und tackert das halbe Magazin vor ihm auf den Schreibtisch. Leutnant beschmeißt Oberfeldwebel mit irgendetwas. Oberfeld schmeißt zurück. Leutnant greift sich etwas Größeres. Oberfeld duckt sich blitzartig hinter dem Schreibtisch ab und rennt geduckt aus dem Büro, tritt dabei gekonnt einen blechernen Mülleimer durch den Raum. Scheppert gut. Leutnant schmeißt ihm aus dem Büro durch die offene Tür eine leere Plastikflasche nach, welche geräuschvoll im Flur landet. Von draußen entsetzte Blicke richtung Büro. Oberfeld versucht draußen dem UvD zu befehlen den Leutnant anzugreifen, welcher sich jedoch weigert das Büro zu betreten. Ich biege mich vor lachen.

Nach Dienstschluss sind nur noch der Leutnant, unser Zugführer also, und ich im Raum. Wir unterhalten uns noch gute 45 min. was mir sehr gelegen kommt weil ich eh mit ihm reden wollte. Primär gehts mit weiten Ausschweifungen um meinen FWDL-Antrag, den ich immer noch nicht abgegeben habe, weil ich sensationell unschlüssig bin, ob ich länger mache oder nicht. Länger bedeutet Afghanistan. Pro und Contra erläutern, er erzählt mir wie bei ihm einiges gelaufen ist. War ziemlich aufschlussreich und hat meine Meinung wieder etwas beeinflusst. Er: "Ich will ja keine Werbung für diesen Scheissladen hier machen, aber..." :o) Er ist mit seiner Stelle selbst unzufrieden. Allerdings nicht wegen unserem saublöden Zug sondern wegen seinen eigenen Vorgesetzten.

Zum Schluss blinzelt er auf die Uhr, stellt entsetzt fest, dass er die Simpsons verpasst und verschwindet fluchtartig aus dem Büro. Interessanter Mensch!

Im Laufe des Abends tippe ich ein paar Stunden, trinke ein paar lecker Bierchen und gehe dann einfach schlafen.

Der Tag war ganz ok. Leider hat der Leutnant gemerkt, dass ich als W9-er nicht auf Führerscheinlehrgang gehen kann. Wäre auch zu schön gewesen. Arschteuren Lappen abgreifen, sich dananch richtig böse zumaulen lassen und dann ab ins Zivilleben mit Lkw-Schein für lau.
Gut Nacht.

Tag 201 - Donnerstag, 19-01-2006 Heute nicht viel Spannendes. Morgens wieder bei der Sanstaffel weil ich ja zum Zahnarzt wollte. Fahre illegaler Weise mit dem Auto zum entsprechenden Gebäude weil ich zu faul zum Laufen bin und parke direkt davor. Nach dem Aussteigen weist mich ein ziviler Angestellter darauf hin, dass ich hier nicht parken darf und dass ne Glühbirne hinüber ist.
Ich teile ihm mit, dass ich gleich wieder weg bin. Im Behandlunszimmer sehe ich ihn wieder. Es war der Zahnarzt. Macht aber nix, er fügt mir keine Schmerzen zu :o)
Ich bekomme meine Routineuntersuchung und danach zwei Termine um zwei kleinere Kariesanfälle zu beheben. Nichts Wildes, sonst alles in Butter.
Danach in Ruhe auf die Stube, nen Malzbier trinken, in Grünzeug umziehen und zum Zugführerbüro sickern um meinem Job nachzukommen.
Ein gelangweilter Oberfeldwebel (nicht mein Gruppenführer, ein anderer) putzt den gesamten Vormittag seine Schuhe und versucht für den Nachmittag FvD (Freistellung vom Dienst) zu bekommen weil es für ihn grade nichts zu tun gibt. Ansonsten terrorisiert er andere Soldaten, die nur versuchen ihre Arbeit zu erledigen. Mich zum Beispiel.

"X., kommen Sie her, putzen Sie meine Schuhe!"
"Nö."
"Was, das war ein Befehl, kommen Sie jetzt her und putzen Sie meine Schuhe!"
"Hey, ich werd garantiert nicht ihre Schuhe putzen!!"
"Das war ein Befehl. Putzen Sie jetzt meine Schuhe oder ich werde Sie vorläufig festnehmen!"
"Is mir doch latte."
So geht es noch einige Minuten weiter, bis er mir irgendwann bestätigt dass ich Recht habe und seine Schuhe nicht putzen muss, weil das keinen dienstlichen Zweck hat.
"Na dann putzen Sie jetzt eben meinen Wagen."
"Nö."
Das gleiche Spiel in etwas verkürzter Form noch einmal.

Ich beschäftige mich jedenfalls den ganzen Tag mit zugschreiberlichen Aufgaben. Zwischendurch stellt sich heraus, dass die Hälfte vom Zug schon heute nach Hause fahren darf. Zumindest alle, die keinen Status haben. D.h. alle die nicht krank sind. Soll vermutlich den Zweck haben, die Zahl der Krankmeldungen zu reduzieren. Außerdem gibt es für morgen nicht wirklich etwas zu tun. Eigentlich war Vorbereitung auf den Truppenübungsplatzaufenthalt kommende Woche geplant, doch da dieser Ausfällt fällt auch die Vorbereitung aus.

Im Endeffekt ist um 16h Parole. Das wiederum heisst Antreten vor dem Staffelgebäude. Der Kommandeur vom Objektschutz, ein Oberstleutnant kommt vorbei, schwingt eine grade noch erträglich lange Rede, teilt eine Auszeichnung aus und verschwindet wieder. Danach Dienstschluss für alle Statuskranken und Wochenende für alle Gesunden.
Ich bleibe, weil ich nen MSG-Status habe wegen der Zerrung und außerdem wäre ich eh geblieben weil ich morgen noch viel Papierzeug um die Ecke bringen muss. Stört mich aber nicht im Geringsten. So habe ich jetzt grade, am Abend, Zeit hier weiterzuschreiben was ich zu Hause eh wieder nicht machen würde. Außerdem geht die verdammte Woche regulär bis morgen, warum also sich drüber aufregen.

Für den Moment gibt es nicht mehr zu schreiben, weil ich in der Gegenwart angekommen bin. Habe schon wieder ein Becks getrunken, ich Schlingel ich... harr harr. Omg. Tschüss.

Tag 202 - Freitag, 20-01-2006 Moin.
Heute wieder nur Dienst im Zeichen des Zugschreibers. Dann ab nach Hause. Zwischendurch Halt bei Nissan irgendwo 4-5 Km von der Kaserne weg. Lasse mein defektes Abblendlicht austauschen.
Nach dem Bezahlen versucht ein Verkäufer mir den 350Z schmackhaft zu machen. "Na, schon mal an nen Neuen gedacht?"
Ich denke ich werde sobald das Wetter wieder sportwagenkonform ist, eine äußerst nette Probefahrt haben. Der Wagen fetzt.
Zu Hause das Übliche. Essen, schlafen, aufstehen. Nach Bielefeld fahren und einen netten Abend haben. Danach endgültig ins Bett. Leider in mein eigenes.
Moin.

Tag 203 - Samstag, 21-01-2006 Joa... rumeiern, ausschlafen, aufräumen. Abends nach stundenlanger Überlegung was ich denn nu mache auf Empfehlung nach Salzgitter. War auch ganz passabel dort!

Tag 204 - Sonntag, 22-01-2006 Keine besonderen Vorkommnisse. Wochenenden sind zu kurz.


Woche 29 | Stammeinheit II: Schortens

Tag 205 - Montag, 23-01-2006 Um unnützes Gelaber zu sparen: Ganzen Tag im Büro gesessen. Bund ist für mich besser als jedes Berufspraktikum weil meine Beschäftigung nicht einseitig ist. Ich stelle fest: Ganzen Tag vorm Rechner sitzen ist auch nicht unbedingt was für mich. Erträglich, aber nicht unbedingt erfüllend. Bin gespannt was ich wohl noch mit meinem verbleibendem Leben anfange.

Tag 206 - Dienstag, 24-01-2006 Heute etwas Abwechslung: Vormittags fahren wir zur Hindernisbahn. Unsere Kaserne hat wohl keine eigene, deshalb zum Truppenübungsplatz Varel, den wir ja inzwischen ganz gut kennen. Gestern hat mir der Leutnant nahe gelegt, die HiBa in der vorgegebenen Zeit von zwo Minuten zu schaffen, damit ich am Folgetag nicht nochmal mit den "Versagern" von heute hin muss.
Angekommen an der HiBa stellen wir fest, dass diese nicht wirklich nutzbar ist, weil vereist. Es herrschen Temperaturen unter 0°C und vielleicht auch unter -5°C.
Wir wärmen uns auf und streichen einige Hindernisse bei denen große Rutsch- oder Verletzungsgefahr besteht, oder ändern diese ab. Danach drei Durchgänge über die HiBa. Ich stoppe einmal meine Zeit. 2:12 min. Naja, das ist ja auch nicht die orginale Version der HiBa, die Zeit ist also für'n Arsch. Original bequem zu schaffen.
Gegen 10:30h wieder zurück zu unserer Kaserne. Dann bald Middach, Nachmittag verbringe ich komplett im Büro. Sogar bis 19h, weil ich eine Aufgabe habe, die bis morgen früh 07h fertig sein muss. Dafür dass ich länger mache, darf ich morgen "ausschlafen". Abends nichts Wildes. Schlafen und so.

Tag 207 - Mittwoch, 25-01-2006 Ich stehe um 06:30h auf. Wenn ich schon so lange pennen darf, will ich das auch nutzen und verziche auf das Frühstück. Jenes wird später durch eine Tafel Schoki ersetzt.
Um kurz vor 7 muss ich im Büro stehen. Tue ich dann auch und gebe meine Arbeit von gestern abend ab.

Der Rest des Tages verläuft ziemlich locker. Im Büro rumtüdeln und kleinere Aufgaben die noch anstehen erledigen. Zwischendurch vormittags ins AGSHP, Panzerfaust schießen. Ultra einfach, mit dem Ding kann jeder Vollidiot sein Zielobjekt unschädlich machen.
Dann noch was mit dem Rechnungsführer klären und weiter im Büro arbeiten. Dann nochmal ins AGSHP, CARD-Übung schießen. Diese ist etwas schwerer aber auch machbar wenn man raus hat, worum's geht.

Zwischendurch kleines Szenario im Büro:
Hauptfeld ist draußen, will grade wieder das Büro betreten, öffnet die Tür halb, schaut aber nicht hinein weil er sich noch mit jemandem auf dem Flur unterhält.
Oberfeld nimmt dies zur Kenntnis und versteckt sich unter des Hauptfelds Schreibtisch.
Hauptfeld betritt kurz darauf nichts ahnend das Büro und steuert in Richtung Schreibtisch.
Oberfeld springt geschäuschvoll kreischend unter dem Tisch hervor.
Ich habe Angst dass das Hauptfeld an einem Herzinfarkt oder ähnlichem stirbt und lache mir nen Wolf.

Ich habe hier definitiv den coolsten Bürojob erwischt den man sich denken kann.

Gegen 16:15h verdrücken sich langsam alle Anwesenden außer mir und dem Leutnant aus dem Büro. Ich warte eigentlich nur darauf, zu fragen ob noch was ansteht um mich dann vom Acker zu machen weil ich bei Nissan noch ein Teil abholen will, welches ich vergangene Woche bestellte. Statt dessen verfalle ich in ein weiteres Gespräch mit meinem Zugführer, welches bis 18h andauert. So interessant es auch ist, verpasse ich mein kostenfreies Abendessen in der Kantine und auch mein Teil bei Nissan. Egal. Der Leutnant läd mich ein, mit ihm in der OHG (Offiziersmesse oder wie das heisst) zu Abend zu speisen. Warum nicht! Dort angekommen stellen wir fest, dass die Küche bis März geschlossen hat. Tjoa, shit happens. Der Leutnant fährt mich noch zu meinem Wagen zurück und ich besorge mir im Anschluss eine Pizza und ein paar Chips aus dem Supermarkt. Auch kein verkehrtes Abendessen. An der Pizza bin ich grade dran :) Joa, war bislang ein ganz angenehmer Tag.
Morgen wird hardcore, weil Leistungsmarsch auf dem Dienstplan steht. Das heißt 30 Km schön mit 10 Kg Rucksack spazieren gehen. In unter 5 Std.
Ist mein erster Leistungsmarsch, bin mal gespannt wie das so wird. Ich hab Bock drauf, obwohl ich weiss dass ich danach unzählige Blasen an den Füßen haben werde.
Wenn ich deswegen Freitag nicht tanzen gehen kann ist die Idee mit dem Wehrdienst verlängern endgültig gestorben. Ist sie eigentlich jetzt schon aber man weiss ja nie.

War eigentlich jemandem so langweilig diesen Bericht komplett bis hier durchzulesen? Fänd ich mal interessant. Wenn ja schreibt mal ne Mail. Ist einfach, kostet nix und ich freu mich.

Schönen Tag noch, bis morgen!

Tag 208 - Donnerstag, 26-01-2006 Nun, es ist Donnerstag abend, 18:55h. Habe mich grade selbst in den Dienstschluss geschickt und ich kann immer noch ohne Probleme laufen, mindestens genau so gut wie gestern.

Morgens stehe ich auf, nehme normal am Frühsport teil. Dann frühstücken gehen und folgend Stube aufräumen und Ausrüstung für den Marsch fertig machen.
Dann Antreten. Es wird gesagt, dass alle diejenigen, die gleich mitlaufen, sich auf ihre Stuben begeben sollen um dort abrufbereit zu warten. Ausführung. Zunächst sitze ich am Tisch, Füße hochgelegt. Warte. Döse vor mich hin. Nach 20 min. geschieht immer noch nichts. Ich gucke mal raus. Alles ruhig. Lege mich halb ins Bett, döse weiter und schlafe schließlich kurz ein. Stehe dann wieder auf, schaue auf die Uhr. Kurz nach neun. Komisch, sollte eigentlich langsam mal losgehen. Ich begebe mich zum Zugführerbüro und erfahre nach kurzer Recherche, dass der Rest von meinem Zug bereits los ist. Schön dass mir jemand bescheid gesagt hat! Der schuldige Melder wird gestellt, einer der MSG-Toten, welche nicht mitlaufen. "Joa, ich hab ja gerufen". Dann ruf lauter du Vogel! Ich habe jedenfalls nichts gehört. Und das obwohl ich wirklich mitlaufen wollte! Kein Scheiss. Naja nun is zu spät und so verbringe ich den Rest des Tages im Büro. Vorteil bei der Sache: Ich kann morgen schmerzfrei tanzen gehen.
Meine Laune ist den Vormittag über etwas verstimmt weil ich angefressen bin, dass ich vergessen wurde, bessert sich aber zum Abend hin immer mehr.

Zwischendurch: (Der Leutnant ist Nichtraucher, alle anderen rauchen offenbar. In der Abwesenheit des Leutnants auch gern mal im Büro obwohl sich Lutänänt immer latent drüber aufregt)
Hauptfeld steht grade am offenen Fenster, Fluppe im Mund. Leutnant ist anwesend. Als stellvertretender Zugführer kann sich das Hauptfeld aber einiges rausnehmen.
Lt.:"C., dies is'n Nichtraucherbüro!"
HptFw: (gleichgültig) "Ja, is ok."
...und zündet sich die Kippe an.
(Allgemeines Gelächter aller Anwesenden im Büro)

Ich jobbe dann noch bis 18:40h weil mal wieder was fertig werden muss und verdrücke mich dann in die Gegenwart auf Stube. Bin komischerweise nicht wirklich müde und so stellt sich die Frage, was ich jetzt mache.

Schönen Abend wünsche ich!

Tag 209 - Freitag, 27-01-2006 Keine besonderen Vorkommnisse. Bissl im Büro rumpeilen und pünktlich ins Wochenende verschwinden. Abends nach Braunschweig inne Disse. Das was ich mir davon versprochen habe tritt zwar nicht ein, trotzdem habe ich einen durchaus passablen Abend.

Tag 210 - Samstag, 28-01-2006 Einer jener Samstage... von denen man gute zwei Wochen später nicht mehr weiss was man an ihnen eigentlich gemacht hat.

Tag 211 - Sonntag, 29-01-2006 ...Und ebenso einer jener Sonntage. Abends as usual wieder zu meinem Abenteuerspielverein. Hier dann schön Ausrüstung packen für die kommende Woche. Wir fahren nämlich morgen mal wieder auf den Truppenübungsplatz nach Varel. Es steht eine Grobzielprüfung an (...wie ich bei meinem Job als Zugschreiber wohl mal mitgehört habe :o) ), d.h. ich bin gefasst auf die Dinge die da kommen mögen.


Woche 30 | Stammeinheit II: Schortens

Tag 212 - Montag, 30-01-2006 Yeah, es geht wieder nach draußen und ich bin guter Dinge.

Die morgendlichen Vorgänge sind inzwischen wirklich nicht mehr erwähnenswert. Auf dem Platz wird meine Gruppe aus dem Bus geschmissen und angewiesen zu warten. Der Rest vom Zug fährt erstmal weiter in einen anderen Bereich, zumal für die Woche drei Stationen geplant sind, die jede Gruppe durchlaufen soll. Grobzielprüfung halt.
Ach ja. Das heisst so viel wie... nun... Ein Grobziel ist ein Punkt in der Ausbildung, welcher geschult werden muss. Diese Woche wird halt geprüft, ob jeder das, was bis jetzt geschult wurde, auf dem Kasten hat. Ist notwendig, um uns die Combat Read Ausbildung zuzuerkennen. Dann gibts als Belohnung oder Statussymbol auf jeden Fall das dunkelblaue Barett, auf das wir alle warten. Womit wir auch die einzige Einheit in der Luftwaffe sind, die ein Barett tragen darf.
Weiterhin soll es für Einheiten, die CR sind, das KM2000 (Kampfmesser 2000, nettes Ding), eine schwarze Wollmütze (...die wir im Gelände dann auch tragen dürfen) sowie den Biwaksack geben. Letzterer ist quasi die Deluxe-Edition unter den Schlafsäcken. Hält (angeblich) bei strömendem Regen dicht, ist super warm und geräumig und kann wahrscheinlich auch noch selbstständig denken und Krieg führen. Kostenpunkt für den Sack gute 500€€. Pro Stück.

Nun, wir beschließen uns auf unser Gepäck zu setzen und warten. Und warten. Nichts passiert. Erst nach zwei Stunden treffen unsere Gruppenführer mal ein. Keine Ahnung was die so lange getrieben haben. Is ja auch egal. Es ist kurz vor Mittag.

Wir sickern vom befestigten Weg in den Wald in die Nähe des Stellungssystems, welches wir schon in meiner ersten Woche hier nutzen konnten / durften / mussten.
Hier werden wir zu einem Loch geführt, welches arg an die Titanic (s. oben irgendwo... weit oben...) erinnert. In diesem sollen wir unterziehen. Zeitansatz zwei Stunden. Unterziehen heisst in diesem Fall ein Jägerbett für die gesamte Gruppe errichten, sowie das Loch überdachen.

Zumal ich in diesem Moment nicht motiviert bin mich mit der komplexen Aufgabe des Überdachens mit unseren Mitteln auseinanderzusetzen, beteilige ich mich maßgeblich am Bau des Jägerbettes. Wird im Endeffekt auch gar nicht mal so übel. Werde noch ein paar gute Stunden darauf schlafen.
Die Überdachung gelingt pro Forma auch nach einiger Zeit. Wenn es regnet, sind wir im Arsch. Außerdem sollen wir im Loch eine Feuerstelle errichten, welche wir aber nicht in Betrieb nehmen dürfen.

Kurz zur Wetterlage: Der Boden ist gute 10cm tief gefroren, was ja etwas über die herrschenden Temperaturen aussagen könnte. Himmel ist bedeckt aber es ist trocken. Das möge auch so bleiben!!

Unser Werk wird dann nach guten zwo Stunden begutachtet und für ok befunden. Es erfolgt dann gleich der Übergang zur nächsten Aufgabe: Tarnen. Innerhalb einer Stunde sollen wir uns die Fresse schminken, den Helm tarnen, eine Tarngirlande basteln, sowie einen Tarnfächer. Girlande und Fächer habe ich selbst noch nie hergestellt. Aber das soll kein Hindernis sein.
Eher frage ich mich, ob da jemand unser Mittagessen vergessen hat. Es ist inzwischen ca. 14h und ein latentes Gefühl von Hunger stellt sich ein. Als dann unser Oberfeld mit einem Unterton, als würde er sie gleich einsammeln, fragt, ob jemand zusätzliche Verpflegung dabei hat, fresse ich in einem Panikanfall in seiner Abwesenheit schnell schon mal drei Snickers. Was ich schon Intus habe, kann man mir nicht mehr wegnehmen :-p

Dann der Bau der oben genannten Tarnmittel. Erstmal Tarnfächer. Gesicht kann ich mir immer noch schnell schmutzig machen. Ich schaffe ein quadrat, etwa 1m x 1m. Dazwischen müssen ein paar Verstrebungen her, zwischen die man dann Kleinzeug flechten kann. Sinn von dem Teil ist, sich dahinter z.B. in der Vorbewegung abhocken und verstecken zu können. Portable Tarnung also.

Nach dessen Fertigstellung wende ich mich der Tarngirlande zu. Im Abstand von etwa 40cm sollen an ca. 5m Schnur Tarnelemente befestigt werden. Z.B. Grasbüschel, Zweige etc. Wird auch mehr oder minder erfolgreich fertiggestellt.
Nun Helmtarnung. Auch schön Grünzeug und trockenes Gras reinflechten um die Konturen zu verwischen. Die Zeit rennt mir weg, deshalb wird nicht alles so wie ich es gern hätte.
Letztlich Tarnschminke vor den Kopf und dann mit der Gruppe sammeln um die Ergebnisse begutachten zu lassen.
Wie ich nun sehe, habe ich ziemlich gut abgeschnitten. So bin ich von meiner Halbgruppe der einzige, der einen Tarnfächer fertigstellen konnte. Bemängelt wird, dass dieser zu schwer sei. Sonst passt alles. Mir fehlt Übung im Umgang mit Tarngirlanden. Diese schlingt man sich nämlich um den Körper um diesen noch effektiver zu tarnen. Ich verheddere mich im Eifer des Gefechts eher in meiner, alsdass sie mich tarnt. Aber hey.
Nachdem wir uns dann von dem Tarngelumpe befreit haben, weiss ich auch grad nicht mehr so genau was dann war.

Unlängs nach Einbruch der Dämmerung jedenfalls, erhalten wir Order uns beim Platz der Gruppenführer, ca 100m von unserem Loch entfernt, zu versammeln.
Das Oberfeld fragt nach einem Freiwilligen. Ich zögere kurz, blicke in die Runde und melde mich dann. Warum auch nicht.
Ist eine gute Entscheidung gewesen. Ich bin ab sofort quasi Gruppenführer und werde mit der Aufgabe betraut, das Stellungssystem am Waldrand einzurichten und zu besetzen, sowie die Nachtsehfähigkeiten vom Tonner holen zu lassen und einsatzbereit zu machen.
Geilo, endlich eine vergleichsweise niveauvolle Aufgabe! Außerdem drückt mir das Oberfeld nach der Befehlsausgabe noch seine Sicherungswaffe in die Hand. "Hier, wenn Wildschweinangriff is oder so!" Nun habe ich neben meinem G36 noch eine P8 mit drei scharfen Patronen. Hrhrhrhrrr... gutes Gefühl.

Ich lasse nun erstmal die Nachtsehfähigkeiten - zwei Lucis, ein paar NSA-80 und ein paar BIV-DF - zum Platz der Gruppe bringen und einsatzbereit machen. Eine Luci setze ich mir selbst auf die Rübe und bin erleuchtet. Wo vorher stockfinster war, ist jetzt alles grün und ziemlich einsehbar. Hrhrhr... Die zweite Luci bekommt unser MG-Schütze. Der hat ja die Schwerpunktwaffe und es macht Sinn wenn er was sieht.
Über die Luci berichtete ich noch nicht. Sie ist ein Nachtsichtgerät, wie man es aus Filmen kennt. Kommt entweder direkt an die Rübe mit einem Kopfhaltesystem, oder an den Gefechtshelm. Kann hoch- und runter geklappt werden. Hat eine IR-Taschenlampe drin. Diese sieht man mit bloßem Auge nicht, wenn sie an ist, dafür bringt sie in Verbindung mit der Luci Licht ins Dunkel. Etwa in Räumen, in denen gar kein Restlicht mehr da ist, das verstärkt werden könnte. Bei einer normalen Nacht im Gelände kommt man ohne die Lampe zurecht. Mit der Lampe ist auch Vorsicht geboten, wenn mit Feindkontakt zu rechnen ist. Verfügt der Feind ebenfalls über Nachtsichtfähigkeit und man benutzt seine Lampe, hat man bildlich gesprochen eine Zielscheibe am Kopf.

Zurück zum Übungsplatz. Es kommt die etwas nervige Aufgabe, die Stellungen zu beziehen und Beobachtungs- und Wirkungsbereiche einzuteilen. Wird auch alles gemacht und zu guter letzt dürfen wir sogar noch unsere Feuerstelle in Betrieb nehmen.

Nach Vollzugsmeldung kommt das Oberfeld zum Platz der Gruppe und gibt die Aufgabe, dass jeder einen Schichtplan nach eigenem Ermessen für den Alarmposten und die Feuerwache erstellen soll. Zeitansatz: 10 min. Wenn wir das pünktlich schaffen, gibt es danach Lunchpakete für die Gruppe. Inzwischen hat sicherlich jeder nicht grade wenig Hunger.
So passiert es denn, dass wir gute 20 min. später alle am futtern sind und ein Schichtplan für die Nacht in Kraft getreten ist.
Vorteil für mich als Führer: Ich bin nicht mit dabei. Ginge so wie so nicht gut, weil mein Buddy nicht mit draußen ist. Dem hat's das Knie zerlegt und er kann die CR abhaken. Bin auch ganz glücklich allein, ohne immer jemanden an der Backe kleben zu haben.

Nachdem dann alles so weit vorbereitet ist und läuft verzehre auch ich mein Lunchpaket teilweise. Legga! Teilweise nur deshalb, weil man ja nicht weiss wann's das nächste mal was zu futtern gibt.

Nach dem Essen eiere ich noch ein ganzes Weilchen in der Gegend rum. Sammle Feuerholz, spiele mit Luci rum, hocke am Feuer oder so Zeug.
Langsam fühle ich mich echt ziemlich gut. Mir ist nicht kalt weil ich nen Feuerchen neben mir hab. Mir ist nicht dunkel weil ich nen feines Nachtsichtgerät in der Fresse hab und mir is nicht ängstlich weil ich zwei Waffen hab.

Hrhrhrhrrrrr...

Impressionen des Moments:

luci nachtsicht

luci nachtsicht

Ich verweile dann noch bis ca. 23h am Feuer und übernehme ein paar Schichten Feuerwache für einige Kameraden die grade aus dem Alarmposten kommen, damit diese länger schlafen können. Dann beschließe ich, mich ein wenig zur Ruhe zu legen. Kuschele mich also in meinen Schlafsack, was auch ein wenig Zeit in Anspruch nimmt. Stiefel irgendwie abdecke damit sie trocken bleiben falls es regnet, Waffen verstauen, Wecker stellen (auf 04:30h), bissl Klamotten ausziehen und bequem hinlegen.
Grade beim Einschlafen werde ich dann angepöbelt, dass ich auf jemandes Platz liege. Grr. Im Endeffekt liegen wir dann beide auf seinem Platz weil ich jetzt noch nen Scheiss tun werde und wieder aufstehe oder so.

Ich schlafe ein paar erholsame Stunden. Nicht unbedingt sehr gut, aber ich schlafe. Und es gibt entgegen aller meiner Erwartungen keinen nächtlichen Alarm.

Tag 213 - Dienstag, 31-01-2006 Wenn ich mich nicht täusche, stehe ich dann um 05h wieder auf. Kann auch sein, dass es etwas früher oder später war.
Habe noch den Auftrag meinem irren Gruppenführern für 06h einen Kaffee zu kochen, Zutaten habe ich erhalten. So packe ich mich wieder in meine Ausrüstung, wärme mich auf, rauche eine und koche dann das Käffchen.
Liefere es bei den Führern ab. Üblicherweise ist es immer ein kleiner Akt sie zu wecken. Diesmal kommt, als ich den Kaffe grade vor dem Zelt abstelle und mich anschicke sie zu wecken des Oberfelds Stimme aus dem Zelt: "Zwei Minuten zu früh!"

Dann läuft alles weiter wie gehabt. Bis das Oberfeld zum Platz der Gruppe kommt, mir mitteilt, dass ab jetzt alles was im Vorfeld rumläuft definitiv feindlich ist, sich mein G36 krallt und verschwindet. Okay, is klar was gleich kommt. Der Test ob wir fähig sind unsere Stellungen fix zu beziehen.
Kraft meiner Nachtsicht pirsche ich mich verbotenerweise schnell zum Alarmposten vor und erkläre kurz die Lage.
Nach dem Motto 'jetzt bloß nicht einpennen!'

Nun ja im Endeffekt läuft die ganze Aktion ziemlich daneben. Das Oberfeld springt im Vorfeld rum und beschießt unsere Stellungen. Unser MG hat ne Störung und kommt nicht zum Zug. Unsere Schützen hören nicht oder nur sehr bedingt auf meine Anweisungen die ich aus meiner Stellung heraus brülle und das Oberfeld kommt bis auf 30m an die Stellungen heran bis es sich dann simuliert mit einem kunstvollen Sprung über den Haufen schießen lässt.

Bei der Nachbesprechung kriegen wir tendenziell einen auf den Sack weil dumm gelaufen halt. Mir wird gesagt mein Verhalten als Gruppenführer war ok, nachvollziehbar und richtig. Puh, gut dass ich mich da gestern abend gemeldet hatte!

Der nächste Prüfungspunkt an der Tagesordnung ist das Ablösegespräch. Is langweilig deswegen beschreib ichs jetzt nicht. Schaffen aber wohl alle ganz passabel.

Dann laufen wir noch nen Spähtrupp. Tarnzeug wieder zusammensuchen, Fressentarnung verbessern und dann gehts nach ner Befehlsausgabe los. Is aber auch nicht sonderlich spaßig oder spannend. Obwohl wir das erste mal auf nem Spähtrupp geschossen haben. Wenngleich auch nur auf eine Schützenscheibe.

Nach dem Spähtrupp - es ist inzwischen ca. 14h, bekommen wir den Auftrag, jeder einen halben Liter Wasser in unser Essgeschirr zu gießen und uns auf einer Lichtung zu sammeln. Hier steht ein Karton mit EPAs bereit.
Ein EPA ist ein Paket das quasi ziemlich alles enthält, um einen Tag gut zu überleben. Das geht von konservierten Nahrungsmitteln wie Brot, Marmelade und Wurst über zwei Fertiggerichte die man sich wenn man die Möglichkeiten hat auch noch warm machen kann, über ein paar eingeschweißte Streichhölzer, über Geschmackspulver zur Beigabe ins Wasser, über Chlortabletten (Einsatz nur im Kriegsfall erlaubt!) zum schnellen Wasserentkeimen, über ein paar Panzerkekse (Panzerkekse weil sie so verdammt hart sind) bis hin zu einer kleinen Tafel Schokolade, einem Erfrischungstuch und einer Packung Kaugummis. Dann noch Kaffeeextrakt, Kaffeeweißer (Milchersatz), Teeextrakt, Zucker, Salz. Sicher hab ich noch irgendwas vergessen.
Aufgabe nun: Innerhalb einer halben Stunde mit den Streichhölzern aus den EPAs ein Feuer machen und das Wasser zum Kochen bringen.
Nach diesem Spielchen habe ich mir endgültig den Namen Feuerteufel eingeheimst. Denn während mein Wasser nach guten 12 Minuten bereits kocht, versuchen andere Kameraden noch, ihr Feuer überhaupt in Gang zu bekommen.
Hab halt nen guten Draht zu Feuer.
Ich esse dann in Ruhe eins der Fertiggerichte und trinke hinterher sogar noch einen Kaffee, während ich mir das rauchende Spektakel meiner restlichen Gruppe anschaue. Ich bin so gemein... :o)

Nach dem Essen dann noch Nahkampf-Prüfung. Ob wir die drei Griffe die wir gelernt haben auf dem Kasten haben.
Ich mache da nicht mit weil ich während der Unterrichtseinheiten meist im Büro gesessen hab. Juckt mich. Kann man eh nich viel mit anfangen.
Das war's dann auch schon mit dieser Station. Wir reißen unser Dach ein und verpacken unser Gepäck, um zur nächsten Station weiterzuziehen.

Unlängs später erreichen wir Station zwo im nördlichen Bereich des Übungsplatzes.
Hier läuft eigentlich alles ziemlich gechillt ab.
Wir bauen unser Rundversteck auf und sammeln Feuerholz. Dann wird zunächst unser Wissen über das MG3 geprüft. Läuft. Später müssen wir aus einem Alarmposten heraus einige auf einer weiten Wiese verstreute Ziele erkennen und dazu Meldungen schreiben. Auch ziemlich langweilig. Nach Einbruch der Dämmerung müssen wir dies noch einmal tun. Die Wiese wird mit der SigPi zwecks Erhellung beschossen.
Durch die Nacht müssen wir noch Streife laufen und Feuerwache halten. Gegen 01h lege ich mich dann hin um meine drei Stunden Schlaf abzugreifen. Als ich wieder geweckt werde um weiter meinen Dienst zu verrichten, ist mir allerübelst kalt. Schnell erstmal zitternd zum Feuer stratzen und sich schwarzärgern, dass die vorige Feuerwache wohl nicht in der Lage war, das Teil vernünftig anzuhalten.

Tag 214 - Mittwoch, 01-02-2006 Im Laufe des Morgens und des Vormittages passiert eigentlich auch nichts weiter. Irgendwann brechen wir unser Versteck wieder ab und laufen zurück in den Südbereich.
Dann wieder im Wald Rundversteck errichten. Ist kein schöner Platz im Gegensatz zur Nacht Montag auf Dienstag. Ziemlich feuchter Boden und nur komische Bäume in der Umgebung - schlecht für Feuerholz.
Was das wieder wettmacht, ist unser hiesiger Gruppenführer. Stabsunteroffizier seines Zeichens. Dieser ist in heiterer Stimmung und eher damit beschäftigt unsere Leute im Scherze zu beschimpfen, als uns ernsthaft auszubilden oder so.
Auch dieser Tag vergeht dann ohne wilde Ereignisse. Kurz vor Einbruch der Dämmerung beginnen wir, auf einer naheliegenden Wiese Sperren zu errichten. Schnarchig. Ich werde nach einigen Minuten abgezogen und im Lager wieder ans Feuer gesetzt. Der SU muss mal weg und ich darf auf die Sachen aufpassen. Er sagte, er traue mir durchaus zu, dass ich fähig bin eine Sperre zu errichten. Cool. Also erstmal eine gute Stunde rumeiern und nichts machen müssen. Nice.

Nach Einbruch der Dunkelheit kehren meine Mitstreiter dann zurück. Ist natürlich schlau in der Nacht mit S-Draht zu spielen. Der ein oder andere hat leichte Verletzungen davongetragen.

Neue Aufgabe: Schichtplan erstellen für Feuerwache und Streife. Wird gemacht. Streifenweg ist ziemlich easy und eigentlich zu kurz um 1 1/2 Stunden zu überbrücken.
Ich laufe dann mit zwei Kameraden irgendwann meine Streife. Natürlich nicht so wie es sich gehört mit größeren Abständen und leise, sondern im Kampfknäul, leise unterhaltend. Wir haben keine Nachtsichtgeräte, was die ganze Sache schon mal ziemlich sinnlos macht. Merken wir dann auch, als wir plötzlich aus dem Graben rechts neben uns angelabert werden. Hier liegen drei Kameraden aus einer anderen Gruppe. Die haben Lucis und uns damit natürlich sehr früh entdeckt. Hab mich gut erschrocken.
Nun, als wir von der Streife zurückkommen, sitzt der SU grade mit am Feuer... ich erkenne, dass er noch eine Person für eine Lage sucht. Da ich im Mom nicht müde bin, melde ich mich freiwillig. Wir müssen zwar nur einmal quer über den Übungsplatz laufen und dann wieder zurück, aber besser als nur rumsitzen. Machen wir dann auch und es passiert eigentlich nichts, außer dass auf dem Rückweg mein Knie ziemlich happig anfängt zu schmerzen. Verstehe ich gar nicht, habe nur Koppel und Waffe dabei, kein schweres Gepäck.
Extrem nervig jedenfalls. Das Knieproblem soll mich noch länger verfolgen. Laut Arzt Zerrung Außenband rechtes Knie. Fucking fuck.

Die kleine Laufaktion ist übrigens für die Scharfschützengruppe unserer Staffel bestimmt, welche wohl irgendwo auf dem Platz rumliegt und beobachten soll.
Anschließend gehe ich erstmal schlafen. Ist wieder ziemlich böse kalt.

Tag 215 - Donnerstag, 02-02-2006 ...Um nicht viel später wieder geweckt zu werden. Keine Ahnung was grade abgeht - eigentlich sollte eine Streife unterwegs sein. Ist aber scheinbar nicht - ist mir auch egal. Zu meinem verschlafenen und durchgefrorenen Geist dringt die Information durch, dass ich jetzt Feuerwache habe. Ok, ist wenigstens warm. Wenn das Teil mal vernünftig brennen würde. Tut es nicht wirklich. Holz suchen ist auch nicht ganz einfach weil nichts Brauchbares in der Nähe und zu weit entfernen is nicht gut. Egal, Wayne interessierts.
Ich fasse den Verlauf bis zum Besteigen des Busses zurück zur Kaserne mal kurz. Vormittags verläuft alles ziemlich geschmeidig. Wir dürfen ein paar versteckte Ladungen in den Wald basteln, um zu zeigen dass wir es können. Ganz nett. Nebenbei stellt unser Gruppenführer noch fest, dass sich Bodenleuchtkörper auch zu anderen Zwecken eignen.
(Kramt einen aus einer Kiste...) "Ich hab ja letztens mal gemerkt... die Teile kann man auch als Handgranate verwenden..."
(friemelt am Zünder rum und schmeißt das Teil anschließend in den Wald...)
Bäm!

Ansonsten werden noch unsere Kenntnisse über irgendwas theoretisches geprüft und wir machen einen kleinen Test zum Umgang mit Fernmeldemitteln. Weder spannend noch schwierig, noch erwähnenswert.
Als letztes steht für den Vormittag noch ein Krankentransport auf dem Programm. Bei dem Wort dreht sich mir schon wieder einiges um, grade in Anbetracht der Tatsache, dass es meinem Knie alles andere als gut geht. Dazu noch den Transport mit einem Bergetuch, welches man leider nicht auf der Schulter tragen kann. Irks.
Gegen 13h geht es dann los damit. Ich schleppe fröhlich ca. 350m weit, bis der Transport dann abgebrochen wird. Ein anderer Soldat aus der Gruppe ist MSG, was die Fortsetzung des Transportes verhindert, weil die Gruppe sonst zu klein geworden wäre. Ich bin äußerst dankbar dafür, denn inzwischen humple ich mehr als ich gehe.

Wir bewegen uns nun letztlich zum Sammelpunkt zurück, dorthin, wo wir vom Bus aufgelesen werden. Hier bekommme ich von einem Kameraden noch eine Schnelleinweisung ins MG3, zu welchem ich vorher noch keinen Kontakt hatte. Weil R. und ich am Anfang erst ein paar Wochen später zur CR-Ausbildung dazugestoßen sind.

Dann kommt der Bus und wir fahren zurück zur Kaserne.
Fazit: War die chilligste Woche, die wir bis jetzt draußen hatten. Hat alles in allem viel Spaß gemacht und Dinge fangen langsam an, zu funktionieren.
Der Rest des Tages verläuft wie gewohnt: Der Zug reinigt Waffen und Gerät, ich sitze im Büro und schlage mich mit Papierkram rum.

Tag 216 - Freitag, 03-02-2006 Nichts Besonderes. Rumtüdeln, gucken ob keiner guckt.

Tag 217 - Samstag, 04-02-2006 WE.

Tag 218 - Sonntag, 05-02-2006 Boah schon 218 Tage in dem Laden. Ansonsten: WE.


Woche 31 | Stammeinheit II: Schortens

Tag 219 - Montag, 06-02-2006 Für diese Woche steht auf dem Programm, endlich mal wieder scharf schießen zu gehen. Dafür gleich einen Polenfeldzug zu starten halte ich zwar für übertrieben, macht aber nix.
Auf jeden Fall fahren wir nach Jägerbrück, welches sich in der Nähe der Grenze zu Polen befindet. Womit dann auch schon geklärt wäre, was wir im Verlaufe des heutigen Tages machen: Bus fahren.
Am frühen Abend treffen wir in der dortigen Kaserne ein, essen kurz etwas und beziehen dann unsere Stuben.

Tag 220 - Dienstag, 07-02-2006 Eine Schießübung wie die heutige zu beschreiben ist nicht wirklich interessant. Fahren zur Schießbahn, richten alles ein, ballern den Tag über und fahren spät abends wieder in die Kaserne.
Ich habe das Glück, die Schießkladden führen zu dürfen. D.h. ich sitze in einem warmen Raum, während draußen alles voller Schneematsch ist. Muss Munition zählen und Eintragungen vornehmen. Zwar langweilig aber wie gesagt warm.
Die Übungen die wir heute schießen sind auch nicht prickelnd. Leider aber laut Vorschrift erforderlich zum Bestehen der CR.
So viel für heute.

Tag 221 - Mittwoch, 08-02-2006 Heute findet im Prinzip das gleich wie gestern statt, nur an einer anderen Schießbahn mit etwas anderen Übungen. Ich bin wieder Schreiber. Zwischendurch gehe ich natürlich auch schießen, weil ich dat ja auch machen muss. Ist dann auch ganz spaßig.
Highlights des Tages sind für mich das erste scharfe MG-Schießen, bei dem ich gar nicht mal so schlecht abschneide (auf 300m 3 von 6 Zielen umgenietet, und das über Kimme und Korn...), sowie ein Spaß-Schießen mit meinen Vorgesetzten, weil Munition übrig war. Hierbei wird mir kurz die Boxer-Stellung beigebracht, bei der man die Waffe nicht in der Schulter ansetzt, sondern sie fast mittig auf der Brust absetzt und direkt vor dem Körper hält. Hat sich wohl beim KSK so bewährt. Ist ziemlich ungewohnt, kann mir aber vorstellen, dass sie mit etwas Übung (sagen wir 2000 Schuss nur für mich) ziemlich effizient sein kann.
Sonst passiert wie üblich nichts. Am frühen Abend machen wir wieder die Biege von der Schießbahn. In der Kaserne dann Waffenreinigen und so, später schlafen.

Tag 222 - Donnerstag, 09-02-2006 Geweckt werde ich kurz vor vier. Das soll auch so. Muss mich dann anziehen und mithelfen einen Tonner zu beladen. Dann erfolgt im Zugrahmen das Reinigen unserer Unterkunft, weil die ja wieder in gutem Zustand an die eignetlichen Besitzer übergeben werden muss.
Gegen 07h Frühstück, dann ab in den Bus und tagsüber zurück Richtung Schortens fahren.
Hier angekommen nur noch Waffenabgabe und dann bald Dienstschluss. Ganz ungwohnt dass dies schon Nachmittags passiert und nicht mitten in der Nacht.
Fazit des ganzen Schießens: War ok, aber etwas viel Aufwand für die drei Übungen die wir geschossen haben. Ganz dahin sind wir gefahren, weil man einige Übungen wohl nur dort schießen kann... Man frage mich nicht. Ist mir auch latte.

Tag 223 - Freitag, 10-02-2006 Verbringe den Tag hauptsächlich damit, im Büro die Schießbücher zu aktualisieren und mich mit / über die Vorgesetzten zu amüsieren. Weiter kommt nichts Berichtenswertes vor.

Tag 224 - Samstag, 11-02-2006 WE.

Tag 225 - Sonntag, 12-02-2006 WE.


Woche 32 | Stammeinheit II: Schortens

Tag 226 - Montag, 13-02-2006 Die kommende Woche werden wir fast komplett in der Kaserne verbringen.
Kommt mir ganz gelegen. Zum einen weil's meinem Knie immer noch nicht wieder gut geht, zum anderen weil ich mal zum Zahnarzt schauen und ne Kleinigkeit (völlig kostenfrei) behandeln lassen kann und zum wieder anderen weil ich ne leichte Erkältung habe und sowas wär im Wald nicht gut. Das scheint auch so ne Kopfsache zu sein. "Ah, die Woche bleiben wir drin. Guter Zeitpunkt mal wieder krank zu werden, is ja nich so wild jetzt…"

Jedenfalls, heute is nix Großartiges. Im Büro rumeiern und so.

Kurz was zum Schmunzeln:
(Büro, Telefon klingelt. Oberfeldwebel B. sitzt neben dem Telefon. Guckt es schräg an und geht ran...)
"Rufen Sie hier nie wieder an!!!" (...und legt auf)

Soviel für heute.

Tag 227 - Dienstag, 14-02-2006 Oben erwähnte ich, dass wir _fast_ die ganze Woche drin bleiben. Außer heute, da gehen wir schießen.
Aus dem Grunde, weil diverse Soldaten von uns irgendwelche CR-relevanten Übungen nachschießen müssen. Nichts Spannendes. Wir verbringen den Tag auf der eine gute Autostunde entfernten Schießbahn. Keine Toten, keine Verletzten. Ich darf auch halbwegs viel schießen weil ich ja erst später in die Ausbildung kam und einiges verpasst habe.
Am späten Abend fahren wir dann wieder rein. Tjaja so is das.

Tag 228 - Mittwoch, 15-02-2006 Den heutigen Vormittag verbringen wir damit, ein weiteres Grobziel für die CR-Ausbildung zu erreichen. Nämlich die Hindernisbahn. Muss geschafft werden in unter 2:15 min.
Ich mache mir etwas Sorgen wegen meinem Knie, beschließe aber dieses zu ignorieren. Beim scharfen Durchgang starte ich mit einem Kameraden als erster. Bin etwas nervös wegen der Zeit und gebe Kette. Bis zu dem Punkt, an dem man unter den gespannten Drähten durchgleiten muss, läuft es hervorragend. Beim Verlassen der Drahtkuhle verheddere ich mich jedoch mit meiner Mehrzwecktasche im Draht und brauche geschlagene ~30 Sekunden um mich wieder zu befreien.
Ärgere mich währenddessen schon schwarz weil ich der Überzeugung bin, die geforderte Zeit nicht halten zu können und gleich nochmal rüber zu müssen. Kein Bock.
Als ich mich schließlich aus den Drähten befreit habe, ziehe ich trotzdem noch durch. Meine Zeit: 2:14min. Argh, die klassische Luftwaffenzeit. Damn. Naja nicht schön aber selten. Ist mir dann auch egal, ich weiss ja dass ich's schneller kann.
Nachdem sich dann irgendwann alle Kameraden mehr oder weniger erfolgreich rübergehauen haben, fahren wir zurück in die Kaserne (Die HiBa ist außerhalb gelegen) und speisen zu Middach.
Der Nachmittag wird wie üblich im Büro verbracht.

Tag 229 - Donnerstag, 16-02-2006 Büro-Sitting. Muss einges gemacht werden, weil wir nächste Woche schon wieder draußen sein werden. Chrrzzz... Was macht der Rest vom Zug wohl die ganze Zeit??

Tag 230 - Freitag, 17-02-2006 Auch Büro-getüdel und dann pünktlich nach Hause.
Abends? Man weiss es nicht (mehr).

Tag 231 - Samstag, 18-02-2006 WE.

Tag 232 - Sonntag, 19-02-2006 WE. Und der Versuch, pünktlich nach Schortens zu kommen um früh schlafen zu gehen. Die kommende Woche wird sicher anstrengend. Auf dem Ausbildungsplan steht Jagdkampf und OFw B. leitet die Ausbildung. Das wäre ein guter Grund, früh zu Bett zu gehen. Tjaja. Im Endeffekt wird's wieder viel zu spät.


Woche 33 | Stammeinheit II: Schortens

Tag 233 - Montag, 20-02-2006 ...Und raus gehts! Die Temperatur schwebt kurz über dem Gefrierpunkt. Wir fahren wieder nach Varel. Wohl der Lieblingstruppenübungsplatz.
Hier angekommen, müssen wir einige Stunden (!) auf ein paar Lkws von uns warten, auf denen sich benötigtes Material befindet. Für die Zeit werden wir halt in ein Stellungssystem geschickt, in dem wir schon früher einige lange Stunden verbracht haben. Vorfeld beobachten. Damit wir was zu tun haben. Chrrzzz... passiert überhaupt nichts.
Wir munitionieren dann am Nachmittag, nachdem die Lkw eingetroffen sind, noch unsere Magazine auf und eiern ein wenig rum. Dann gehts endlich zum ersten Ausbildungsabschnitt:
Der Hinterhalt.
Ein solches Dingen wird verwendet, um den Feind zu stören und selbst Dinge zu erbeuten. In unserem Falle unsere Verpflegung, welche sich auf der Ladefläche eines Tonners befindet.
Man legt sich also nahe der Straße auf der sich die Ziele bewegen werden ins Gebüsch und wartet. Wenn das/die Fahrzeug(e) auf der Höhe von einem selbst sind, werden sie kurzerhand zu Schrott geschossen. Danach sollten sie aussehen wie ein Stück Käse und innen sollte nichts mehr leben. Falls doch wird alles was noch lebt von den Sturmtrupps, welche sich nun den Fahrzeugen näheren, in einen nicht mit dem Leben vereinbaren Zustand versetzt.

Snapshot vom Überfall:

jagdkommando


Jetzt noch schnell die Fahrzeuge plündern und mitnehmen was geht. Dann rücken die Pioniertrupps an und bringen Sprengladungen an den Fahrzeugen an, um sie für den buckligen Feind völlig unbrauchbar zu machen.
Nun heisst es schnellstmöglich verpissen und verstecken, da eine solche Aktion hinter feindlichen Linien stattfindet und man nicht entdeckt werden möchte.

Wir üben den Hinterhalt dann jedenfalls bis es dunkel ist und gehen folgend zu unserem Ausgangspunkt im Südbereich des Platzes zurück.
Hier passiert ein Weilchen nichts weil sich die Führung wohl zur Beratung zurückgezogen hat. Gegen 20.30h erhalten wir Order, uns in 3-er Trupps unseren Schlafplatz... zu graben.

Einige Schaufeln werden ausgeteilt und Plätze, meist alte Stellungen, zugeteilt. Dann heißt es buddeln.
Je komfortabler man es haben möchte, desto tiefer und breiter muss das Loch. Zeit ist bis 00:00h. Reicht eignetlich. Leider ist es ziemlich dunkel. Nacht halt.
Falls jemand noch nach dem Sinn der Aktion fragen möchte: Sie hat einen. Und zwar wurde dies bei dem sogenannten Überrollangriff praktiziert.
Die eigenen Hauptkräfte führen ein sogenanntes Verzögerungsgefecht mit dem Feind, währenddessen man sich weiter hinten einbuddelt. Dann ziehen sich die eigenen Kräfte weiter zurück, der Feind folgt. Und läuft über die eingegrabenen eigenen Kräfte, uns in unseren Löchern also. Um nicht entdeckt zu werden, werden die Löcher noch überdacht und gut getarnt.
Nun verharrt man lange in seinem Loch, in unserem Falle nur 12 Stunden, gräbt sich dann aus und befindet sich hinter den feindlichen Linien. Von hier aus kann man fröhlich herumsabotieren oder den Feind von hinten überraschen.

Ein paar Bilder von unserem entzückenden Loch:

loch überrollangriff

loch überrollangriff


Um 01:00h ist auch unser Loch durch den OFw abgenommen und wir verkriechen uns hinein. Wir werden 12 Stunden hier verharren.
Eigentlich war Auftrag, dass immer einer der drei Insassen wach ist. Außerdem Verbot von Licht, Gesprächen und Rauchen.
Was passiert: Wir richten uns unsere Schlafsäcke ein, legen uns hin. Erstma eine rauchen. Passt, merkt keiner.
Ich übernehme die erste Wache. "S., ich weck dich dann um 02h!" "Ok!"
Chrrzzz..
Ich bleibe vielleicht 20 min. wach, bis ich einratze. Wache irgendwann auf und denke mir schon, dass ich jetzt etwas lang gepennt hab.
Der Blick auf die Uhr gibt mir Recht: Kurz vor fünf. Au ha. Naja is ja nix passiert.
Ich wecke S., sage ihm dass er jetzt Wache hat und penne weiter. Bis ca. 09h. Inzwischen bin ich sogar ziemlich ausgeschlafen, was auf Übung ein totaler Ausnahmezustand ist.
Dann weiterdösen bis 11h, dann anfangen unser Zeug zu verpacken, da wir zwischen 12 und 13h herausgeholt werden sollen.
Um 13h erblicken wir dann wieder das Tageslicht. Sofort erstmal pinkeln gehn.

Tag 234 - Dienstag, 21-02-2006 Weiteres Vorgehen: Wir schütten unsere Schlafgemächer grob wieder zu, reißen die Dachkonstruktion ab und machen die Löcher unkenntlich um uns nicht zu verraten.
Dann heisst es Ausrüstung aufnehmen und kurz über dem halben Übungsplatz marschieren um dort einen Tonner und einen Wolf aus dem Schlamm zu befreien. Unfähigen Fahrer...
Nachdem wir die Fahrzeuge heraus haben, sickern wir in ein nahegelegenes Waldstück. Bisher ohne unsere Führung - die ist irgendwo anders. Wir verteilen uns grob in eine Rundumsicherung und essen oder machen sonst irgendwas. Wieder einmal dauert es ein ganzes Weilchen, bis sich etwas tut.

Die Führung trifft dann teilweise ein und wir werden aufgefordert ein Shanty-Zelt zu errichten, sowie zwei Schrägdächer für Gepäck und Material. Dann wird der Alarmpostenbetrieb aufgenommen. Gegen 17h verschwindet ein Großteil des Zuges um irgendwas zu erkunden. Ich bleibe mit 7 Kameraden zurück und wir fahren die Alarmposten rund um das Lager weiter. In diesen bleiben wir bis ca. 21h liegen, was nicht wirklich ein Vergnügen ist. Weil kalt und so. Wenigstens braucht man sich nicht zu konzentrieren weil eh nichts kommen wird.
Irgendwann werden wir dann aus unseren Posten herausgelöst. Ein weiterer Hinterhalt ist geplant. Um es kurz zu fassen sickern wir einen guten Kilometer durch den Wald, führen den Hinterhalt durch und sickern mit einem Karnister Wasser, an dem sich eine Packung Panzerkekse befinden, wieder zurück. Schade, nichts gescheihtes zu beißen. Egal.
Den Rest der Nacht schlagen wir uns mit Alarmposten um die Ohren. Eigentlich wäre jetzt die Zeit für das Jagdkommando, diverse Aktionen durchzuführen. Das geht mit uns aber noch nicht, weil wir es zu Ausbildungszwecken tagsüber machen müssen.
Es wird eine recht unangenehme Nacht ohne viel Schlaf und ohne Vorkommnisse.

Tag 235 - Mittwoch, 22-02-2006 Auch heute setzt es wieder einen etwas größeren Hinterhalt am frühen Nachmittag. Wir erbeuten völlig ausreichend viel Mittagessen und Wasser. Mittagessen in Form von EPA. Beschreibung EPA findet sich irgendwo weiter oben. Nach der Rückkehr zu unserem Versteck haben wir erst einmal Zeit zu essen. Zumal die Führung nicht da ist, mache ich mir verbotenerweise schnell ein kleines Feuerchen um die Fertiggerichte warm zu machen und mir Wasser für einen Kaffee zu kochen. Werden auch nicht erwischt und ich esse mich gründlich satt. Dann noch fein feldmäßig Zähnchen putzen und rumvegetieren. Weiss der Geier, was unsere Führung so lange macht - kein Bock oder die ganze Zeit am Planen. Ich vermute ersteres.

Am frühen Abend bekommen wir von unserem Gruppenführer die Info, dass wir die Alarmposten weiter betreiben und ab ca. 23h mit Feindkontakt zu rechnen ist. Sollten wir auf Feind treffen, so solle der jeweilige Alarmposten ein Verzögerungsgefecht führen, während die übrigen Teilnehmer die Zelte einreißen und auf den zurückweichenden Alarmposten warten. Dann sollten wir gemeinsam zu einem vorgegebenen Punkt ausweichen und dort warten.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass genau dies auch passieren wird, weil die ganze Aktion ziemlich stressig und belastend für die meisten Teilnehmer ist.
In meinen Ruhephasen zwischen den AP-Schichten lege ich mich auf meine Isomatte ins Shantyzelt...
...und decke mich mit meinem Poncho zu. Das ist zwar nicht sonderlich warm aber immerhin windstill. Schlafsack wäre zu aufwändig.
Irgendwie schaffe ich es auch, während der ganzen Nacht immerhin lauwarme Füße zu behalten. Habe mich dazu durchgerungen ständig die Zehen zu bewegen. Ist zwar nervig aber angenehmer als Eisklumpen statt Füße zu haben.

Die Nacht vergeht - und es passiert nichts. Mein Alarmpostenpartner fängt während unseren Schichten manchmal an zu schnarchen. Ich reiße mich am Riemen weil ich mir bis ca. 4h immer noch sicher bin, dass etwas passieren wird. Tut es aber nicht. Kämpfe gegen den Schlaf.
Gegen fünf trifft unser Gruppenführer wieder ein und lässt Marschbereitschaft herstellen, aber ohne Gepäck. Wir werden einen Handstreich ausführen. Handstreich ist quasi das selbe wie ein Hinterhalt, nur dass er auf ein stationäres Objekt stattfindet.
Ich werde aus mir unbekannten Gründen in der Deckungsgruppe als MG-Schütze genommen. Okay, warum nicht. Wird sicher witzig.
Ziel unserer Aktion ist das kleine Übdorf auf dem Platz, in dem wir in meiner 2. oder 3. Woche hir bereits Häuserkampf trainiert haben.
Nach der Befehlsausgabe sickern wir bald dort in die Nähe. Erstes Hindernis ist ein Streife fahrender Wolf.
Aktion unserer Gruppenführer: Einen von uns auf die Straße legen und sich tot stellen lassen, die anderen beiden warten im Gebüsch. Alles läuft eigentlich wie geplant: Wolf hält an, Fahrer wird überwältigt und der Wolf ins Gebüsch gefahren. Problem gelöst.
Dann weiter, in der Umgebung der kleinen Häuserkolonie in Stellung gehen. Auf Kommando schießt der Deckungstrupp, so auch ich, fiktiv alles kurz und klein (MG fetzt echt!), dann rücken die Sturmtrupps vor und erledigen alles was noch leben könnte. So folgen die Pioniertrupps und bringen die Explosivmittel (fiktiv) an einem Antennenmast an, den es zu eleminieren gilt. Dann heisst es nach der simulierten Detonation Beine unter die Arme nehmen und weg. 500m weiter machen wir Halt und sollen Stellungen auf einem Wall beziehen, da wir von einem Wolf verfolgt werden. Diesen sollen wir mit der verbleibenden Munition zerlegen. Sinn der Aktion ist nur, die übrige Munition rauszuhauen, damit die Rückgabeformalitäten erspart bleiben.
Fazit: Ich jage ca. 600 Platzpatronen fröhlich durch mein MG. Will nicht in der Haut desjenigen stecken, der das Ding nachher reinigen muss.
Ist irgendwie ein kitschiges Szenario... ca. 45 Soldaten liegen gedeckt auf einem Wall und feuern aus allen Rohren, während im Hintergrund blutrot die Sonne aufgeht. Bin nicht schnell genug an meine Digicam gekommen, war mit Schießen beschäftigt ;).
Cut.

Tag 236 - Donnerstag, 23-02-2006 Nachdem keine Munition mehr übrig ist, kehren wir zu unserem Versteck zurück. Es ist kurz nach acht Uhr morgens und es könnte ein sonniger Tag werden. Hat auf jeden Fall gut angefangen, auch wenn die Nacht ziemlich unerträglich war.
Wir haben Befehl, bis 09h alles Zeug von uns verpackt zu haben und abreisebereit zu sein.

Ich bin also grad am Packen als ein Wolf am Waldstück hält und Stabsunteroffizier M. mich auffordert, schnell fertig zu packen und mit ihm in die Kaserne zu fahren. Ebenso mein stellv. Zugschreiber R. Scheinbar kommt an Ausbildung nichts mehr was wir verpassen können. Also rein! Coool.

In der Kaserne angekommen, sagt uns M. nur, wir sollen uns frisch machen und dann ins Büro kommen. Okay, d.h. erstmal richtig schön duschen gehen und frische Klamotten anziehen. Danach fühlt man sich direkt wie neu geboren.

Als wir irgendwann fertig sind, sickern wir ins Büro und arbeiten bis zum regulären Dienstschluss. Der Rest vom Zug ist inzwischen auch eingetroffen und hat das Waffenreinigen sogar fast komplett bis 16:15h abgeschlossen.

Irgend ein Bürokrat hat vergessen uns für die Mitaags- Abend und morgen Frühstücksverpflegung einzutragen. So dürfen wir nicht in die Truppenküche - erhalten statt dessen EPA-Food. Well, warum nicht.
Kantine wäre zwar schöner gewesen, aber macht ja nichts. Das EPA wird gehamstert (habe inzwischen mega viel von dem Zeug - denke ich werde es irgendwann in meinem Leben noch brauchen) und R. und ich fahren nach Dienst in einem Supermarkt um Verpflegung zu erwerben. Lasagne, Pizza, dazu lecker Peperoni. Für morgen früh zwei Knoblauchbaguettes.

Ich tüdele abends noch ein wenig an meiner Ausrüstung herum, verpacke sie größten Teils wieder und lege mich nicht allzu spät schlafen. Es bestehen doch gewisse Defizite.

Theoretisch war dies schon meine letzte Woche draußen im Wald, denn ich habe immer noch keinen FWDL-Antrag abgegeben. Ist inzwischen eigentlich auch zu spät. Habe mir die ganzen letzten Monate einen Kopf darüber gemacht ob ich's nun tue oder nicht... Mal war ich voll dafür, mal dagegen. Dagegen war ich meist, wenn ich mir durchgefrohren morgens um 04h im Alarmposten Gedanken darüber gemacht habe - dafür meist am Wochenende, wenn alles vorbei war und die unangenehmen Seiten nur noch in der Erinnerungen existierten.
Inzwischen habe mich mich jedenfalls endgültig entschlossen es nicht zu tun. Zwar habe ich ziemlich viel Bock auf Auslandseinsatz und die weitere Ausbildung - andererseits ist es sinnvoller für mich als Zivilist weiterzuleben. Werde wohl studieren und möchte dabei keine Zeit verlieren. So soll es also sein. Mein Dienstzeitende ist am 31.03. diesen Jahres - d.h. nur noch etwas über einen Monat. Gehe dem mit gemischten Gefühlen entgegen. Werd den Laden hier sicher das ein oder andere mal vermissen.

Tag 237 - Freitag, 24-02-2006 Wir können heute aus irgendwelchen Gründen bis fast sieben Uhr schlafen wie uns der UvD mitteilt, als wir um viertel nach Fünf grade beim Antreten sind. Ich haue mich direkt wieder ins Bett. R. scheint schon Sachen für die nächste Woche zu packen wie ich noch aus einem verschlafenen Augenwinkel erkennen kann.

Die nächste und übernächste Woche werden wir in Germersheim verbringen. Das soll irgendwo nahe dem Weißwurstäquator (Bayern) sein. Wir sind dort auf dem sogenannten EAKK-Lehrgang. EAKK heisst wenn ich mich nicht täsuche irgendwas mit Erweitertes Aufgabenspektrum Krisenbewältigung bla keine Ahnung. Könnte jetzt auf meiner Kommandierung nachschauen - bin aber zu faul.

Ansonsten bin ich heute nicht sonderlich arbeitswillig. So flüchten R. und ich aus dem Büro. Zunächst um unseren Tisch wieder zu beschaffen, den SU M. letztens entwendet hat, dann um zur Tauschkammer zu fahren. Ich tausche meine Nässeschutzhose, weil diese zu kurz ist. Spiele mit dem Gedanken, den Nässeschutz auch nach der Bund-Zeit zu behalten, weil der ziemlich gut ist. Mal schaun. Außerdem kaufe ich mir im LHD-Shop, das ist sowas wie nen Privatausrüster der Bundeswehr oder so, ein paar Stiefel. Die Lowa Mountain-Boots. Sind ziemlich geil. Wenn ich CR wäre, dürfte ich die sogar tragen. Aber hey, brauche auch privat mal wieder ein paar vernünftige Stiefel. Und die dienstlich Gelieferten sind doch nicht so toll wie ich dachte. Schlechte Atmungsaktivität und Klimaregulierung. Außerdem ist die Sohle zu grade was ein unnatürliches Gehverhalten fordert. Da sind die Lowas wesentlich besser, bin bis jetzt sehr zufrieden mit ihnen. Ach ja leichter sind sie auch noch. [Nachtrag 2012: omg, die besten Stiefel, die ich jemals hatte. Benutze sie in 3. Generation immer noch fast täglich.]

Zum Dienstschluss blubbern wir dann nach Hause. Mal wieder unfallfrei.

Nachmittags lege ich mich hin. Habe geplant heute abend noch nach Braunschweig zu nem Laden zu fahren, da war ich letztens schon mal. Ich stelle mir keinen Wecker weil ich nicht soo müde bin. Wache dann auch wieder auf, habe ein latent schlechtes Gefühl im Magen. Nicht dass mir übel wäre - eher wegen der Uhrzeit. Licht an - gugg - 01:57h. Fuck. Nu lohnt es sicher nicht mehr noch duschen zu gehen und loszufahren. Damn, ich habe soeben meinen Freitagabend verschenkt.

Verbringe nun einen Teil der Nacht vorm PC weil ich nicht mehr schlafen kann - penne dann erst wieder von halb sechs bis ca. neun Uhr. Das is doch nicht gesund.

Tag 238 - Samstag, 25-02-2006 Saturday nightfever... is dann leider nicht wirklich weil die Veranstaltung, auf die ich mich begebe nicht den erwarteten Erfolg bringt. Der Veranstalter ist auch unzufrieden... "Bei der Besucherzahl hab ich grad mal die Kohle für die Flyer wieder drin..."
So is das, shit happens.

Tag 239 - Sonntag, 26-02-2006 Aufstehen, schnell frühstücken, Sachen packen, alles ins Auto schmeißen, R. abholen und nach Germersheim fahren. Müssen bis 19h da sein. Die Fahrt verläuft besser als erwartet und wir kommen bereits gegen 16:30 an. Hier dann einchecken, Stube beziehen und etwas Papierkram loswerden.
Ich lege mich nicht allzu spät ins Bett - fühle mich irgendwie nicht sonderlich gut und bin müde. Penne auch bald weg.
Ich werd hier nicht viel zu schreiben weil es bislang ziemlich schnarchig ist. Die Stuben sind gut, die Kantine ist schlecht. Amen.


Woche 34 | Stammeinheit II: Schortens

Tag 240 - Montag, 27-02-2006 Nun, wir erhalten eine kurze Einweisung in den Lehrgang, werden in Gruppen aufgeteilt und legen los. Es beginnt für uns mit einer MG-Ausbildung. Es gibt nämlich Lehrgangsteilnehmer, die noch nie ein MG benutzt haben. Und das sind erschreckenderweise oft recht hohe Dienstgrade. Das höchste, was unter uns rumfleucht, ist ein Major. Schon recht anständig.
Also vormittags MG-Ausbildung. Chrrrzzz.. lame.
Mittagessen. Ist ok. Gut ist anders.
Nachmittags theoretischer Unterricht über... äääh... schon verdrängt. Und das war erst gestern. Jedenfalls kannte ich das zu 95% schon. Jaja.
Abends kurz die Stadt besuchen, sofern man von einer Stadt sprechen kann. Brauchen nämlich einen Wasserkocher um Cappucino produzieren zu können.
Später wage ich mich unter die Dusche. Reicht grad zu Haarewaschen und grober Körperwäsche, dann flüchte ich wieder weil das dämliche Wasser zu kalt ist. Saftladen.
Dann... ChrrrzzzZzzZzzzz...mehr kann man hier auch nicht machen. Um mich sinnlos zu betrinken fühle ich mich nicht in der Stimmung, in der Stadt ist nix los.
Habe noch ein wenig gelesen.

Tag 241 - Dienstag, 28-02-2006 Auch heute schnarchiges Prog. Vormittags Einweisung in die BW-Kettensäge (Fichtenmoped), welche ich für völlig lächerlich befinde. Nicht die Säge sondern die Einweisung. Die Säge ist ok. Am schlimmsten ist ja, dass man zum eigenständigen Nutzen einer Kettensäge beim Bund eine 4-tägige Einweisung braucht und dann eine Art Benutzerlaubnis erhält. Für eine verdammte Säge! Kranke Welt.
Andererseits schaffen viele Soladen es ohne irgendwelche Hilfsmittel, versehentlich Anschläge auf sich selbst zu verüben. Möglicherweise doch nicht so dumm.

Dann noch Einweisung auf diverse andere Kleingeräte und das sogenannte Typ-2-Zelt. Dieses ist ziemlich geil, kostet aber auch 25.000 . Basiert aber auf einem guten System.

Mittagessen. Ist wieder okay, aber gut ist anders.

Nachmittags Unterrichte über Umgang mit Medien, Stressbewältigung im Auslandseinsatz und noch irgendwas. Während ich mit einem halben Ohr zuhöre bringe ich ein passables Bild zu Papier. Hab mir extra nen Bleistiftset und nen Blanko-Buch mitgenommen. Gestern war übel schnarchig. Ist also eine gute Entscheidung gewesen.

Was abends passiert kann ich noch nicht genau sage, weil es jetzt grad erst 19:24h ist. We'll see.

Tag 242 - Mittwoch, 01-03-2006 Nun, wir schreiben jetzt grade den Mittwoch der folgenden Woche. Und ich kann wirklich nicht rekonstruieren, was wir nun so an Unterrichten hatten. Ist auch egal, weil die Woche insgesamt langweiliger Natur ist. Ich spare mir einfach Einzelheiten und fasse kurz zusammen.

Wir haben diese Woche als nur Theorie. 80% der Inhalte sind mir - und auch den übrigen Objektschützern, welche gute 50% unseres Lehrganges ausmachen - bereits bekannt. Was die Sache nicht grade interessanter gestaltet.

Das Essen in der hiesigen Truppenküche ist im Vergleich zu Unserer mies. Hierzu habe ich von einem Kameraden heut beim Essen eine kleine Anekdote gehört, die er erlebt hat: In besagter Truppenküche machte er - im Küchenbereich - eine Katze aus. Katze in der Küche... moment. Darf nicht sein weil unhygienisch...

"Sie haben da ne Katze in der Küche sitzen!"
"Ja, das wissen wir."
"Ja und, wollen Sie die da nicht mal schnell rausnehmen??"
"Nein."
"Ja warum denn nicht??!"
"Seit wir die Katze haben, haben wir keine Ratten mehr!"
Soviel dazu.

Meine Abende verbringe ich wahlweise mit Lesen und Schlafen oder mal die Stadt angucken. Die Stadt ist hässlich.

Auf dem Dienstplan der nächsten Woche ist 'Handlungstraining' ausgeschrieben. Das gibt schon mal Aussicht auf praktische Betätigung. Vielleicht wird es ja dann interessanter...

Tag 243 - Donnerstag, 02-03-2006 S. gestern.

Tag 244 - Freitag, 03-03-2006 BW-mäßig: S. Mittwoch.
Wir erhalten pünktlich Dienstschluss und setzten uns nach Hause in Bewegung. Hier schneit es inzwischen gewaltig, was die Heimfahrt etwas erschwert. Richtung Norden wird es aber zunehmend angenehmer.
Abends Capitol. War mal wieder ganz nett, besser als die letzten Male.

Tag 245 - Samstag, 04-03-2006 o.0

Tag 246 - Sonntag, 05-03-2006 Joa, wieder ist ein Sonntag vergangen. Gegen 19h fahren wir zu unserem kleinen Auslandseinsatz gen Süden. Keine Zwischenfälle.


Woche 35 | Stammeinheit II: Schortens

Tag 247 - Montag, 06-03-2006 Heute gibt es noch nichts vom versprochenen Handlungstraining sondern wieder nur graue Theorie. Ruhiger Tag. Abends gucken wir Scarface und gehen schlafen. Klasse Film.

Tag 248 - Dienstag, 07-03-2006 Ja, heute gibt es schon einen Hauch vom Handlungstraining. Muss erstmal tief in mich gehen um herauszufinden was da so abging.
Vormittags erhalten wir - neben etwas Theorie - eine theoretische Einweisung in das Handlungstraining. Echt jetzt.
Nachmittags, jetzt erinnere ich mich wieder, haben wir den sogenannten 'Marsch auf Kfz'. Ganz was für Faule. Ist ähnlich wie der irgendwo oben mal erwähnte Spähtrupp auf Kfz. Tonner besteigen und durch den Wald eiern.
Unterwegs ein paar Lagen. Demonstranten auf dem Weg, die eine Weiterfahrt verhindern wollen. Erst gut zureden. Hilft nichts also deren Führer rausgreifen und festsetzen. Dann durchsuchen. Bevor wir die Chance erhalten uns auch noch mit den anderen Lagendarstellern zu prügeln, wird die Lage abgebrochen und wir fahren nach einer schnöden Nachbesprechung weiter.
Nächste Lage: In einem eher simulierten Dorf Prügelei zwischen zwei ethnischen Gruppen und die wollen auch noch einem UN-Mitarbeiter an den Kragen.
UN-Fuzzi retten, Prügelei trennen, Leute festsetzen und durchsuchen... bla. Dann nach weiterer Schnöder Nachbesprechung weiterfahren.
Dann treffen wir auf einen Kerl, der ein UXO (zur Erinnerung: Unexploded Explosive Ordnance) in der Hand hat.
Kerl dazu bringen das Ding abzulegen. Teil markieren, Kerl ausfragen wo er das her hat und ob da noch mehr liegen. Dann weiterfahren.
Bisher sind gute zwei Stunden vergangen und der Dienstschluss nähert sich.
Letzte Lage: Während der Fahrt werden wir aus dem Wald heraus von einem MG-Schützen unter Feuer genommen. Instinktiv schießen die meissten Angehörigen des Objektschutz zurück :-D
In der Nachbesprechung zeigt sich, dass dies auch richtig war.

So viel für heute.

Abends haue ich mich ins Bett, eigentlich ohne das Ziel zu schlafen. Schlafe doch ein und wache mit mehr Klamotten am Leib als mir lieb ist morgens wieder auf. Börks.

Tag 249 - Mittwoch, 08-03-2006 Ich komme grade zu dem Schluss, dass die Lagen hier auch nicht beschreibenswert sind. Meine Highlights des Tages sind 'Main Gate', weil ich da den Führer raushängen lassen darf - also Personal einteilen wie ich Lust hab, sowie die letzte Lage des Tages, bei der wir eine Patrouille machen, bei der wir Verletzte aus einem Gebäude retten müssen. Spaßig für mich deswegen, weil ich Melder bin und die Opz nicht wie gewohnt Deutsch mit uns spricht sondern diesmal fremdländischer Natur ist. Also Englisch quatschen. Habe meinen hellen Spaß dabei und funke mir nen Wolf. :o)

Am Abend haben wir eine Art von Zugabend. Erklär ich nicht näher. Essen und Trinken halt. Verbringe weit mehr Zeit dort als geplant - über drei Stunden. Unterhalte mich eigentlich die ganze Zeit mit einem Feldwebel der Reserve. Ungefähr der älteste Kerl bei uns, 46 wenn ich mich nicht täusche. Hat aber den Ultra-Plan von Waffen, was das Gespräch für mich recht lehrreich macht. Wahrscheinlich lehrreicher als der ganze Leergang hier. Außerdem war er in Afghanistan und ist auch hier gesprächswillig. Auch sehr interessant, was er so von sich gibt.

Irgendwann ist aber auch gut und ich verdrücke mich in meine Gefilde.

Tag 250 - Donnerstag, 09-03-2006 Den heutigen Vormittag verbringen wir wieder mit Handlungstraining. Es regnet und die Lagen sind nicht sonderlich erbaulich. Nicht zu meinem Leidwesen latschen wir dann zurück in die Kaserne. Das war's dann auch schon mit Handlungstraining. Krass viel gewesen. [/ironie]

Nachmittags findet Waffen- und Materialabgabe statt, damit das schon mal vom Tisch ist. Schlussendlich gucken wir noch einen Film, der während des Handlungstrainings entstanden ist. Und zwar von den simulierten Pressemitarbeitern, die umhergetigert sind um Unruhe zu stiften. Das ist dann stellenweise ziemlich lustig. Kann leider keine Zitate mehr rekonstruieren die verwirrt in die Kamera schauende Soldaten so von sich gaben.
Dann Abendessen zu sich nehmen und nachher werd ich noch meinen Krempel packen und ins Auto schmeißen. Vielleicht sollte ich auch ins Mannschaftsheim gehen und mich sinnlos betrinken damit die Nachhausefahrt für die Mitfahrer nicht so langweilig wird. "X., komm von der Gegenfahrbahn runter mann!!" "Chrrrzzz..."
cya.

Tag 251 - Freitag, 10-03-2006 Nun, meinen heutigen Tag kann man gut und gern aus dem Kalender streichen. Stört mich überhaupt nicht. Morgens putzen wir ein paar Dinge, geben ein paar Dinge ab und warten. Bis dann jemand ein paar liebe Worte an uns richtet und uns in den Dienstschluss schickt.
Toll... als ob man das nicht schon gestern hätte machen können?! Grrfxt.

Unterwegs werde ich noch schön geblitzt, was dem Tag nicht grade die positivste Wendung gibt. Immerhin ist der Leergang zu Ende.

Ansonsten nimmt das Wochenende seinen üblichen Lauf.
o.0

Tag 252 - Samstag, 11-03-2006 WE.

Tag 253 - Sonntag, 12-03-2006 WE.


Woche 36 | Stammeinheit II: Schortens

Tag 254 - Montag, 13-03-2006 Um mich kurz zu fassen: Wir sind den ganzen Tag im Büro beschäftigt. Heute sogar recht effizient. R. bekommt seine Bestätigung rein, dass er jetzt FWDL-er ist. D.h. er hat unsere Stube bald für sich allein. Ich bekomme schon ein paar Daten wegen meiner Entlassung, die ja nun bald ansteht. Darf schon am 28.03. statt am 31. gehen - warum auch immer. Stört mich eigentlich wenig.

Tja Leute, bald gibt's nix mehr zu lesen :p

Morgen habe ich Wache. Bin ick ma gespannt wie dat so wird.

Tag 255 - Dienstag, 14-03-2006 Heute hab ich Wache. Erstmal aber schön frühstücken gehen. Danach Sachen schnappen, also Rucksack, Schlafsack, Laptop und so und dann zur Hauptwache eiern, zusammen mit fünf Kameraden.
Hier kurze Einweisung und so. Dann eine 'Schicht' aussuchen. Habe erstmal bis 12h Pause, welche ich direkt nutze um mich hinzulegen. Toll, schön den Vormittag verschlafen. Sehr entspannend.

Zur Wache an sich gibt es nich viel zu sagen. Kanone empfangen, ans Tor stellen und fleißig Ausweise prüfen. Passiert nüscht besonderes. Ist im Gegenteil ziemlich langweilig.
Das geht dann die ganze Zeit so.. bissl schlafen ... bissl zocken... bissl Wache schieben. Alles in allem recht lahm.

Tag 256 - Mittwoch, 15-03-2006 Kurz vor acht morgens sind dann alle Ablösungszeremonien vollbracht und wir nehmen unser Zeug auf um zu unserem Staffelgebäude zurückzukehren. Hier dann kurz melden und in Ruhe frühstücken gehen. Dann - ebenfalls in Ruhe - duschen. Tut guuut.
Nun, gegen 10h ins Büro sickern und Papier wenden. Bin nicht sonderlich motiviert. Zum einen weil ich wohl recht müde bin, zum anderen weil das Büro-Zeug inzwischen etwas viel wird. Außerdem ist mein Gruppenführer nicht anwesend, es ist also nur halb so lustig im Büro.
Bis zum Dienstschluss im Büro rumtüdeln, dann kurz zwecks Einkauf in die 'Stadt' fahren und danach abends Underworld II gucken. Ganz netter Film.
Dann Ruhephase.

Tag 257 - Donnerstag, 16-03-2006 Heute im Dienst nur Bürozeug. Keine besonderen Vorkommnisse.
Abends mit R. laufen gehen, danach mit R. trainieren gehen. Bissl Sport tut mal wieder gut, ist zu kurz gekommen in letzter Zeit.
Jetzt wohl gleich schlafen. Muss ja fit für's Wochenende sein :) Good nite.

Tag 258 - Freitag, 17-03-2006 Ein entspannter Freitag nimmt grade seinen Lauf. Sitze im Zugführerbüro und brenne dem Feldwebel eine DVD. Ansonsten nicht viel gemacht heute. R. hat sich nen Berghausrucksack im Lhd gekauft und ich war in der Sanstaffel um Termine für's Impfen zu klären. Gleich geht's nach Hause. Wochenende, juhuu. Mein vorletztes BW-WE. =)

Abends geht's einmal mehr nach Bielefeld. Ist ziemlich gut - angenehme Nacht.

Tag 259 - Samstag, 18-03-2006 No comment. Gestern war besser. :-|

Tag 260 - Sonntag, 19-03-2006 Siehe gestern. Das Wochenende endet mit einem kleinen Plattencrash auf meinem Heimrechner. Ärgerlich. Aber hab ja bald viel Zeit zum Datenretten.
F. und ich haben uns außerdem letztes und dieses WE ein paar Wohnungen angeschaut und uns ziemlich sicher für eine entschieden. Ziehe also bald aus dem Elternhaus aus. Hoffe das fetzt.
Abends trete ich meine letzte BW-Anreise an. Nächstes WE kann ich nicht nach Hause weil ich Samstag Wache hab - Wochenende versaut.


Woche 37 | Stammeinheit II: Schortens

Tag 261 - Montag, 20-03-2006 Auf meine letzten Tage hier werde ich wohl endgültig vom Infanteristen zum Bürosoldat. Grml. So war das ja nu nicht geplant. Also ganzen Tag im Büro sitzen. Mein Gruppenführer ist immer noch weg, somit also auch der große Spaßfaktor. Immerhin sind zwei von unseren Stuffzen da. Einer von ihnen stellt sich zu meiner Freude als Freund kleiner Basteleien heraus... erstmal ein wenig fachsimpeln. Schon mal auf die Idee gekommen eine Tube Schuhcreme mit Sprengstoff zu präparieren? Er schon. :)
Das weckt dann auch bei mir verborgene Energien und so basteln R. und ich des abends eine kleine Ladung in eine Cappuccino-Dose. Diese wollen wir dann morgen im Büro deponieren und warten bis sich jemand von der Führung damit die Augenbrauen versengt.
Weil Material fehlt müssen wir nochmal in den Supermarkt. 2x 9V-Block, Alufolie und Kabel müssen her.
Im Endeffekt scheitern wir vorläufig weil die beiden Blöcke zu wenig Saft liefern. Für morgen ist die Anschaffung weiterer zwei Blöcke geplant um unser Vorhaben abzuschließen. Ich werde berichten.
Schönen abend.

Tag 262 - Dienstag, 21-03-2006 Mein Gruppenführer ist zu meiner Freude wieder da. Das macht den Tag im Büro gleich viel unterhaltsamer. Haben sehr viel Spaß, zumal er immer wenn er anwesend ist auf irgendeine Art Terror schiebt. So sticht er irgendwann z.B. einen Gummiball mit einem Bleistift ab, während er ihm in beruhigendem Tonfall gut zuredet wie einem Sterbendem... "Jaa... gleich ist es vorbei.. es dauert nicht mehr lange…"

Ansonsten nur Büroarbeit. Keine weiteren Vorkommnisse.

Abends basteln wir an der Cappuccinodose weiter. Nach guten 2 1/2 Stunden ist es so weit und ich halte sie für Funktionsfähig. Morgen mal ins Büro schmuggeln und in der Nähe der Kaffeemaschine platzieren.

Aber erstmal schlafen.

Tag 263 - Mittwoch, 22-03-2006 Moin.
Es interessiert jetzt sicher alle am meisten, was mit der Dose passiert. Also. Wir schaffen es unlängs nach Dienstbeginn, sie im Büro zu platzieren. Zur Zündung reicht es nun, die Dose zu bewegen.
Bislang haben wir nur zwei Mitwisser. Mein Gruppenführer und der Stuffz. Der Stuffz ist quasi bei meinem Oberfeld in der Ausbildung gewesen und deswegen genau so gestört.
Das Oberfeld hat wohl früher grundsätzlich auf Übungen irgendwelche kleinen Ladungen gebaut und sie dann seiner Führung untergejubelt, was dazu führte, dass unser Leutnant herumstehende Schachteln und Ähnliches immer zuerst vom Tisch fegte und sie erst danach öffnete.
Wäre gern dabei gewesen.

Die Dose steht jedenfalls den Großteil des Vormittags unbelangt an ihrem Platz, bis der Stuffz auf Aufforderung vom Oberfeld, welcher wohl etwas Chaos stiften möchte, die Cappuccinosorten prüft, wobei er die herumstehenden Dosen natürlich bewegt. Dann auch meine. Was passiert? Richtig. Nichts. Grrfxt...
Muss dann vom Oberfeld einen äußerst tadelnden Blick und nen Spruch ertragen.
Beschließe in der Mittagspause Reparaturen vorzunehmen.
Tue ich dann auch, doch im Laufe des Nachmittags zeigt sich, dass ich den Fehler noch nicht gefunden habe. Nämlich als wieder jemand die Dose bewegt. Der stellv. Zugführer, Hauptfeld seines Zeichens, öffnet sie nämlich und brabbelt etwas von "das hat wohl nicht geklappt" nachdem er das Gewirr aus Drähten darin entdeckt hat.

Der normale Tagesdienst ist eher schnarchig. Papierzeug. Bin nicht sonderlich motiviert, besonders weil mein kleines Kunstwerk nicht funktioniert hat.

Nach Dienstschluss suche ich als erstes den Fehler. Dieser ist nicht mal auf meinem Mist gewachsen. Der Kontakt zum 9V-Block war nämlich unterbrochen. Ärgerlich, wir hätten sonst eine Menge Spaß gehabt. Oder jemandem die Augenbrauen brandgerodet.

Später fahren wir noch nach Wilhelmshaven um dort was zu erledigt. Mehr Interessantes fällt heute nicht an. Hätte schon Lust, meine Führung noch zu spreng-piesacken, aber jetzt brauche ich ein völlig neues Konzept. Vielleicht fällt mir ja am Wochenende was ein.

R. und ich haben übrigens versucht, uns am Freitag Urlaub zu nehmen. R. muss nen neuen Perso holen und ich... naja. Weiss auch nich warum ich das gemacht hab. Verlängertes Wochenende vielleicht. o.0 Hab ich eh bald auf Dauer.

Zweifelhaft ist aber ohnehin noch, ob der Urlaubsantrag durchkommt, denn am Freitag ist Kommandeurübergabe. Will sagen das Objektschutzbataillon bekommt einen neuen Kommandeur. Niemand hat wirklich Bock darauf, weil wir den komischen blauen Dienstanzug tragen und wohl viel formales Gebrabbel ertragen müssen. Fast schlimmer als eine kalte Nacht im Alarmposten.

Ich geh dann wohl jetzt auch bald schlafen. Bin grenzenlos unmotiviert.

Mein Oberfeld ist morgen auch schon wieder weg. Der geht sich die Höllenwoche bei der KSK-Aufnahmeprüfung antun, weil er sich hier unterfordert fühlt. Drücke die Daumen.

So, schluss jetzt. Nacht.

Tag 264 - Donnerstag, 23-03-2006 Nachtrag 2012: Meine Aufzeichnungen, die ich von gaaaanz am Anfang genannter Festplatte retten konnte, enden an dieser Stelle. Die letzten paar Tage müssen also aus dem Gedächtnis rekonstruiert werden. Da ich das Tag für Tag nicht mehr hinbekomme, fasse ich einfach am Stück zusammen.

Ich erledige meine Auskleidung. Also diverse Ausrüstung wieder abgeben und Laufzettel abhaken. Papierkrams. Die Stimmung ist eher gedrückt.

Anekdote von der Auskleidung:
[Abgeben der Hundemarke in irgend einem Büro]
"Sie haben Ihre Marke ja sicher auch verloren, oder?"
Ööööh… (jeder will seine Marke gerne behalten und gibt sie deshalb als verloren an)
…JA!
"Na dann machen wir das mal so fertig".

Wir setzen Operation Cappuccinodose noch erfolgreich in die Tat um; es erwischt OFw E. Große Erheiterung, keine Verletzten. E. war amüsiert-shockiert.

An meinem letzten Abend großer Umtrunk im Mannschaftsheim. Das erste mal hier in Schortens, sonst war nie Zeit für sowas. Am nächsten Morgen geht es mir ziemlich elend ;)

Dann brechen die letzten Minuten an. Verabschiedung von allen, die grade da sind. Leider treffe ich meinen Gruppenführer nicht mehr, wobei mir das am wichtigsten gewesen wäre. Viele Grüße, OFw B., es war großartig!

Kurz darauf sehe ich das Kasernentor im Rückspiegel kleiner werden. Ein trauriger Moment. Doch man soll nach vorne sehen. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt.


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